Die Rolle des Geruchssinnes ist wichtiger, als viele Menschen es im Alltag wahrhaben wollen. Denn über die Nase nimmt man Wohlgerüche ebenso wahr wie üblen Gestank, sodass sich Verlockungen oder eben Gefahren schon aus einer gewissen Entfernung erkennen lassen. Auch in der Erotik spielen Düfte eine wesentliche Rolle. Zwar sorgt die Optik für eine erste positive Aufmerksamkeit. Doch nur wenn man den Geruch seines Gegenübers als angenehm empfindet, will man den Kontakt oft auch in körperlicher Weise vertiefen.
Einige Essenzen verführen bereits seit Jahrhunderten
Liebe und Leidenschaft sind im besten Sinn dufte. Und nicht nur die: Forschende haben längst herausgefunden, dass sich Menschen sympathisch finden, wenn sie sich gegenseitig gut riechen können. Der eigene Körpergeruch lässt sich leider nur sehr bedingt beeinflussen. Zwar sind Faktoren wie
der Gesundheitszustand |
die Ernährung |
die Lebensgewohnheiten |
und die Körperhygiene |
durchaus relevant. Doch auch die Genetik spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Aber während diese Basis nicht veränderbar ist, kann man der Natur durch das Auftragen bestimmter Duftnoten tatsächlich etwas nachhelfen. Verschiedene ätherische Öle, wie sie in Parfums Verwendung finden, enthalten pflanzliche
Pheromone, die eine hormonähnliche Wirkung entfalten können. Die Vorlieben können höchst unterschiedlich sein. Dennoch haben einige Essenzen nachweislich auf einen Großteil der Menschen eine erotisierende Wirkung.
- Ambra: Diese wachsartige Substanz entwickelt sich im Verdauungsapparat von Pottwalen. Im ersten Moment erscheint es merkwürdig, indes: Ambra verströmt tatsächlich einen süßlich-blumigen Geruch und ist daher eine begehrte Basis edler Parfums. Allerdings stehen Pottwale unter strengem Artenschutz, sodass man Ambra nicht mehr durch das Jagen der Tiere gewinnt.
- Jasmin zeigt nicht nur wunderschöne Blüten, sondern produziert auch ein betörend duftendes ätherisches Öl. Es landet vorrangig in Damendüften und kann die Sexualhormone positiv beeinflussen.
- Kardamom: Dieses im Nahen Osten unverzichtbare Gewürz hat es nicht nur aus aromatischer Sicht in sich. Es gilt auch als stimmungsaufhellend und potenzsteigernd. Kein Wunder, dass bereits der Duft von Kardamom eine aphrodisierende Wirkung entfaltet.
- Moschus ist ein Duftsekret des Moschusochsen. In konzentrierter Form empfinden Menschen den Geruch als unangenehm, nicht jedoch bei einer dezenten Beimischung in ein Duftwässerchen. Der gleichermaßen kräftige wie animalische Duft kann betörend wie enthemmend wirken und ist besonders in Männerdüften beliebt.
- Patchouli: Das ätherische Öl ist erdig-würzig und gilt als sexuell stimulierend. Man mischt es primär i orientalischen Düften bei. Es findet aber auch in Europa zunehmend Verwendung. Im Nahen Osten ist Patchouli auch eine beliebte Duftnote für Räucherstäbchen.
- Sandelholz ähnelt im Hinblick auf seinen Duft einer Essenz, die in Männerhaut produziert wird. Es hat auf Menschen aller Geschlechter eine erregende Wirkung und ist als Duftstoff in Parfums und Körperpflegeprodukten dementsprechend beliebt.
- Vanille mit ihrem süßen und cremigen Profil ist nicht nur eine überraschend gute Ergänzung zum aromatischen Kardamom. In der Parfümherstellung ist Vanille ein unverzichtbarer Bestandteil. Der Duft von Vanille gilt als sinnlich, warm und verführerisch. Vanille passt besonders gut zu orientalischen, würzigen und holzigen Duftnoten. In Kombination mit Moschus, Sandelholz oder Patschuli kann Vanille eine betörende Wirkung entfalten. Und auch fruchtige oder blumige Kompositionen erhalten durch eine Prise Vanille oft erst ihre verführerische Tiefe und Komplexität. Viele Parfümeure setzen Vanille gezielt als aphrodisierende Note ein. Der cremig-süße Duft soll an warme Haut und Geborgenheit erinnern und so für eine erotische Atmosphäre sorgen. Nicht umsonst ist Vanille eine der beliebtesten Duftnoten überhaupt - sowohl bei Frauen als auch bei Männern.
