BDSM Geschichten sind mehr als nur eine Form erotischer Literatur; sie sind ein Genre, das in die komplexen Themen von Macht, Kontrolle und Lust eintaucht. Während sich viele andere Sexgeschichten auf romantische oder körperliche Aspekte der Sexualität konzentrieren, bieten BDSM-Sexgeschichten einen Blick auf die dynamischen, von D/s-Elementen und/oder Sadomasochismus geprägten Beziehungen zwischen den Charakteren. In BDSM Erotic Storys geht es also nicht nur um den physischen Mehrwert von Praktiken wie Bondage, Impact Play und Co., sondern vorrangig um die geschilderten psychologischen und emotionalen Dimensionen.
Was versteht man unter BDSM Geschichten?
BDSM Geschichten sind erotische Erzählungen, die sich mit den Themen
Bondage |
Disziplin |
Dominanz |
Submission |
Sadismus |
und Masochismus |
beschäftigen. Der Clou dabei: BDSM Sexgeschichten dienen häufig nicht nur der schriftlichen Kopfkino-Präsentation von verschiedenen damit zusammenhängenden Fetischen und Praktiken. Vielmehr geht es in ihnen oftmals verstärkt darum, die Macht-und-Kontrolldynamiken zwischen den einzelnen Charakteren und die jeweiligen Entwicklungen abzubilden. Dabei können erotische BDSM Storys sowohl vorrangig der Unterhaltung dienen als auch einen sexuell-philosophischen Ansatz verfolgen.
Welche Sexgeschichten mit BDSM Einschlag sind besonders bekannt?
In die Rubrik der besonders berühmten BDSM Geschichten fallen unter anderem:
- Justine - vom Missgeschick der Tugend (1791 erstmals veröffentlicht): Bei diesem Werk handelt es sich um ein Werk des französischen Schriftstellers Marquis de Sade. Es erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die in einer Welt voller Laster und Korruption versucht, tugendhaft und moralisch zu bleiben. Dabei geht es de Sade aber nicht nur um die Schilderung von grausam-missbräuchlichen sadomasochistischen Sexpraktiken; vielmehr will er auch die Ideen des Determinismus, der Moral und der Natur des Guten und Bösen erkunden – und zwar auf eine provokative und teilweise schockierende Weise.
- Venus im Pelz (1870) ist eine Novelle von Leopold von Sacher-Masoch. Es ist sein bekanntestes Werk und basiert lose auf seinem eigenen Leben. Die Geschichte dreht sich um die Beziehung zwischen Severin von Kusiemski und der dominanten Wanda von Dunajew, die Severin in eine Welt der Demütigung und Unterwerfung einführt. Zudem ist Venus im Pelz für die Prägung des Begriffs „Masochismus“ wesentlich und lädt dazu ein, die Psychologie der Lust an der Unterwerfung zu erkunden.
- Die Geschichte der O (1954) ist ein erotischer Roman, den Anne Desclos unter dem Pseudonym Pauline Réage publizierte. Im Fokus der Erzählung steht O, eine junge Frau, die sich in eine Welt der sexuellen Unterwerfung und BDSM-Praktiken begibt. Dementsprechend bekannt wurde das Werk denn auch für seine intensiven Darstellungen von Machtdynamiken und weiblicher Unterwerfung.
- Und, last but not least: Fifty Shades of Grey. Dies ist eine beliebte Romantrilogie, die von E. L. James geschrieben und 2011 veröffentlicht wurde. Die Bücher folgen der Beziehung zwischen der jungen Studentin Anastasia Steele und dem vermögenden Geschäftsmann Christian Grey, der eine Vorliebe für BDSM hat. Die Reihe entwickelte sich zum weltweiten Bestseller, der die Mainstream-Aufmerksamkeit für BDSM deutlich erhöhte – nicht auch zuletzt aufgrund der anschließenden Verfilmungen.
Welche Elemente lassen sich in einer BDSM-Geschichte häufig finden?
Im Gegensatz zu „Vanilla“
Sexgeschichten konzentriert sich die Mehrheit der Verfasser*innen von BDSM-Geschichten auf die Machtverhältnisse und die Dynamik zwischen Dominanz und Submission. Es geht also verstärkt um die Erkundung der psychologischen und emotionalen Aspekte von Machtspielen. Andere Eroticstorys dagegen widmen sich oft stärker den romantischen und/oder körperlichen Aspekten der Sexualität.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Sexpraktiken in ihnen daher überhaupt keine Rolle spielen würden. Im Gegenteil; diese sind oft Mittel zum Zweck, um darüber hinausreichende Ideen zu transportieren – wie die folgenden Beispiele zeigen:
Machtverhältnis (Zusammenspiel von Dominanz und Devotion) |
Sinnesentzug |
Disziplin und Disziplinierungen |
Fixierungen |
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CNC – Metakonsens |
Verwendung von Augenbinden oder Ohrstöpseln |
Impact Play (unter anderem Spanking und Flagellation) |
Bondage und anderweitige Fesselungen |
Und das ist in den meisten Fällen noch nicht alles. Je nach Ausrichtung der Geschichte kann es auch darum gehen, bestimmte Verhaltensweisen des alltäglichen Lebens abzulegen oder neu anzunehmen – Stichwort „Dom formt Sub“. Dies betrifft zuweilen die vornehmlich die Optik einer der submissiven Figur (sei es durch die Auswahl bestimmter Kleidungsstücke oder durch
Markierungen an ihr).
Häufig ist das Ziel der „Reise“ jedoch auch, dass die*der Sub anderen Personen zur sexuellen Benutzung zur Verfügung gestellt werden kann. Ist dies der Fall, beleuchtet die Erzählung meist den Weg dorthin und die mit diesem verbundenen Wandelungen in Gedankengängen und Emotionen der*des Subs.
Worauf muss man achten, wenn man erotische BDSM Geschichten zumindest zu Teilen wahr werden lassen will?
Keine Frage, Sexgeschichten mit BDSM können ähnlich oder sogar noch erregender sein als gefilmter
BDSM Porn. Aber auch in diesem gilt (ähnlich wie bei so manchen entsprechenden Storys): Manchmal geht den Verfasser*innen ein wenig die Fantasie durch – oder sicherheitsrelevante Aspekte wie Safeworts und Einvernehmlichkeiten werden nicht mehr so umfangreich-kritisch (im positiven Sinne) thematisiert wie es vielleicht wünschenswert wäre.
Was sich also in einer BDSM Sexgeschichte als kleine Schwäche, letztlich aber nicht real schädlich erweist, kann im realen Leben, etwa auf Veranstaltungen, die auf
Die Geschichte der O basieren, aber dennoch als problematisch erweisen. Was nicht zuletzt daran liegt, dass BDSM nicht nur ein hohes Maß an Vertrauen, sondern auch an
- psychologischem Geschick und Einfühlungsvermögen
- möglichst genauen Kenntnissen von technischen und medizinischen Hintergründen bestimmter Praktiken
- sowie Rücksichtnahme auf die jeweiligen Grenzen der*des anderen, Einvernehmlichkeit, Vertrauen
- und umfassende Kommunikationsfähigkeiten
voraussetzt. Insofern spricht sicherlich nichts dagegen, wenn man sich von (gratis) BDSM-Sexgeschichten inspirieren lassen möchte. Man sollte jedoch in der Lage sein, Fiktion und Realität voneinander zu trennen und nicht voreilig etwas 1 zu 1 zu übernehmen, nur weil es im
Kopfkino besonders erregend war.