Obwohl eher Dummdoms dafür bekannt sind, BDSM-Beziehungen in Schieflage zu bringen, gibt es auch bei den Bottoms sogenannte Red Flags, die sich als schädlich für das Miteinander erweisen können. Besonders häufig kommen in diesem Zusammenhang Manipulationen und egoistische Verhaltensweisen vor. Und es existieren auch noch andere Varianten, die in diesem Zusammenhang nennenswert sind.
Die*der Bottom, das kleine unschuldige Wesen?
Leider nicht per se, denn unabhängig von der individuell gewählten Bottom-Variante (man denke etwa an Subs, Brats, Masochist*innen, Bunnies oder verschiedene Diener*innen) sind Respektlosigkeiten, abfällige Kommentare oder das aggressive Einfordern von der Erfüllung der eigenen Wünsche und Fantasien keine Seltenheit, wenn man manchen Doms, Sadist*innen oder Rigger*innen Glauben schenkt. Insofern ist es fast schon etwas überraschend, dass sich offenbar noch kein klarer Gegenbegriff zum
Dummdom durchgesetzt hat. Aber gut (oder auch eben nicht) …
Wann ist es sinnvoll, dass auch die*der Top die Beziehung zumindest unterbricht?
Sicherlich herrscht in Beziehungen insgesamt selten immer nur reiner Sonnenschein – und auch eine BDSM-Liaison stellt dabei meist keine Ausnahme dar. Wie bereits in anderen Artikeln thematisiert, kommt es daher auch in BDSM-Beziehungen darauf an, die richtige Mischung bei der sich weiterentwickelnden Dynamik zu finden. Was natürlich auch ein konstruktives Miteinander von Top und Bottom einschließt. Hat diese*r es jedoch mit einem Bottom zu tun, der unter anderen zu den folgenden Eigenschaften tendiert, sollte sie*er hellhörig werden:
Unaufrichtigkeit |
Ignorieren von Angaben des*der anderen |
totale Abgabe der Verantwortung |
Fehlen von Limits |
permanentes Fordern ohne Gegenleistung |
Erfinden von Ausreden |
dauerhafte Verweigerung |
BDSM als Mittel zur ‚Selbsttherapie‘, Top als Mittel zum Zweck |
Denn letztlich können sie dazu führen, dass ein*e Top nicht mehr den Handlungsspielraum ausnutzen kann, der eigentlich einvernehmlich besprochen wurde. Es ist also auch möglich, dass ein*e Bottom einseitig Absprachen bricht, was bei ihrer*ihrem Top wiederum zu einer Verunsicherung bezüglich einer fehlenden Verlässlichkeit führen kann. Und auch das unangenehme Gefühl, benutzt und mit Respektlosigkeiten konfrontiert zu werden, ist eines, was viele Tops kennenlernen.
Nicht zu vergessen, dass es für eine Beziehung in den wenigsten Fällen zuträglich ist, wenn eine*r der*dem anderen eine Verantwortung zwangsweise auferlegt, die diese*r vielleicht gar nicht tragen will oder kann. In diesem Zusammenhang ist auch noch einmal zu betonen, dass Lügen bezüglich bestimmter körperlicher und/oder psychischer Einschränkungen dazu führen können, dass ein*e Top eine bestimmte Situation trotz bestem Willen (und vielleicht auch prinzipiellem Können) falsch einschätzt. Das kann unter anderem Spielarten wie Schlag- oder
Atemspiele sowie Erniedrigungen betreffen und in der Folge zu zusätzlichem Konfliktpotenzial und einem zusätzlichen Vertrauensbruch führen.
Apropos Vertrauensbruch: Wenngleich
- AD(H)S,
- Autismus,
- Borderline,
- Burnouts,
- Depressionen,
- Trauma-Störungen und Co.
heute in BDSM-Beziehungen zum Glück nicht mehr aus der Kommunikation ausgeklammert werden, ist es doch wichtig, dass Bottoms damit immer offen und ehrlich umgehen. So sinkt die Gefahr, dass es zu einer Instrumentalisierung der*des Tops im Rahmen einer potenziellen ‚Selbstbestrafung‘ seitens der*des Bottoms kommt.
Wie können Tops und Bottoms eine solche Situation auflösen?
Auch in dieser Hinsicht lässt sich ohne eine aufrichtige Kommunikation und ohne Interesse an den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Gegenübers auf die Dauer nicht viel ausrichten. Ein respektloses Verhalten und das Vermitteln des Eindrucks, dass man keine Grenzen kenne und/oder brauche, sind bei einer gar nicht einmal so kleinen Zahl an Bottoms eher ein Ausdruck von Unwissen oder Übereifrigkeit. Trotzdem lohnt es sich – eventuell auch durch einen externen Denkanstoß darauf gebracht – zu hinterfragen, ob man sich wirklich so präsentieren möchte.
Dass dieser höflich und konstruktiv formuliert am besten ankommt und die größte Wirkung erzielt, liegt natürlich auf der Hand. Idealerweise vermeiden Tops daher unnötige Grundsatzdiskussionen über Höflichkeit mit Bottoms, die ohnehin nicht fruchten, wenn beide Seiten die Contenance verlieren. Es kann sich jedoch als absolut sinnvoll erweisen, ein Gespräch über Grenzen (und zwar auch jene der*des Tops!) zu führen. So bekommen auch Bottoms ein Gefühl dafür, dass es sich nicht um eine Einbahnstraße handelt.
Außerdem hat jede*r Top natürlich auch das Recht, selbst von einem Safeword Gebrauch zu machen und bestimmte Spielarten komplett auszuschließen. Oder sie zumindest bis auf Weiteres nicht in eine Session einzubauen, wenn ihr* ihm dies nicht sicher und sinnvoll erscheint. Denn letztlich entscheiden Top und Bottom einvernehmlich, wie der grundsätzliche Handlungsspielraum der*des Tops aussieht (und wie er aktualisiert wird)
Und dann kommt es natürlich auch auf die gegenseitige Verlässlichkeit und das entsprechende Vertrauen an, die nicht nur gewünscht, sondern auch jeweils geboten werden müssen. Schließlich stellen diese ja die Basis einer funktionierenden und gesunden BDSM-Beziehung dar.