Wer kennt sie nicht, die alten Ehepaare von Loriot, über die man so herrlich schmunzeln kann und in denen man so manche Verwandten oder Bekannten – oder vielleicht sogar sich selbst und seinen Schatz – wiederentdeckt. Die Grundsatzdiskussionen lassen grüßen … und dafür muss man nicht einmal unbedingt schon in der zweiten Lebenshälfte angekommen sein. Denn auch jüngere Paare erreichen sie eines Tages; die Beziehungsphasen, in denen es nicht mehr nur um den eitlen Sonnenschein und die rosarote Brille geht. Im Großen und Ganzen lassen sich dabei drei bis acht verschiedene Phasen unterscheiden. (Acht, wenn man sie relativ kleinschrittig auflöst). Und genau diese Acht wollen wir nun etwas genauer unter die Lupe nehmen.
1) Die Suche nach einer*einem Partner*in
Wenngleich die Entscheidung, auf Partner*innensuche zu gehen, noch kein Teil der eigentlichen Beziehung ist, ist sie doch für die spätere Beziehung wichtig. Denn immerhin trägt sie wesentlich dazu bei, dass es überhaupt zu einer Partnerschaft kommen kann. Und auch die Frage, wer genau es unter welchen Umständen sein darf (Stichwort Auswahlkriterien) spielt an dieser Stelle eine (vor-) entscheidende Rolle.
2) Die Verliebtheitsphase
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt: In dieser Phase der Beziehung, die Untersuchungen zufolge etwa bis zu zwei Jahre anhalten kann (bei den meisten Paaren aber etwa drei Monate bis ein Jahr Zeit in Anspruch nimmt), geht es darum, die*den anderen genauer kennenzulernen. Und das am liebsten nicht besonders sachlich, sondern in Kombination mit dem ganz großen romantischen Besteck. Arbeit, Familie, Freund*innen, eigene Hobbys … ja, all das gibt es noch, muss jedoch in dieser Zeit ein wenig (bis sehr viel) zurückstecken.
Vorteil und Haken zur gleichen Zeit? Die rosarote Brille verhindert, dass man manche Aspekte sachlich-objektiv sieht. Nimmt man diese im Zuge des Übergleitens in die nächste Beziehungsphase aber zunehmend ab, ist mit so manchem Rausch auch manche Partnerschaft schon wieder vorbei.
3) Das Gefühl der Verliebtheit lässt nach
Spätestens nach einigen Monaten bis wenigen Jahren landet man in seiner Beziehung wieder auf dem Boden der Tatsachen. Der hart sein kann, wenn man feststellt, was für Ängste, Schwächen und weitere ‚Unschönheiten‘ an der*dem anderen eigentlich alle zu finden sind. Dies ist häufig mit der Frage, warum einem das nicht schon deutlich eher aufgefallen ist, verbunden. Aber die bringt jetzt nichts mehr, dann wahrscheinlich war man im wahrsten Sinne des Wortes mehr oder weniger blind vor Liebe. Dafür geht einem nun in der Findungsphase ein diesbezügliches Licht auf, was in der nächsten Etappe nicht selten mit morgens Zirkus, abends Theater verbunden ist.
4) Die Phase des Streits und der (Negativ-) Entdeckungen
Wie schon thematisiert, ist nun der Zeitpunkt der Erkenntnis gekommen, dass man in einer Partnerschaft nicht die ganze Zeit auf der rosaroten Wolke sitzen kann. Vielmehr geht es jetzt darum, erneut zu überprüfen, ob die Ziele, Wünsche und Gewohnheiten des Gegenübers tatsächlich mit den eigenen (realistischen) Erwartungen übereinstimmen. Auch das kann sich wieder als Fluch und Segen zur gleichen Zeit erweisen – denn wer jetzt nicht gemeinsam durch die diversen kleinen (Alltags-) Diskussionen und Konflikte kommt, wird sich sehr wahrscheinlich trennen.
