Der Begriff Pornografie ist eine Wortzusammensetzung, die sich aus den griechischen Einzelbegriffen pórnē (πόρνη), also Hure oder Dirne und graphía (‑γραφία), (Be-) Schreibung
zusammensetzt. In der Konsequenz beschreibt sie somit Darstellungen sexueller Aktivitäten, wobei vordergründig die Geschlechtsteile und die damit ausgeübten Aktionen in den Blick genommen werden. Diese Darstellungen können sprachlicher, musikalischer oder bildlicher Natur sein und fallen in den Bereich Voyeurismus, also der Befriedigung beim oder durchs Zuschauen (beziehungsweise Zuhören). Ebenfalls wesentlich bei der Produktion und beim Konsum von Pornografie: Die sozialpartnerschaftliche Bindung der Beteiligten steht nicht im Fokus. Vielmehr spielt sie nur eine Randrolle oder wird sogar vollständig ausgeklammert.
Welche Darstellungsformen eignen sich für die Vermittlung pornographischer Inhalte?
Wie bereits angesprochen, kann Pornografie verschiedene Gesichter haben und sich auf unterschiedlichen Weisen präsentieren. Dabei zählen die Folgenden zu den sicherlich bekanntesten Varianten.
Bildliche Darstellungen
Bildliche pornografische Darstellungen lassen sich bereits in der Vorantike finden. Somit dürfte es nicht überraschen, dass sie schon auf antiken griechischen Vasen, entsprechenden römischen Wandbildern, auf der antiken peruanischen Mochica-Keramik oder als Illustrationen im Kamasutra zu finden waren.
Ab der Renaissance und speziell im 18. Jahrhundert erfreuten sich jedoch auch Kupferstiche großer Beliebtheit. Und natürlich kamen in der Malerei ebenfalls einige mehr oder weniger bekannte Werke zustande. Zu diesen Werken, die man in ihren Epochen kontrovers diskutierte, weil sie als potenzielle Pornografie empfunden und daher als mehr oder weniger empörend galten, zählten unter anderem
- Leda und der Schwan (Correggio, 1532)
- Mönch im Kornfeld (Rembrandt van Rijn, 1646)
- Der Ursprung der Welt (Gustave Courbet, 1866) oder
- Frauenpaar (Egon Schiele, 1915).
Literatur
In der Literatur unterscheidet man zwischen erotischem und pornografischem Inhalt. Eine Differenz, die unter anderem Susan Sontag in ihrem Essay The Pornographic Imagination (1967) thematisiert. Tatsächlich boomte die pornografische Literatur ab dem 20. Jahrhundert in verstärktem Maß. Das ließ sich darauf zurückführen, dass man die Texte immer leichter und in immer größerem Umfang verbreiten konnte. Wodurch sie auch noch eine weitere Zielgruppe erreichten, für die der Pornokonsum bis dahin schwieriger war: Die Frauen.
Ab den 1970-er Jahren erfreuten sich speziell in den USA ‚Bodice-Ripper-Romane‘ großer Beliebtheit. Dabei handelte es sich um eine Mischung aus Abenteuer-, Geschichts- und trivialem Liebesroman, wobei die Perspektive der Protagonistin eingenommen wurde. Explizite, aber vom Gesamtumfang des Romans eher knapp gehaltene Sexszenen selbstverständlich inklusive. Dabei galt die Frau als eigenständig und unwiderstehlich. Letztlich ergab sie sich aber immer in Liebe dem Bad Guy, der sie im wahrsten Sinne des Wortes übermannte …
Der Knackpunkt dabei: Ab den 1980-er und 1990-er Jahren kam es zu einer zunehmenden Bewertung der Beschreibungen als sexuelle Gewalt. Dementsprechend befanden viele Leserinnen und Leser die Sexszenen in dieser Form der Pornografie als nicht mehr sonderlich ansprechend – und die bis dato in erotischen Geschichten (auch unabhängig vom Bodice-Ripper-Roman) weit verbreiteten erzwungenen Verführungen (‚forced seductions‘) wichen zunehmend den Erzählungen von einvernehmlichem Sex.
