Eine Jungfrau hat nicht nur in der Erotik, sondern auch in der Kultur und der Religion einen ganz besonderen Stellenwert. Die junge Frau, die in ihrem Leben noch keinen Sex hatte, ist ein Symbol für Jugend, Reinheit und Keuschheit. Die Heilige Jungfrau Maria und ihre vermeintlich unbefleckte Empfängnis (= Christi Geburt) ist auch außerhalb des Christentums ein vielfach verehrtes Idol. In der englischen Sprache spricht man von der ‚Virgin‘.
Was ist eine Jungfrau?
Im Wortsinn handelt es sich um eine bis dato keusche Frau. In anderen Hinsichten ist die Jungfrau zwar als Hauptwort fast komplett verschwunden, gehört als Adjektiv aber weiterhin zum Sprachgebrauch. Beim ersten Sex wird man ‚entjungfert‘ ... und dieser Begriff ist auch gebräuchlich, wenn Männer oder Frauen ihren ersten passiven Analsex haben. Außerdem verwendet man diese Bezeichnung in der Erotik, wenn man von einigen Dingen bisher keine Ahnung hat. Es ist also möglich, dass selbst Menschen im fortgeschritteneren Alter bei bestimmten Sexpraktiken angeben, noch ‚jungfräulich‘ zu sein.
Was ist das Besondere am ersten Mal?
Der erste Sex oder eine intensive, zum ersten Mal gemachte Erfahrung ist für viele Menschen ein ganz besonderer Augenblick. In nicht seltenen Fällen handelt es sich um ein Schlüsselerlebnis, das die eigene Perspektive in eine radikal neue Richtung lenkt. Auch Menschen, die an diesem Moment teilhaben (und ihn im besten Fall so perfekt wie möglich machen), können an diesem Glücksgefühl partizipieren. Bereits der Zauber des Augenblicks allein kann für einen sexuellen Kick sorgen. Die Gewissheit, die oder der Erste zu sein, unterstreicht das eigene Ego. Überdies wird oft von einer zarten Naivität berichtet, mit der eine Jungfrau ihr erstes Mal erlebt. (Es muss allerdings in der Realität nicht immer zutreffen, das jemand ausschließlich zart und naiv ist ...)
Worauf sollte man achten?
Gerade dann, wenn man einem ersten Mal eine besondere Bedeutung beimisst, sollte man dabei keine Kompromisse machen. Das gilt im Besonderen, aber eben nicht nur beim Sex.
Der erste Geschlechtsverkehr hat im Leben vieler Mädchen und Frauen nach wie vor einen besonderen Stellenwert. Zwar kann und sollte man ihn nicht minutiös durchplanen. Trotzdem sollte man sich lieber nicht im Überschwang der Gefühle für den Falschen entscheiden. Einige junge Männer legen es beispielsweise darauf an, mit ihrem Charme eine Jungfrau nach der anderen herumzubekommen, um sie danach gleich wieder zu vergessen. Zu oft folgen dem erotischen Spaß bittere Tränen, die aber eigentlich vermeidbar wären.
Auch sollte man verschiedenen Mythen und Legenden zu diesem Thema keinen Glauben schenken. So ist es ein reiner Aberglaube, dass Sex mit einer Jungfrau vor (Geschlechts-)Krankheiten schützt.
Der überhohe Stellenwert des ersten Mals kann natürlich auch negative Seiten haben. Männliche ‚Jungfrauen‘ sehen sich häufig mit einem hohen Leistungsdruck konfrontiert, während sich die junge Frauen eher viele Gedanken über den richtigen Zeitpunkt machen.
Für potenzielle (Sex-)Partner*innen gilt:
Sowohl männliche als auch weibliche Jungfrauen sind keine ‚Opfer‘, nur weil sie unerfahren sind – vielmehr sollten sie sich trauen, Wünsche und Bedürfnisse klar zu artikulieren und ggf. eben auch ‚nein‘ zu sagen. Ein sozial-erotisch kompetentes Gegenüber geht darauf ein und weiß im Zweifelsfall, wenn sich die Jungfrau irgendwie überschätzen sollte, auch im richtigen Maß zu bremsen. Und natürlich darf niemand niemanden beim ersten Mal zu ungeschütztem Verkehr drängen. Denn ‚SSC‘ (Safe, sane & consensual = sicher, verantwortungsvoll und einvernehmlich) gilt nirgendwo mehr als bei den ersten sexuellen Erfahrungen einer Jungfrau.