Früher war es im Film ein fester Bestandteil jeder Sexszene: Erst die gemeinsame Zigarette danach rundete das Liebesspiel perfekt ab. Etwa mit der Jahrtausendwende verschwand dieses liebgewonnene Ritual aber mehr und mehr aus den Filmen, aus den Köpfen und den heimischen Schlafzimmern. Jedes Kind weiß, dass Rauchen zu Lungenkrebs führen kann. Etwas weniger verbreitet ist die Kenntnis, dass der Nikotingenuss auch negative Auswirkungen auf die männliche Potenz haben kann.
Wieso schadet Rauchen der Potenz?
Die Begründung liegt auf der Hand: Rauchen fördert die Bildung von Ablagerungen in den Blutgefäßen – und dies gilt auch für die Geschlechtsteile. Eine lebensgefährliche Arteriosklerose kommt zwar auch bei Raucherinnen und Rauchern selten vor. Doch schon kleine Ablagerungen im Penis können sich negativ auf die erektile Funktion auswirken. In der Fachwelt bei entsprechender Diagnose von einem Raucherpenis gesprochen.
Erektionsprobleme kommen bei Rauchern signifikant häufiger vor als in der Vergleichsgruppe – und sie nehmen mit zunehmendem Alter deutlich zu.
Häufigkeit in der Gesamtbevölkerung |
Häufigkeit bei Rauchern |
30 – 39jährige: 2,3 % |
30 – 39jährige: 3,4 % |
40 – 49jährige: 9,5 % |
40 – 49jährige: 14,2 % |
50 – 59jährige: 15,7 % |
50 – 59jährige: 23,6 % |
60-69jährige: 34,4 % |
60 – 69jährige: ungefähr 51,6 % |
70-79jährige: 53,4 % |
70 – 79jährige: 80,1 % |
Man erkennt also: Unter dem Strich lässt sich rund ein Drittel aller Fälle von erektiler Diskunktion auf das Rauchen zurückführen.
Und wie sieht es mit E-Zigaretten / E-Shishas aus?
Seit mehr als zehn Jahren greifen viele ehemalige Raucher nun zur elektrischen Alternative. Einige (vorwiegend junge) Menschen, die zuvor nicht geraucht haben, entscheiden sich sofort für die tabakfreie E-Zigarette. Mediziner*innen und Forschende sind sich bislang uneins, wie sich die elektrischen Glimmstängel auf die menschliche Gesundheit auswirken.
Aktuell ist ein weitgehender Konsens: E-Zigaretten sind weniger schädlich als Tabakprodukte. Daher werden sie vormals starken Rauchern als Mittel zur Rauchentwöhnung empfohlen. Sie sind deshalb aber keineswegs ein harmloses Vergnügen. Nach einer
Studie der New Yorker Johns-Hopkins-Universität kann sich das Dampfen tatsächlich negativ auf die Manneskraft auswirken. Ein Team um den Fachmann Omar El Shahawy wertete dafür die Daten von etwa 11.000 Männern im Alter zwischen 20 und 65 aus. Eine Voraussetzung zur Teilnahme an der Studie war, nicht an einer Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems zu leiden. Denn eine solche kann die Blutgefäße verengen und dadurch zu einer erektilen Dysfunktion führen.
Von den Teilnehmern dieser Studie gaben etwas mehr als 10 % an, unter Potenzproblemen zu leiden. Nach Auswertung der Daten kamen die Forschenden zu dem Ergebnis: Unabhängig von einem früheren oder einem gegenwärtig gleichzeitigen Tabakkonsum haben ‚Dampfer‘ ein 2,4 % höheres Risiko, eine erektile Dysfunktion zu entwickeln. Forschungen legen nahe, dass die mit der E-Zigarette inhalierten Substanzen den Blutfluss in den Genitalien beeinträchtigen. Zwar erscheint die Beeinträchtigung vergleichsweise gering zu sein. Dennoch ist sie hoch genug, um die E-Zigarette als einen eigenständigen Risikofaktor für die männliche Potenz zu bezeichnen.
Also nie wieder eine ‚Zigarette danach‘?
Im Zuge der Nichtraucherkampagnen, die vordergründig in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten an Fahrt aufgenommen haben, sind die Wogen teilweise sehr hochgeschlagen. Heute haben sich die Gemüter wieder ein wenig entspannt. Im Fernsehen und in Blockbustern wird wieder geraucht, wenn auch nicht so hemmungslos wie noch in den 1990er-Jahren. Das bedeutet zwar nicht, dass die Zigaretten weniger schädlich sind, als es die Forschenden bislang predigen. Dennoch gehen viele Mediziner*innen davon aus, dass ein gelegentlicher Griff zur Zigarette (oder zur elektrischen Alternative) nicht automatisch gesundheitliche Konsequenzen nach sich zieht. Das gilt auch bezogen auf die männliche Potenz.
Dennoch würde niemand ein erlaubtes Maximum in klaren Zahlen benennen, da dies abhängig ist von der individuellen Konstitution sowie den Rauch- und Lebensgewohnheiten. Am besten ist es daher, den Zigarettenkonsum auf einen minimalen Wert zu reduzieren oder komplett mit dem Rauchen aufzuhören. Das wirkt sich positiv auf den Geldbeutel, das Wohlbefinden und die Potenz aus. Und: Wer dadurch nicht sofort wieder in die alte Sucht zurückfällt, darf sich auch in der Zukunft die Zigarette danach gönnen. Kuschelnd im Bett liegenzubleiben ist allerdings eine schöne Alternative zum Glimmstängel auf dem Balkon …