Aber weil natürlich nichts komplett unter den Tisch fällt – auch nicht in der Welt der Pornografie – verschwanden die Bodice-Ripper-Romane nicht komplett. Vielmehr gelten sie inzwischen als Vorstufe des Mommy Porn (der ‚Mutti-Pornografie‘) und erschienen unter anderem in Form von E. L. James’ Romanreihe Shades of Grey aus den 2010-er Jahren wieder auf der Bildfläche.
Überhaupt kam es ab der Mitte der 1990-er Jahre mithilfe des Internets zu einer echten Sexgeschichten-Veröffentlichungsflut. Doch selbstverständlich gab es auch deutlich vorher schon sehr bekannte Werke der erotischen bis explizit erotischen Literatur. Man denke nur etwa an
- Fanny Hill (John Cleland, 1748)
- Die 120 Tage von Sodom (Marquis de Sade, 1785)
- Lady Chatterley's Lover (D.H. Lawrence, 1928) oder
- Geschichte der O (Pauline Réage, 1954).
Musik
In der Vorantike, Antike und im Mittelalter spielte man Musik häufig in rituellen, religiösen oder höfischen Zusammenhängen. Dabei spielten sexuelle Inhalte im modernen Sinne der Pornografie keine große Rolle. War Erotik Thema, kam sie eher in metaphorischer oder allegorischer Sprache zum Tragen. Dies änderte sich aber der Renaissance und dem Barock insofern, als speziell in der weltlichen Musik (wie in Opern) Erotik und Liebe oft mit dramatischen Geschichten verbunden wurden.
Beispiele für solche ‚erotisch angehauchten‘ Opern waren – wenn auch hier aus späteren Jahrhunderten – waren etwa
- Salome von Richard Strauss (1905)
- Lulu von Alban Berg (1937)
- Powder Her Face von Thomas Adès (1995).
Von dieser zunehmenden Offenheit und dem Mut, im Rahmen der Musik erotische bis explizit pornografische Inhalte zu platzieren, verdankten denn auch die Künstlerinnen und Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts die Gelegenheit, diesen Ansatz noch weiter auszubauen. Das Ergebnis ist heute eine breite Palette, die unter anderem Jazz, Blues, Rock’n’Roll, Popmusik, Hip-Hop oder Rap umfasst und in denen Sexualität und Pornografie offen musikalisch kommuniziert werden. Sei es mit subtilen, teilweise aber auch eindeutig handfest-derben Texten, wie Songs wie
Shoop (Salt-N-Peppa, 1993) |
Closer (Nine Inch Nails, 1994) |
Guys 4 every girl (Peaches, 2006) |
Lieschen, Lieschen (Alpenrammler, 2007) |
Arschficksong (Sido, 2020) oder |
WAP (Cardi B und Megan Thee Stallion, 2020) |
beweisen.
Fotografie
Keine Frage, als die Technik der Fotografie aufblühte, profitierte logischerweise auch die Pornografie von diesem Fortschritt. Zügige Aktaufnahmen inklusive, sodass etwa die früheste Oralsex-Aufnahme bereits aus dem Jahr 1890 stammte. Das neue, heiße Bildmaterial wurde in Deutschland jedoch schnell als illegal gebrandmarkt und erst 1975, also mehr als 80 Jahre nach der Erfindung der Fotografie, legalisiert.
Was aber nicht bedeutete, dass sich in der Zwischenzeit niemand mit erotischer bis pornografischer Fotografie befasste. Im Gegenteil, schließlich gab es einige für ihre provokanten, kontroversen, expliziten und durchaus auch ästhetische Werke bekannten Fotografen. Dazu gehörten beispielsweise Helmut Newton oder Robert Mapplethorpe, der sich in den 1970-er und 1980-er Jahren unter anderem mit BDSM befasste.
