„Das ist doch Frauenkram!“ – Von wegen! Röcke für Männer blicken auf eine jahrtausendealte Tradition zurück und kommen jetzt allmählich wieder ziemlich groß in (erotische) Mode … Woran liegt das und inwiefern ist der Rock ein Kleidungsstück, mit dem man besonders gut mit traditionellen Geschlechtergrenzen spielen und sich (erotisch) selbst ausdrücken kann?
Männer in Röcken, wo gibt’s denn sowas?
Was noch vor ungefähr 10 Jahren für so manches Stirnrunzeln gesorgt hat, ist heute zwar noch nicht gang und gebe – aber in der Tat greifen inzwischen (wieder) immer mehr Männer zum Rock als Beinkleid. Und dabei verblüfft es eigentlich durchaus, dass er für sie so sehr in der modischen Versenkung verschwunden war, denn immerhin blickt er als Kleidungsstück an Männerbeinen auf eine beachtliche Geschichte zurück:
So war es in Ägypten und Israel in der Antike üblich, dass Männer aus der Oberklasse lange Gewänder trugen. Teilweise bedeckten diese, wie eine Tunika, auch den Oberkörper, oft waren Rock und Hemd jedoch getrennt voneinander. Kurze Röcke dagegen galten nur als Kleidung für die Arbeiterklasse, denn diese brauchte auf dem Feld viel Bewegungsfreiheit.
Bei den Griechen hingegen waren kurze Röcke für alle Klassen vorgesehen. Hier verhüllte man den Genitalbereich jedoch zusätzlich, indem man den Stoff zwischen den Beinen hindurch wickelte. Und die Römer kannte man ebenfalls in ihren weißen Tuniken und Togas. Bei Letzterer handelte es sich sogar um eine Art Kleid, das aus einem mindestens fünf Meter langem Stück Stoff bestand, das man lose um die Schultern drapierte und an dessen Design sich der Rang, das Alter und die Profession seines Trägers ablesen ließen.
Aber auch heute noch gibt es Länder, in denen das Tragen von Röcken auch für Männer zum Alltag gehört. Dazu zählen etwa
- Myanmar,
- Bhutan
- oder Fidschi.
Zudem ist es in vielen Orten in Südostasien sowie im Osten üblich, dass sich auch Männer zum Gebet ein Tuch um die Hüften binden oder sich mit einem kleidähnlichen Gewand verhüllen.
Und: Ebenfalls nicht zu vergessen: Der schottische Kilt, den traditionsbewusste Männer wie Sean Connery mit Stolz tragen – oder die Tatsache, dass der Rock in Griechenland bis heute fester Bestandteil der Militäruniform ist.
Oder mit anderen Worten …
Ursprünglich haben Männerröcke weder etwas mit rebellischer Fashion noch mit Sex zu tun. Kein Wunder, immerhin bieten sie viel Bewegungsfreiheit und sind praktisch. Was auch vor mehreren Jahrhunderten der Fall war.
Indes: Im Laufe der Zeit entwickelten sich Röcke immer mehr zu einem modischen Symbol für Weiblichkeit. Diese Entwicklung begann im 16. Jahrhundert, setzte sich im Laufe der Zeit fort und fand ihren Höhenpunkt im 19. Jahrhundert, als die Kombination aus Rock / Kleid und
Korsett für eine teilweise extreme, zuweilen auch gesundheitsschädliche Betonung der weiblichen Silhouette sorgte.
Im 20. Jahrhundert, insbesondere in den 1920er Jahren hingegen, begannen Frauen, kürzere Röcke zu tragen, was ein Zeichen für die zunehmende Freiheit und Unabhängigkeit der Frauen war. Wenig später ließe denn auch Hosen, Miniröcke,
Hot Pants und Co. für die Frauen grüßen. Was blieb, waren die Hosen für Männer. Doch allmählich erobern sich die Herrenröcke die Beinfreiheit wieder zurück.
Wie trägt Mann einen Rock?
