Das ‚schmutzige Sprechen‘ ist keine erotische Spielart an sich, hat für viele Menschen aber durchaus eine lustfördernde Wirkung. In der deutschen Sprache gibt es kein exakt passendes Synonym für den Dirty Talk. Daher hat sich die englische Bezeichnung durchgesetzt.
Was ist der Reiz daran?
Für viele Menschen ist jede sexuelle Handlung, die über die Reiter- oder Missionarsstellung mit der*dem Partner*in hinausgeht, etwas Besonderes. Gerade jene Handlungen, die ein Stück weit unter die gesellschaftlichen Tabus fallen, üben auf einen großen Teil der Menschen einen großen Reiz aus.
Der Hauptgrund ist naheliegend. Ungewöhnliche sexuelle Handlungen haben den Nimbus des Verbotenen, ohne tatsächlich illegal zu sein. Den Dirty Talk kann man analog zur Verbrechersprache betrachten, auch wenn er bereits beim einfachen Sex beginnt. Gesellschaftlich akzeptiert sind Formulierungen wie ‚Sex‘, ‚Liebe machen‘ oder ‚miteinander schlafen‘. Im Dirty Talk dagegen ist eher von ‚ficken‘, ‚bumsen‘ oder ‚vögeln‘ die Rede.
Generell gilt: Je ‚schmutziger‘ die sexuelle Handlung, desto derber ist die jeweilige Bezeichnung. Dies wiederum wirkt wie ein gegenseitiger Verstärker. Wer ‚
Analsex‘ praktiziert, hat im Zweifel weniger Spaß an diesem Spiel als der ‘Arschficker‘.
Wer nutzt die derbe Sprache?
Tatsächlich ist Dirty Talk weiterverbreitet, als viele Menschen denken. Trotz aufgeklärter und zunehmend toleranter Gesellschaft wählt man im Allgemeinen eher blümerante Umschreibungen. In der
Pornografie, in Swingerclubs und in zahlreichen Schlafzimmern geht es allerdings weitaus derber zu. Teilweise ist dies sicher auch dadurch zu erklären, dass viele Menschen sich auch in anderen Belangen nicht in Schriftdeutsch ausdrücken. Sie sprechen vielmehr so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Zudem will man sich in gewisser Weise vom Alltag abgrenzen. Auf all jene, die sich generell gewählter ausdrücken, hat die derbe Ausdrucksform häufig eine besonders intensive Wirkung. Sie lässt sich dann aber auch als eine Art von
Rollenspiel verstehen.
Wo wird Dirty Talk gebraucht?
Neben dem Schlafzimmer oder dem Pornoset ist die derbe Sprache auch in der Hiphop-Szene gebräuchlich. Von dort aus fließt sie oft in den normalen Alltag ein. Insbesondere in den jüngeren Generationen ist oftmals ein Sprachgebrauch vorherrschend, der im erotischen Kontext kaum noch zu toppen ist.
Auch Kleidung und Accessoires tragen nicht selten Aufschriften wie
- ‚Sexy‘,
- ‚Bitch‘ oder
- ‚Fickstück‘,
wobei natürlich nicht alles alltagstauglich ist. Viele dieser Teile sind eher dem Schlafzimmer, dem Club oder (bei entsprechend großem Ego) auch der Party vorbehalten.
Worauf ist beim Dirty Talk zu achten?
Die Wortwahl ist eine vollkommen andere, als man sie im Alltag normalerweise verwendet. Gerade dies kann für einen sexuellen Kick sorgen, aber auch ins Gegenteil umschlagen. In einer Diskothek möchte eine junge Frau gern für ihren Tanzstil oder für ihr Lächeln Komplimente bekommen. Ein Spruch wie ‚geile Titten!‘ kommt in dieser Umgebung folglich in den meisten Fällen eher negativ an.
Besonders wichtig ist es beim Dirty Talk daher, dass die Fronten im Vorfeld klar sind. In der Partnerschaft oder in einer bestimmten Runde kann man sich für eine gewisse Zeit derb und vulgär unterhalten. Und zwar ohne, dass die Worte auf die Goldwaage gelegt werden. Wichtig ist aber, dass sich das Gegenüber auf die entsprechende Wortwahl einstellen kann und damit einverstanden ist. Im Zweifel macht man mit einer ‚schönen Frau‘ einen besseren Eindruck als mit einer ‚geilen Fotze‘.
Generell sollte man auch berücksichtigen, dass der Sprachgebrauch beim Dirty Talk eindeutig in den Ü18-Bereich fällt. Kindern und Teenagern gegenüber sollte man generell andere Worte gebrauchen. Ungeachtet der Tatsache, dass verschiedene Hip-Hop-Stars ohnehin genau mit diesem Wording zu den jungen Leuten durchdringen.