Der (englische) Name ist Programm! Beim Petplay geht es darum, dass eine Person in eine tierische Rolle schlüpft. Eine weitere Person übernimmt dagegen die Rolle der*des Besitzer*in oder der*des Trainer*in. Dabei geht es in vielen Fällen sowohl um Disziplin als auch um Unterwerfung und manchmal auch um Erniedrigung. Gleichzeitig ist es keinesfalls mit dem Sex mit Tieren gleichzusetzen, da echte Tiere beim Petplay gar nicht vorkommen. Vielmehr geht es um die Realisierung einer Fantasie. Einer Fantasie, die gar nicht so ungewöhnlich ist, wie sie zunächst zu sein scheint. Denn bereits der römische Kaiser Elagabal soll sich fürs Ponyplay begeistert haben. Und selbst Bücher, Comics und Filme sind voll mit Petplay-Figuren. Catwoman, Spiderman und Co. lassen grüßen!
Worum geht es beim Petplay?
Wer sich für die Rolle des Pets entscheidet, gibt damit für die Dauer des Spiels seine Identität als Mensch ab. Im Gegenzug nimmt man die Verhaltensweisen, Laute und Mimik und Gestik der gewünschten Tierart an. Des Weiteren übergibt man die Kontrolle an die Person, die in die Rolle der*des Halter*in beziehungsweise der*des Trainer*in schlüpft.
Im Gegenzug dazu übernimmt die zweitgenannte Person die gesamte Verantwortung für das weitere Play. Dazu kann eine bestimmte Form des Trainings ebenso wie die alltägliche Versorgung des Pets oder eine gewisse Bestrafung gehören. Wesentlich dabei ist, dass beide bereits vor dem Spiel einen gemeinsamen Rahmen abstecken. So lassen sich Wünsche und Tabus abklären und das Petplay einvernehmlich gestalten.
Wer steht auf diese Rollenspiel-Form?
Das Petplay stößt oftmals bei Fans von etwas außergewöhnlicheren Rollenspielen auf Interesse. Gerade BDSM-Anhänger*innen werten es häufig als Gelegenheit, ihren Vorlieben auf noch einmal etwas andere Weise Ausdruck zu verleihen. In der Konsequenz kommt es vor, dass auch
Dominas entsprechende Angebote machen.
Alternativ besteht selbstverständlich auch die Option, an anderen Stellen Gleichgesinnte fürs Petplay zu finden – etwa an Stammtischen oder in Online-Communitys. So oder so entscheiden sich viele Pets und ihre Besitzer*innen aber für das nicht ganz so öffentliche Spiel. Beispielsweise in der eigenen Wohnung oder in extra dafür eingerichteten Locations.
Prinzipiell ist das Interesse am Petplay also ein ganz individuelles Faible, das jede*r haben oder eben auch nicht haben kann. Oftmals spielen aber die Lust am Rollentausch (sogar in die Verwandlung in ein ganz anderes Lebewesen) und an klaren erotischen Hierarchien wesentliche Rollen.
Welche Tiere werden beim Petplay besonders gern imitiert?
Zu den Tieren, die viele Petplayer*innen für ihre Sessions auswählen, zählen insbesondere Haus- und Nutztiere. Speziell die vier Nächstgenannten kommen dabei häufig vor. Das liegt daran, dass sie sich entweder gut erziehen lassen, verspielt sind und/oder für Demütigungen körperlicher sowie verbaler Art (sofern gewünscht) prädestiniert sind. Selbstverständlich kann man aber auch ein Fuchs, Einhorn, Drache oder ein ganz anderes Wesen sein. Dennoch sind die folgenden vier deutlich öfter vertreten.
Dogplay Hund plus Frauchen oder Herrchen – eine Kombination, die primär die Fans von Dominanz und Submission im Zusammenhang mit dem Petplay ansprechen dürfte. Schließlich gehören hier das Tragen von
Halsbändern, Leinen oder Hundemarken als eindeutige Zugehörigkeitszeichen dazu. Ergänzend lassen sich viele Aspekte im Sinne der Disziplin trainieren. Man denke etwa ans An-der-Leine-Gehen, das Apportieren, das ruhige Warten, Kommandos wie „Sitz“, „Platz“ oder „bei Fuß“, das Schlafen in einem Zwingerkäfig oder das Fressen / Trinken aus einem Napf. Die Auswahl der Trainingsmethoden ist dabei natürlich dem menschlichen Part überlassen. Das gilt auch für den Grad der angewandten Strenge. Und wer es besonders kuschelig-verspielt liebt, entscheidet sich vielleicht im Sinne des Puppyplays sogar für einen Welpen.
Ponyplay (Horseplay) Das Ponyplay zählt definitiv zu den beliebtesten Varianten des Petplays. Das dürfte wenig überraschen, da Ponys / Pferde eine umfangreiche Ausstattung mitbringen. Zu dieser zählen die Teile, die es für die Verwandlung in ein Pferd selbst benötigt. Etwa eine Maske, Hofe und ein Schweif. Aber auch das Zubehör wie
- ein Sattel,
- ein Geschirr,
- ein Bitgag,
- Peitschen und Gerten sowie
- eventuell sogar eine Kutsche
sind durchaus gefragt.