Die Bandbreite an Röcken für Frauen ist groß; vom sexy
Minirock bis zu sommerlichen Maxi-Skirts und strengen Bleistiftröcken ist im Shop alles für sie dabei. Warum sollte das für Männer anders sein? Ist es aber tatsächlich (noch), denn aktuell ist eher eine überschaubare Anzahl an Modellen zu haben, die sich explizit an Männer richten. Zu diesen gehören zum Beispiel
der schottische, meist knielange, in Falten gelegte und um die Hüfte gewickelte Kilt |
der Wickelrock, den man sich um die Hüften wickelt und dann mit Schnallen oder Knoten befestigt |
der südostasiatische Sarong, der an einen Wickelrock aus leichten Materialien erinnert |
oder der elegante, oft über die Knie reichende und sehr elegant wirkende Plisseerock |
Je nach Stil des Rocks passen dazu ein einfaches T-Shirt oder Tank-Top; der Plisseerock kann aber auch mit einem Hemd schön aussehen. Und natürlich kommen auch Rollkragenpullover und Co. infrage, wenn das Rock-Modell das hergibt. Darüber kann man Pullover oder Jacken tragen. Und natürlich verleihen ein schicker Gürtel oder passender Schmuck dem Ganzen noch das gewisse Etwas. Ob leicht und verspielt, extrem extravagant oder rockig-kernig ist dann individuelle Geschmackssache. Man(n) sollte sich aber auf jeden Fall in seinem Outfit wohlfühlen. Wichtig ist dabei, sich wohlzufühlen. Denn wer als Mann ein Kleid oder einen Rock trägt, wird definitiv zum Hingucker!
Der Männerrock als neues Trendstück?
Schon 2021 ließen die Herbst- und Winterkollektionen vieler bekannter Modermarken vermuten, dass Männerröcke sich ihren Weg zurück in moderne Kleiderschränke bahnen.
So präsentierten in etwa
- Burberry,
- Louis Vuitton,
- Off-White,
- Dolce & Gabbana
- und Gucci
Laufstegmodels in langen als auch kurzen Röcken. Einige trugen darunter zusätzlich Hosen, bei anderen war der Rock wie bei einem Mantel vorn geöffnet.
Aber auch abseits des Laufstegs scheint der Rock bei Herren beliebter zu werden. 2022 zeigte sich Brad Pitt bei der Premiere seines Films „Bullet Train“ in Stiefeln und Rock; Harry Styles posierte für die „Vogue“ nicht nur im Rock, sondern auch im Kleid.
Dabei ging es den Stars nicht nur um den erhöhten Komfort durch die Beinfreiheit und gerade bei hohen Temperaturen, sondern auch um das Aufbrechen der traditionellen Geschlechterbilder. In Großstädten wie Berlin oder London sieht man immer öfter Männer, die Röcke in etwa auf dem Spaziergang im Park oder beim Shoppen tragen. Und auch im Nachtleben sieht man vermehrt Männer im Kleid oder Rock, denn schließlich ist inzwischen nicht mehr nur um Swinger- und/oder Fetischclub bekannt, dass Männer im Rock durchaus einen gewissen Sexappeal mitbringen. Apropos Sexappeal …
Das rockt – immer in Abhängigkeit von den eigenen erotisch-sexuellen Fantasien und Faibles
Wie bereits thematisiert, handelt es sich beim Rock prinzipiell nicht um ein Kleidungsstück, das sich eindeutig einem bestimmten Geschlecht zuschreiben lässt. Dennoch ist offenbar genau das inzwischen passiert – und spielt deshalb auch bei diversen erotischen Rollenspielen eine Rolle. Insofern lassen sich Röcke als optischer, Kleidungsstück gewordener Ausdruck von Macht oder Machtlosigkeit – man denke etwa an die Bekleidung der Zofe – nutzen. Ebenfalls kann es von erheblichem Vorteil sein, dass ein Rock den (nahezu) direkten Zugriff auf den Intimbereich und die Oberschenkel sowie den Hintern zulässt …
Last but not least können Röcke aber auch einfach als ästhetisches Element in erotischen Situationen dienen, das die Sinne anspricht und eine gewisse Spannung erzeugt, die das Erlebnis noch einmal intensiviert. Was man(n) selbst dabei in den Rock und in das Tragen des Rockes hineininterpretiert, ist dabei natürlich eine Frage des eigenen Geschmacks. Was es letztlich auch so spannend und den Rock zum perfekten Kleidungsstück für verschiedene (erotisch/sexuelle) Spielarten wie
macht. Das Schöne daran: Man(n) darf sich dazu eingeladen fühlen, sich selbst, seinen Körper und seinen Modegeschmack etwas genauer kennenzulernen. Und das gern aus den verschiedensten Perspektiven. Es gibt aber keine Pflicht dazu. Modewelle hin oder her. Von daher: Immer schön halblang machen … oder ganz lang … oder ganz kurz … 😉