- Ylang-Ylang ist ein Baum, der betörend duftende Blüten produziert. Dieser Duft lässt sich in Form von ätherischem Öl extrahieren und gilt als natürliches Mittel zur Luststeigerung. Zwar kommt es besonders oft bei Damendüften zum Einsatz, kann aber bei Menschen aller Geschlechter gegen Lustlosigkeit wirken.
Auch der Duft von leckeren Speisen kann erregen
Jedes Kind weiß um die Heimeligkeit, die von einem aus der Küche kommenden Duft ausgehen kann. Wer an einem Regentag nach Hause kommt und dort Milchreis mit Zimt und Zucker serviert bekommt, fühlt sich gleichermaßen wertgeschätzt und geborgen. Ob darin auch die Wurzel eines Phänomens steckt, mit dem sich der amerikanische
Duftforscher Dr. Alan Hirsch befasst? Zimtschnecken haben auf Männer jedenfalls offenbar eine besonders betörende Wirkung. Doch auch Basilikum-pfeffrige Düfte sorgen für eine Steigerung sexueller Lust.
Vabbing – wenn das eigene Vaginalsekret als Duftstoff verwendet wird
Eindrucksvoll wird im Roman ‚Das Parfum‘ von Patrick Süskind die Geschichte von Jean-Baptiste Grenouille beschrieben. Dieser verfolgt als Parfümeur einen gleichermaßen perfiden wie genialen Plan. Indem er schöne, junge Frauen tötet und ihren Duft extrahiert, gewinnt er nach und nach die perfekte Essenz. Doch als er sich mit der Mixtur selbst parfümiert, fällt eine ekstatische Menschenmasse so über ihn her, dass nichts mehr von ihm übrigbleibt. Glücklicherweise handelt es sich dabei nur um eine erdachte Geschichte, die aber an einigen Stellen Bezüge zur Realität erkennen lässt.
So sind seit einigen Jahren nicht nur Parfums und parfumhaltige Produkte mit hormonähnlichen Substanzen auf dem Markt. Es sind auch Pheromon-Präparate erhältlich, die sich besonders positiv auf die Wahrnehmung durch andere Menschen auswirken soll. Doch während man in der Fachwelt noch uneins ist, ob und inwiefern sich diese Essenzen tatsächlich auswirken können, findet ein TikTok-Trend immer mehr Anhänger‘*innen: das Vabbing. Dieser Begriff setzt sich zusammen aus ‚Vagina’ und ‚dabbing‘ (englisch für ‚tupfen‘). Dabei verwenden Frauen das eigene Vaginalsekret als Sexuallockstoff, indem sie es etwa hinter die Ohren oder an die Handgelenke tupfen.
Fakt ist: Dieses Sekret enthält Pheromone, die eine verführerische Wirkung haben (können)
Und tatsächlich haben die Wiener Wissenschaftler*innen Astrid Jütte und Karl Grammer diese Wirkung in einer Versuchsreihe mit 100 Männern bestätigen können. Denn in dieser zeigte sich, dass optisch weniger attraktive Frauen mit dem entsprechenden Duft einen signifikant besseren Eindruck bei den Probanden hinterließen. Noch ist allerdings nicht geklärt, ob entsprechende Pheromone tatsächlich auch einen Einfluss auf die Partnerwahl haben.
Fachleute sehen das Vabbing nicht unbedingt als einen wirkungsvollen, zumeist aber als einen unbedenklichen Trend an. Allerdings sollte man besonderen Wert auf Hygiene legen, um keine Keime auf die Vaginalschleimhaut aufzubringen. Und wenn man unter einer die Vagina betreffenden Geschlechtskrankheit leidet, sollte man auf das Vabbing generell verzichten.