Noch nicht davon gesprochen, was man mit einem Pferd alles trainieren kann. Stichwort Dressur, Springreiten, Unternehmen von Kutschfahrten oder die Ausbildung zum Arbeitspferd. Und selbst Vorführungen oder Zwangsentsamungen lassen sich gut in diese Form des Petplays einbauen.
CatplayVerschmustes Kuscheltier oder wilde Schönheit? Beim Catplay ist beides möglich; die meisten „Katzenmenschen“ sind jedoch keine ausgeprägten Fans des klassisch-gehorsames D/s. Vielmehr handelt es sich oftmals um Brats, die es lieben, ihre*n Tamer*in vor gewisse Aufgaben zu stellen …
Pigplay Schweine gehören ebenfalls zum Petplay dazu. Sie sind im Vergleich zu Hunden, Pferden und Katzen jedoch meistens in der Unterzahl. Das liegt daran, dass beim Pigplay häufig sadomasochistische Ideen (sowohl körperlicher als auch verbaler Art) zum Tragen kommen. Ob mästen, für die Zucht missbrauchen, schlagen, beschimpfen oder (schein-!) schlachten … die Optionen sind vielfältig. Was jedoch selten fehlt, sind
Demütigungen. Wodurch es nicht überraschen dürfte, dass nicht alle Fans des Petplays gleichzeitig Pigplay-Liebhaber*innen sind.
Was ist der Reiz daran?
Es gibt verschiedene Gründe, warum diese Variante des Rollenspiels so spannend ist. Hier einige der häufigsten:
- Man kann komplett jemand anderes sein und sich vollständig von seiner (menschlichen) Identität lösen. So betrachtet kann man eine Art Urlaub von sich selbst unternehmen.
- Wer den tierischen Part beim Petplay einnimmt, kann sich weitgehend fallen lassen. Was speziell für tendenziell bis vollständig submissive Personen von Interesse sein dürfte.
- Da es sich um ein einvernehmliches Rollenspiel handelt, hat der submissive Part zumindest im Vorfeld ein Mitspracherecht bezüglich des auszuwählenden Tieres. Das ermöglicht es ihm, sich für ein Tier zu entscheiden, dass ihm vom Charakter oder den Verhaltensweisen her weitgehend entspricht – oder ein komplett konträres auszuwählen. So oder so werden von ihm aber keine menschlichen Gepflogenheiten mehr verlangt.
- Wer gern Verantwortung für Lebewesen, deren Lernfortschritt und (erotische) Szenarien übernimmt, fühlt sich beim Petplay – sofern es ihn interessiert – wahrscheinlich in der Rolle der*des Halter*in beziehungsweise der*des Trainer*in wohl.
- Alternativ kann es jedoch auch ohne größeres Machtgefälle funktionieren, wenn sich alle Beteiligten darin einig sind und es mehr um das Versorgen (Stichwort Caregiving) geht.
Welches Zubehör benötigt man fürs Petplay?
Neben dem Zubehör, was man für die Verwandlung ins Tier selbst benötigt – etwa Masken, Ohren, Schwänze, Hufe und Co. – fällt logischerweise auch das an, was das Tier an zusätzlicher Ausstattung benötigt. Darunter fallen
Halsbänder |
Leinen |
Futter und Futternäpfe |
Schlafgelegenheiten wie Körbchen |
Zwinger, Ställe oder Vergleichbares sowie |
Spielzeug |
Der besondere Clou, der unter Umständen allerdings auch eine gewisse Herausforderung darstellen kann, liegt darin, dass jedes Tier individuelle Bedürfnisse hat, die erfüllt werden wollen. Folglich bietet es sich an, sich mit der benötigten Ausstattung und den konkreten Verhaltensweisen des gewünschten Tieres zu beschäftigen. Idealerweise vor dem Beginn des Petplays.
Worauf muss man zusätzlich achten?
Entsprechende Rollenspiele sind eine sehr individuelle Angelegenheit – selbst in puncto Sex, D/s und SM. Das bedeutet, dass sich manche Petplayer*innen für Sex in ihrer tierischen Rolle begeistern können, andere wiederum nicht. Wobei festzuhalten ist, dass bestimmte Praktiken wie Orgasmus- und Selbstbefriedigungskontrollen oder -verbote, Be- und Entsamungen (durch Dritte) durchaus dazugehören können. Wenn sie denn in den gemeinsamen Vorab-Besprechungen nicht als Tabu benannt wurden.
Ähnliches gilt für körperliche Züchtigungen, die speziell beim Pony- und Pigplay in Form von
Schlagspielen wie dem Spanking oder Auspeitschen zum Tragen kommen können. Aber auch Fesselungen und Knebelungen sind denkbar – Stichwort angeketteter und mit einem Maulkorb versehener Hund …
In jedem Fall ist es daher wichtig, bereits vor dem Start des Petplays festzulegen, wie die konkreten Regeln aussehen sollen. Gegenseitiges Vertrauen, ein gemeinsamer Konsens (etwa im SSC-Sinne) sowie das Vereinbaren eines Stoppworts oder einer äquivalenten Handlung sind von großer Bedeutung, damit das tierische Rollenspiel gelingt. Ebenso wie die Gelegenheit, wieder langsam in der Realität anzukommen und wieder zum Mensch zu werden …