Was in Ordnung ist, denn wenn man etwas wirklich nicht ertragen kann und es keine Chance auf eine für beide konstruktive Verbesserung gibt, sollte man ein totes Pferd auch nicht ewig weiterreiten. Indes: Viele Paare schaffen es, an diesem Zeitpunkt bisher nicht das Handtuch zu werfen und landen in der nächsten Phase …
5) Die Phase der Erziehungsversuche und der Kompromisse
Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Paare schon einige Zeit zusammen und teilen oftmals große Teile des Alltags miteinander. Inklusive der Fragen, wie man Herr*in der Wäscheberge wird, die Küchenschränke sortiert oder sich um die Fenster kümmert. Wer sich jetzt bislang nicht über die bisherigen Streite entzweit hat, kommt oftmals auf die Idee, dass die*der andere sich ja doch ein wenig mehr an den Vorgehensweisen, die man selbst an den Tag legt, orientieren könnte. Machtkämpfe sind dabei vorprogrammiert und je nachdem, wie (un-) einsichtig beide Partner*innen sind, kann es in dieser Phase wieder mehr oder weniger hoch geht. Doch auch hierbei heißt es letztlich sehr wahrscheinlich wieder: Trennung oder konstruktive Lösung in Form des einen oder anderen Kompromisses.
6) Die erste Strukturierungsphase
Butter bei die Fische: Die Machtkämpfe sind mehr oder weniger geklärt, alle haben sich idealerweise so eingenischt, dass es genug Luft zum Atmen gibt und trotzdem ist man die*den anderen weiterhin nicht leid. Ein guter Zeitpunkt, um sich zu fragen, ob man längerfristig zusammenbleiben und vielleicht sogar dauerhaft miteinander (in einer gemeinsamen Wohnung) miteinander leben will. Wodurch die Partnerschaft noch einmal an Wertigkeit dazugewinnt.
7) Die Phase der Festigung und des Ausbaus
Wer jetzt noch zusammen ist (wahrscheinlich schon mehrere Jahre), weiß nun eindeutig, was sie*er an ihrem*seinem Gegenüber hat und hat mit ihr*ihm zusammen wahrscheinlich auch bereits die eine oder andere Herausforderung bewältigt. Ein stichhaltiger Grund, das gemeinsame Leben miteinander zu genießen und sich sowohl um die Erfüllung der eigenen wie der gemeinsamen Wünsche zu kümmern.
Ob Reisen, Hochzeit, Kind, Haus, Kegel, ein gemeinsames (berufliches) Projekt – die potenziellen Spielfelder sind vielfältig und man weiß inzwischen tendenziell schon recht gut, was dabei funktioniert oder nicht. Und wenn etwas nicht funktioniert, sondern nach einer Alternative verlangt, ist man zu diesem Zeitpunkt in der Beziehung tendenziell gewillt, darauf einzugehen. Denn wenn es etwas gewesen wäre, was man selbst als Must-have, die*der Partner*in aber als No-Go betrachtet, wäre man wohl schon nicht mehr zusammen …
8) Die Ankommphase
Die theoretisch letzte Phase der Beziehung – immerhin kann man ja auch zwischendurch immer einmal wieder in eine andere hineinrutschen – ist von Entspannung, Vertrautheit sowie Sicherheit geprägt. Man weiß, dass man sich aufeinander verlassen kann und sieht sich dadurch entspannt dazu in der Lage, der*dem anderen auch verschiedene Freiheiten zu lassen. Die Vorstellungen über das gemeinsame Leben sind so weit klar, dass man das Miteinander genießen kann und ein eingespieltes Team ist; ohne dass man das Interesse aneinander verloren hat.
Aber nicht vergessen: Jede Beziehung hat ihre Höhen und Tiefen und setzt aktive Arbeit an ihr voraus. Schließlich ist es vollkommen normal, dass sich Ideen, Wünsche, Ansprüche und Co. im Laufe der Jahre und der persönlichen Entwicklungen aller Beteiligten verändern.