Film
Wenn die Kamera ohnehin läuft, kann man auch filmen! Das war bereits ab Ende des 19. Jahrhunderts der Fall, wofür der Film Le Coucher de la Mariée von 1896 ein Beispiel ist. Ab dem 20. Jahrhundert genoss dann auch das Pornokino einen regen Zulauf – und auch die Pornografie auf Videokassetten ab den 1970-er Jahren war ein echter Hit, ließen sich die Kassetten doch günstig produzieren und in den eigenen Wänden konsumieren.
Kein Wunder also, dass einige Sexfilme, die sich zuweilen durchaus auch dem Bereich der Pornografie zuordnen lassen, zu echten Klassikern mutierten. Dazu zählten unter anderem
- Emmanuelle (1974, gleichnamiges Buch von Emmanuelle Arsan als Grundlage, von Just Jaeckin inszeniert)
- 9 ½ Weeks (1986, Erotikdrama, Buch und Filminszenierung von Adrian Lyne)
- Shortbus (2006, John Cameron Mitchell als Verantwortlicher für die Verfilmung).
„Und was ist mit Nymphomaniac (2013, Volume I und II, von Lars von Trier)?“, wird nun manch einer fragen. Berechtigterweise, denn wenngleich sehr viele Szenen einen expliziten Inhalt haben, gilt Nymphomaniac nicht als Pornofilm im engeren Sinne. Vielmehr wird er als Kunstfilm mit expliziten Inhalten betrachtet. Was eine grundsätzliche Frage aufwerfen dürfte:
Wie unterscheiden sich Pornofilme von Soft Pornos und Erotikfilmen?
Grundlage für die Einordnung in eine bestimmte Kategorie ist der Grad der deutlichen und direkten Darstellung sexueller Handlungen und der primären Geschlechtsorgane, zu denen Penis oder Vagina gehören. Dennoch ist es gar nicht so leicht, einzelne Filme ganz klar in die einzelnen Untergruppen zu sortieren, da die Grenzen fließend sein können. Tendenziell enthalten Hardcore-Pornofilme aber selten Inhalte, die über explizite Sexszenen hinausgehen. Erotikfilme und Soft-Pornos dagegen befassen sich auch oftmals auch mit einer mehr oder weniger umfangreichen Storyline abseits vom reinen Sex.
Einige Unterschiede, eine Gemeinsamkeit Prinzipiell ist bei allen Typen zu beobachten, dass das Interesse an gefilmter Pornografie abseits vom Mainstream deutlich zunimmt. Was sich unter anderem daran erkennen lässt, dass sich die alternative Pornografie (Altporn), einer immer größeren Beliebtheit erfreut. Dabei unterscheiden sich die Darstellerinnen und Darsteller optisch deutlich von den bisher meist Gezeigten, weil es sich bei ihnen unter anderem um Goths, Punks und Co. handelt.
Ebenso interessieren sich viele Fans von Porno- bis Sexfilmen auch für XXX Parodien. Dies sind Umformungen von Hollywood Blockbustern, bei denen der sexuelle Handlungsstrang in den Fokus rückt.
Handlungsveränderungen oder -kürzungen bei Bedarf inklusive. Und nicht zuletzt werden ethische Pornos immer wichtiger. Zu diesen gibt es im Abschnitt am Ende der Geschichte der Pornografie aber auch noch mehr Informationen.
Die Geschichte der Pornografie
Die ist ein Fass ohne Boden. Aber dem haben wir uns natürlich auch gewidmet. Aus Gründen der Textlänge jedoch in einem
separaten Artikel. ;)
Wer begeistert sich für sie? Und was ist der Reiz an Pornografie?
