Es kommt bei den besten Paaren vor, manchmal schleichend, manchmal auch urplötzlich: Die große Liebe ist zu Ende, das Wir wird wieder zum doppelten Ich und die Zukunft zu einem unbeschriebenen Blatt. Trotzdem bricht man womöglich nicht sämtliche Brücken vollständig ab. Nicht wenige Paare finden nach einer Trennungsphase freundschaftlich wieder zusammen. Zudem kann auch der Sex weiterhin ein verbindendes Element sein. Kann das gut gehen? Oder gilt doch eher die alte Weisheit, dass Aufgewärmtes nicht einmal halb so gut schmeckt?
Aufgewärmt ist immer schlechter als frisch zubereitet!
So oder ähnlich lauten die meisten Ratschläge, die man nach einer Trennung erhält: Richte den Blick nach vorn, hänge nicht einer Vergangenheit an, die du nicht zurückholen kannst, schmachte keine alten Fotos an und suche dir am besten einen komplett neuen Freundeskreis. Das ist gut gemeint, doch oft kann man es aus zwei verschiedenen Gründen nicht umsetzen.
Erstens ist da die emotionale Seite. Man hat sich geliebt, viel Zeit zusammen verbracht und hatte auch richtig guten Sex miteinander. Muss all das komplett vorbei sein – oder gibt es vielleicht doch noch verbindende Elemente? Warum alle Drähte abbrechen, wenn man vielleicht doch noch eine Form der gemeinsamen Zukunft hat, auch wenn die anders aussieht als einst geplant?
Zweitens ist die Umsetzung der genannten Ratschläge ein organisatorischer und logistischer Kraftakt. Schließlich teilt man sein Umfeld, kann sich auf der Straße, in der Kneipe oder vielleicht sogar im Job begegnen. Außerdem: Wer möchte gute Freundschaften aufgeben, nur weil man sie mit der oder dem Ex geteilt hat? Wenn man Kinder miteinander hat oder ein Hund zur Familie gehört, verkompliziert das die Sache zusätzlich.
Ergo: Man benötigt einen neuen Weg des Miteinanders. In einigen Fällen kann ein neues, durchaus prickelndes Wir daraus entstehen …
Neues Wir, neuer Sex?
Fakt ist: Für die meisten Menschen erscheint es vollkommen abwegig, nach einer Trennung noch (oder irgendwann wieder) Sex miteinander zu haben. Doch es gibt auch Beispiele, die zeigen, dass es auch anders geht.
- Szenario 1: Nach einer Trennungsphase findet man freundschaftlich wieder zusammen und entdeckt dabei auch den gemeinsamen Sex noch einmal neu. Der Clou: Niemand fühlt sich zu etwas verpflichtet. Obendrein trifft man sich in der Regel nicht täglich, sodass man wieder das Gefühl der lustvollen Vorfreude verspüren kann.
- Szenario 2: Es war einmal eine große Liebe, die aber keine Zukunft hatte. Vielleicht lag es an einem Umzug, an unterschiedlichen Lebensauffassungen oder an einem heftigen Streit, der später nie richtig beigelegt wurde. Und plötzlich steht man nach einer gefühlten Ewigkeit wieder voreinander. Es ist ganz und gar nicht abwegig, wenn sich jetzt wieder dieses lustvolle Kribbeln einstellt. Wer seiner Lust nachgeben möchte, sollte allerdings nicht automatisch von einer Liebesbeziehung 2.0 träumen. Und Safer Sex ist natürlich Pflicht – ausdrücklich auch dann, wenn man im früheren Miteinander ohne Kondom ausgekommen ist.
- Szenario 3: Wenn die Vergangenheit erregender ist als die Gegenwart, hat man sich das Singledasein definitiv abenteuerlicher vorgestellt. Oder die*der neue Partner*in erweist sich in erotischer Hinsicht als Totalausfall. In solchen Fällen kann die*der Ex eine gute Wahl sein. Schließlich weiß man, wie das Gegenüber tickt, was ihn oder sie sexuell anmacht und wo etwaige Fettnäpfchen liegen. Und da man die Trennung bereits hinter sich gebracht hat, droht nur in seltenen Fällen ein Gefühls-Chaos. Auf etwaige neue Partner*innen muss man dabei natürlich Rücksicht nehmen. Eine offene Aussprache, die möglicherweise in eine offene Beziehung führt, ist der heimlichen Affäre fast immer vorzuziehen.
Natürlich gibt es auch triftige Gründe, die gegen Sex mit der*dem Ex sprechen
Jeder Mensch ist einzigartig – und jede Ex-Beziehung ist es ebenfalls. Darum gibt es keine allgemeingültige Antwort zu der Frage, ob Sex mit der*dem Ex eine gute Idee ist. Hier sind die wichtigsten Gründe, die dagegensprechen:
die emotionale Verwirrung durch das Hochkommen alter Gefühle |
die Verlängerung des Liebeskummers durch eine nicht abgeschlossene Verarbeitung der Trennung |
die fehlende Distanz, durch die das Loslassen der*des Ex-Partner*ins erschwert wird |
Konflikte in neuen Beziehungen wie Vertrauensprobleme in der neuen Partnerschaft |
die fehlende Verbindlichkeit und Missverständnisse bezüglich der Wiederaufnahme einer Beziehung |
die Verstärkung negativer Gefühle wie Wut, Enttäuschung oder Traurigkeit |
Fazit: Ex-tra guter Sex? Es kommt darauf an …
Auch psychologisch geschulte Fachleute raten: Entweder pflegt man einen positiven Kontakt zur*zum Ex, oder man bricht ihn möglichst vollkommen ab. Wenn man auch nach dem Ende der Liebesbeziehung einen guten Draht zueinander hat, hat der in den meisten Fällen keine sexuelle Komponente. Per se ausschließen muss man diese dennoch nicht. Sex mit der*dem Ex mag eine Herausforderung sein, er ist aber weder verboten noch ein Inbegriff des unmoralischen Verhaltens.