Die Bezeichnung lässt es bereits erkennen: Ein Mikropenis ist ein sehr klein gewachsenes männliches Glied. Der Begriff lässt sich wörtlich ins Englische übersetzen: Dort ist vom ‚Micropenis‘ die Rede.
Was ist ein Mikropenis?
Ein Mikropenis ist eine seltene angeborene Fehlbildung des männlichen Geschlechtsorgans, bei der der Penis ungewöhnlich klein ausgebildet ist. Es handelt sich dabei um ein medizinisch relevantes Phänomen, das auch als Mikrophallus bezeichnet wird.
Bei Erwachsenen ist von einem Mikropenis die Rede, wenn er im erigierten Zustand eine Länge von weniger als sieben Zentimetern erreicht. Bei Kindern und Jugendlichen ist die Diagnose nicht ganz so einfach. In der Regel spricht man von einem Mikropenis, wenn die Penislänge weniger als 2,5 Standardabweichungen von der Durchschnittsgröße im jeweiligen Lebensalter beträgt. Etwa 0,6 % aller Männer sind von einem Mikropenis betroffen.
Was sind die Ursachen?
Meistens gilt ein
Testosteronmangel oder eine Testosteronresistenz während der Entwicklung im Mutterleib als ursächlich. Aber auch genetisch bedingte Syndrome, etwa die partielle Androgenresistenz oder das Prader-Willi-Syndrom, können einen Mikropenis verursachen.
Ist ein Mikropenis problematisch?
Tatsächlich kann ein extrem kleines Glied gleich in mehrfacher Hinsicht problematisch sein.
- Funktionelle Probleme: Ein sehr kleiner Penis kann den Geschlechtsverkehr und die Zeugungsfähigkeit erschweren oder unmöglich machen. Auch können Probleme beim Wasserlassen auftreten.
- Psychische Belastung: Viele betroffene Männer leiden unter Schamgefühlen, Unsicherheit und einem negativen Selbstbild. Die Angst vor Zurückweisung und Bloßstellung kann zu Beziehungsproblemen und sozialem Rückzug führen. Häufig treten auch Depressionen und Ängste im Zusammenhang mit einem Mikropenis auf.
- Stigmatisierung: In der Gesellschaft existieren oft falsche Vorstellungen über die Bedeutung der Penisgröße. Betroffene Männer sehen sich häufig mit Vorurteilen, abwertenden Bemerkungen und Ausgrenzung konfrontiert.
Gibt es Behandlungsmöglichkeiten?
Bei frühzeitiger Diagnose im Säuglings- oder Kindesalter kann das Peniswachstum durch Testosteronspritzen angeregt werden. In den 1950er Jahren war es noch üblich, einen Mikropenis operativ zu entfernen oder auf eine Klitorisgröße zu reduzieren. Dies hatte für viele Betroffene jedoch gravierende Folgen, wenn das kleine Glied für eine operative Geschlechtsumwandlung ausschlaggebend war. Heute sind Hormontherapien die erste Wahl.
Nach der Pubertät kann man operative Eingriffe in Betracht ziehen, die den Penis verlängern und verdicken.
Penispumpen und Penisstrecker können ebenfalls einen Effekt erzielen. Hier ist sich die Wissenschaft im Hinblick auf den Nutzen allerdings nicht vollkommen einig. Dass
vermeintliche Wundermittel, die binnen weniger Wochen für ein Peniswachstum von mehreren Zentimetern sorgen sollen, in Wahrheit wirkungslos und manchmal sogar gefährlich sind, ist unter den Fachleuten allerdings Konsens.
Bei starkem Übergewicht kann der Penis im Fettgewebe "vergraben" sein und optisch wie ein Mikropenis wirken, ohne tatsächlich ein solcher zu sein. Hier kann eine Fettabsaugung im Schambereich helfen, dem Penis wieder mehr sichtbare Länge zu verleihen.