Die Begeisterung für Pornografie variiert stark von Person zu Person. Dabei können sich Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, sexueller Orientierung, kultureller Hintergrund und Lebenserfahrungen gleichermaßen stark oder schwach für sie interessieren. Tendenziell lässt sich jedoch festhalten, dass Pornografie vordergründig für Personen interessant ist, die
Lust daran haben, anderen Personen beim Sex zuzuschauen oder zuzuhören |
ihre sexuellen Fantasien erkunden möchten |
ihre sexuelle Erregung steigern wollen |
die Ästhetik in der Darstellung der Inhalte ansprechend finden |
sich einfach einmal von ihrem Alltag ablenken möchten |
vielleicht auch im Sinne einer Anregung innerhalb der Partnerschaft finden wollen. |
Welche Variante dabei besonders stark kickt, ist aber ebenfalls individuell. So kann es vorkommen, dass sich jemand überhaupt nicht für Filme interessiert, in literarischer Pornografie aber vollkommen aufgeht. Gleichzeitig ist eine weitere Person absoluter Porno-Lieder-Fan und eine vierte schwört auf explizite, gemalte Darstellungen. Und selbstverständlich gibt es auch zahlreiche Menschen, die sich für Pornografie in keiner Art und Weise begeistern können. Somit sind ihre (Nicht-) Konsumentinnen und Konsumenten genauso abwechslungsreich wie ihre verschiedenen Darstellungsformen und die damit verbundenen Reize.
Worauf sollte man beim Konsum von pornografischen Inhalten achten?
Wer Pornografie konsumiert, sollte sich unbedingt klarmachen, dass diese in einem direkten Bezug zu anderen Menschen stehen – wobei diese nicht zugegen sind und in der Regel nichts von ihrem ‚Einsatz‘ bei der konsumierenden Person wissen. Daher gilt es, bestimmte Aspekte zu berücksichtigen.
Einvernehmlichkeit und Ethik
Die in der Pornografie wie auch immer präsentierten Personen sollten einvernehmlich an der Entstehung des Werks beteiligt gewesen sein. Daher sind die ethische Produktion und ein entsprechender Konsum von Pornos (Stichworte Respekt, Zustimmung und Fairness) von großer Bedeutung.
Legalität
In Deutschland gelten sexuelle Misshandlungen von Kindern und Tieren sowie das Ausüben sexueller Gewalt als illegal – was auch für deren Aufzeichnung in der Pornografie betrifft. Folglich werden sowohl die Produktion als auch der Konsum entsprechender Materialien strafrechtlich verfolgt.
Altersangemessenheit
Eindeutig als pornografisch deklariertes Material wie Pornofilme unterliegt dem Jugendschutz, was bedeutet, dass es Kinder und Jugendliche nicht erwerben dürfen. Auch sollten sie keinen Zugang dazu erhalten. Sexfilme hingegen, bei denen unter anderem der Sex lediglich nachgestellt wird, werden oft als FSK16 deklariert. Es gilt also, sich mit den genauen Bestimmungen vertraut zu machen, was man sehen / kaufen darf.
Das Respektieren der Grenzen und der Privatsphäre Dritter
Pornografie darf nicht ohne die Zustimmung anderer Beteiligter geteilt werden. – Ein Aspekt, der speziell für Amateurvideos o. Ä. von Bedeutung ist. Auch sollte man niemanden zum Konsum von erotischen Materialien dieser Art nötigen. Und nicht zuletzt ist es sinnvoll, die Wünsche und Vorlieben der Partnerin beziehungsweise des Partners beim gemeinsamen Konsum zu respektieren und bei der Auswahl einzubeziehen. Schließlich sollen gemeinsam geschaute / gelesene / gehörte Pornos beide anregen und nicht zum Diskussionsfall werden. Apropos …
Realitätsbezug und kritische (Selbst-) Reflexion
Pornografie stellt in den meisten Fällen keine realistische, sondern eine inszenierte Variante der Sexualität dar. Dessen sollte man sich bewusst sein und keine Erwartung diesbezüglich aufbauen, dass sich das Gegenüber beim Sex genau wie in einem Porno verhalten wird. Die ist vordergründig im Kontext des Bedürfnisses nach zwischenmenschlicher Intimität und deren Ausleben von Bedeutung.
Selbstkontrolle
Keine Frage, das Lesen / Hören oder Schauen von pornografischem Material soll und darf einen Kick für die eigene Erotik und Sexualität darstellen. Man sollte jedoch immer überprüfen, dass der Konsum von Pornografie keine negativen Auswirkungen auf das eigene soziale und berufliche Leben hat. Stellt man diesbezüglich eine negative Entwicklung fest, sollte man sich selbst genau beobachten und eventuell auch professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.