Die Gesellschaft ist ungerecht: Wenn sich ein Mann erkennbar sexuell austobt, findet das häufig die Anerkennung des Umfeldes - ein toller Hecht! Anders die Frau, die schnell ihren Ruf als Schlampe oder sogar gleich als 'die größte Schlampe der Nachbarschaft' weghat. Woher kommt diese Diskrepanz?
Hand aufs Herz, wer kennt die folgende Situation nicht? Frau hat einem Mann beim Online-Dating einen Korb gegeben oder steht nicht auf die von ihm geliebten Sexpraktiken. Und schon kommt die Frage, ob man nicht eine ähnlich hübsche Schwester, Cousine, Mutter oder andere weibliche Verwandte habe, die vielleicht Lust auf ein Treffen habe … Wie kommt es dazu? Inwiefern sorgen Fantasien dafür, dass sich manch ein Mann auf diesen Holzweg begibt? Und geht das Ganze wirklich immer schief?
Nie zuvor waren die Menschen hierzulande so offen und aufgeklärt wie aktuell. Selbst zuvor als anrüchig betrachtete Spielarten, etwas aus dem Fetisch- oder BDSM-Bereich, sind mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert. Die 50 Shades of Grey-Filme wären vor drei Jahrzehnten sicher nur in einschlägigen Programmkinos gezeigt worden. Mittlerweile hat es dieses Genre aber längst in die großen Filmpaläste geschafft. Ein anderes Beispiel ist die Dildoparty. Vorrangig Frauen informieren sich dort so selbstverständlich über Sextoys, wie sie es früher nur über Plastikschüsseln gemacht haben. Schwieriger wird es in der trauten Zweisamkeit. Wie kann man der*dem Partner*in die eigenen sexuellen Wünsche offenbaren?
Wie das englische Verb „to response“ (antworten) verrät, reagieren sexuell responsive Menschen mit eigener sexuellen Erregung darauf, dass ihnen jemand einen erotischen ‚Startreiz‘ bietet. Sie selbst jedoch sind im Alltag nicht permanent scharf oder denken von sich aus an Sex. Bei ihnen ist das Motto „Appetit kommt beim Essen“ also eindeutig Programm. Was nur eben nicht bedeutet, dass sie deswegen auch kochen würden. Gleichzeitig ist sexuelle Responsivität aber auch nicht mit Asexualität zu verwechseln. Denn sexuell responsive Personen haben durchaus Lust auf körperliche Leidenschaft, Sex und Co. Sie wünschen sich nur einen überspringenden Funken.
In Deutschland gibt es laut Statistischem Bundesamt rund 8,1 Millionen alleinlebende Männer. Schon diese Tatsache widerlegt die noch immer gern gepflegte Einstellung, dass Hausarbeit reine Frauensache sei. Und auch dort, wo Frauen und Männer zusammenleben (sei es als Paar oder mit Familie), kann man die Rollen immer seltener im althergebrachten Schema verteilen. Schließlich geht die Mehrheit der Frauen mittlerweile einer geregelten Arbeit nach. Es ist also eine Sache der Fairness, wenn beide im Haushalt gleichermaßen die Ärmel hochkrempeln. Das sorgt für Harmonie – und damit oft auch für mehr Lust an der Lust.