Bei der Libido handelt es sich um einen lateinischen Begriff, der sich mit Lust oder Begierde ins Deutsche übersetzen lässt. Im Englischen kennt man hierfür das lateinische Wort, alternativ gibt es auch die Abweichung ‚Liboido‘.
Was ist die Libido?
Kurz und knapp: Die Libido ist die Lust auf
Sex beziehungsweise Erotik. Eine Messtabelle für diese Lust existiert nicht, dennoch kann sie sich in einem extrem weiten Spektrum bewegen. Ist die Libido gar nicht oder übermäßig stark vorhanden und wirkt sich dies auf die Psyche beziehungsweise das Wohlbefinden aus, ist professionelle Hilfe angeraten. Für die allermeisten Menschen ist die individuelle Lust auf Sex allerdings ein Teil der eigenen Identität, den man nicht weiter hinterfragt.
Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede?
Diese Frage wird auch in Fachkreisen nach wie vor kontrovers diskutiert. Gemäß verschiedentlicher Untersuchungen haben Menschen mit männlicher Anatomie jedoch tendenziell einen stärkeren Sexualtrieb.
Die weibliche Lust ist eng mit dem Zyklus verknüpft: Viele Frauen haben an den furchtbaren Tagen vor dem Eisprung besonders große Lust auf Sex. Dieser Effekt ist auf das Hormon Estradiol zurückzuführen, das zur Gruppe der
Östrogene gezählt wird. Dass der Estradiol-Spiegel an den entsprechenden Tagen besonders hoch ist, macht evolutionsbiologisch absolut Sinn. Starke sexuelle Lust führt tendenziell zu mehr Sex, was ohne Verhütung zu mehr Schwangerschaften führt.
In der männlichen Sexualität spielt hingegen das Hormon Testosteron die wichtigste Rolle. Zwar schüttet der männliche Körper auch die „weiblichen“ Sexualhormone Estradiol und Progesteron aus (wie auch der weibliche Körper geringe Mengen an Testosteron ausbildet), doch die wirken sich kaum auf die Sexualität aus. Ein monatlicher Zyklus wie bei Frauen ist bei Männern nicht zu beobachten, trotzdem bleibt der Testosteronspiegel nicht auf dauerhaft gleichem Niveau. Während er morgens am höchsten ist, erreicht er am Ende des Tages seinen Tiefststand. So lässt sich erklären, dass Männer zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich große Lust auf Sex haben.
Die sexuelle Lust bei Transpersonen ist wissenschaftliches Neuland. Zuerst einmal wird die Libido hier von den individuell angeborenen Geschlechtsorganen beeinflusst. Doch mit einer Hormonbehandlung und womöglich einer geschlechtsangleichenden Operation können sich diese Vorzeichen fundamental ändern. Insbesondere durch die zusätzliche Einnahme von Testosteron beobachten viele Transmenschen eine gesteigerte Libido. Anders verhält es sich bei der Einnahme von Östrogen: Hier ist häufig eine sinkende Libido zu beobachten. Wenn sich der Organismus an das Hormon gewöhnt hat, steigt die sexuelle Lust aber in der Regel wieder an.
Auch das Leben selbst verändert die Lust auf Sex
Faktoren wie
- das Lebensalter,
- die Lebensumstände
- oder die individuelle Fitness
sind jeweils immens wichtig für die Lust auf Sex. Bei Menschen mit weiblicher Anatomie spielt zudem der Zyklus eine wesentliche Rolle: Während der Pubertät (insbesondere nach der ersten Regelblutung) steigt die Libido meistens an, um mit der Menopause möglicherweise wieder abzuflachen.
Auch die männliche Anatomie kennt hier eine ähnliche Kurve: Ab der Pubertät werden größere Mengen an Testosteron ausgeschüttet. Mit zunehmendem Lebensalter sinkt der Testosteronspiegel jedoch wieder ab. Etwaige altersbedingte (oder durch mangelnde Fitness verursachte) Potenzprobleme können sich zusätzlich als Lustkiller erweisen.
Gravierende, oft plötzlich auftretende Ereignisse wie
eine eigene, schwere Erkrankung |
eine ebensolche Erkrankung bei der*dem Partner*in oder einer nahestehenden Person |
eine Trennung von der*dem Partner*in |
tiefe Trauer (etwa nach dem Tod einer nahestehenden Person) |
ein Schockereignis oder |
eine Angststörung |
gehen an der sexuellen Lust ebenfalls nicht spurlos vorüber. Auch viele vormals sexuell aktive Menschen können sich in einer vollkommenen Lustlosigkeit wiederfinden. Diese kann temporärer oder dauerhafter Natur sein – und ggf. ärztliche Hilfe notwendig machen.
Was ist ein krankhafter Sexualtrieb?
Diese Frage wird gesamtgesellschaftlich anders beantwortet als in der Fachwelt. Fragt man beispielsweise nach der Meinung zu außergewöhnlichen Fetischen, werden diese von Fachleuten meistens nicht als gestört betrachtet. Viele (vor allem generell intolerante und / oder uninformierte) Menschen betrachten einen Fetischismus hingegen klar als krankhaft.
Auffällig ist jedoch, dass sich die Sichtweise der allermeisten Expert*innen sehr weitgehend mit der aktuellen Rechtslage deckt. Demnach gibt es zwei Hauptfelder, in denen eine krankhaft übersteigerte Libido vorliegt: Wenn sie sich im illegalen Bereich bewegt oder sie den Alltag der betroffenen Person permanent und dauerhaft negativ beeinträchtigt.