Die Pornografie ist ein Thema, zu dem jeder eine Meinung hat. Und die hat das Potenzial, das Blut zum Kochen zu bringen: Während sich die meisten Menschen (zumindest öffentlich) vom ‚Schmuddelkram‘ distanzieren, erkennen andere darin ein durchaus stimulierendes Medium. Bleibt die Frage nach den Darsteller*innen und dem, was sie vor der Kamera zeigen: Ist der inszenierte Sex ein Traumjob, ein Beruf wie jeder andere oder gar ein notwendiges Übel?
Wie viel Porno ist eigentlich zulässig und akzeptiert?
Die Antwort auf diese Frage scheint naheliegend: Für Pornos gilt ein striktes Jugendverbot. Abgesehen davon ist alles erlaubt, was sich mit geltendem Recht und Gesetz vereinbaren lässt. Bei einem näheren Blick erweist sich die Sache als kniffeliger. Denn die großen, etablierten Medien (primär das öffentlich-rechtliche Fernsehen, aber auch die privaten Vollprogramme) kämen auch zu später Stunde nicht auf die Idee, einen unzensierten Pornofilm auszustrahlen. Sogenannte Soft-Pornos sind das höchste der Gefühle: Hier sind in eine zuweilen prickelnde Handlung durchaus auch Sexszenen eingebettet, doch die sind deutlich zensiert. Nackte Brüste sind manchmal zu sehen, die primären Geschlechtsteile sind hingegen tabu.
Pornoregisseurin
Paulita Pappel sieht diesen medialen Umgang mit Sexfilmen kritisch. So weist die Expertin darauf hin, dass die Zensur auf veraltete Denkmuster zurückzuführen ist. Doch tatsächlich ist das Bild der unterdrückten Frau, die von Männern zu sexuellen Handlungen vor der Kamera genötigt wird, so nicht mehr zu halten. Zwar mag das noch in außergewöhnlichen Fällen vorkommen, doch generell haben sich die Frauen auch in Sachen Pornografie so weit emanzipiert wie niemals zuvor. Paulita Pappel, die es als (natürlich zensierte) Schauspielerin über ‚Player oft Ibiza‘ sogar in die ARD-Mediathek geschafft hat, ist dafür nur ein Beispiel unter vielen. Im RND-Interview weist die Regisseurin darauf hin, wie die meisten Pornos im Jahr 2024 entstehen – und betont gleichzeitig ihre kritische Sicht auf den sogenannten ‚feministischen Porno‘: „Die meisten Pornos werden von Frauen gemacht, mit ihren eigenen Handys, in Eigenregie. Feministischer geht es nicht. Die Diskriminierung der Industrie fördern wir, wenn wir feministische Pornos als das bessere Pendant zum ‚schlimmen‘ Mainstream-Porno darstellen.“
Das Klischee der sexuell ausgebeuteten Frau sieht Paulita Pappel daher als entkräftet an. Und sie räumt auch gleich mit weiteren Missverständnissen auf: „
Pornografie ist viel diverser als jede andere Industrie“, zudem lebten auch immer mehr Frauen vor der Kamera ihre sexuelle Lust aus. Mit ihrer schwedischen Kollegin Erika Lust und weiten Teilen ihrer Branche ist sie sich einig: Die Sexualität ist etwas vollkommen Natürliches, also sollte man sie (unter Wahrung des Jugendschutzes und aller gesetzlicher Vorgaben) auch so zeigen dürfen.
Pornostar: Früher Fluch, heute Traumjob?
Ganz so einfach ist es auch weiterhin nicht. Zudem ist nicht jede und jeder für diesen Job geschaffen. Wirkliche Lust auf die Erotik vor der Kamera ist unbedingte Grundvoraussetzung. Außerdem spielen weitere Faktoren eine jeweils wichtige Rolle:
- Ausdrucksvermögen
- Aussehen
- körperliche Fitness
- sexuelle Ausdauer / Potenz
- Fantasie / Kreativität
- Location
- technische Ausstattung
- ggf. Partner*innen
Sofern man mit dem Sexfilm bares Geld verdienen möchte, ist ein verlässlicher Vertriebsweg außerdem unabdingbar. Am besten gelingt das über den Kontakt zu einer vertrauenswürdigen Produktionsgesellschaft. Solche Unternehmen sind online zu finden – man sollte sich aber nicht an die erstbeste Adresse wenden, sondern gezielt auswählen.
Ein solcher Kontakt ist freilich weniger als die halbe Miete. Frauen bekommen den Fuß generell schneller in die Tür als Männer, dennoch ist die erfolgreiche Porno-Karriere kein Automatismus. Gerade die seriösen Player in der Porno-Industrie haben häufig sehr klare Vorstellungen, wem sie eine Chance geben. Die Einladung zu einem Casting ist jedoch schon ein guter Schritt in die richtige Richtung.
Wer wirklich professionell durchstarten will, sollte sich aber keiner Illusion hingeben: Es handelt sich um einen Job, der oft Spaß, aber nicht immer Spaß macht. Genau wie ‚normale‘ Schauspieler*innen muss man auch dann eine gute Performance hinlegen, wenn man einmal keine echte Lust hat. Das ist manchmal leichter gesagt als getan. Gerade für Menschen mit männlicher Anatomie kann sich sogar ein echter Leistungsdruck aufbauen: Selbst die geilste Szene prickelt nicht mehr, wenn man sie bis zur perfekten Einstellung mehrfach wiederholen muss. Gerüchte, dass bei so mancher Szene mit künstlichen Penissen und
Sperma aus der Tube gearbeitet wird, haben also tatsächlich einen wahren Kern.
Ganz fundamental: Die Arbeit im Pornobusiness darf niemals auf Zwang oder Überredung basieren. Seriöse Filmemacher*innen respektieren zudem die individuellen Vorlieben und Tabus. So halten es auch die wenigen Superstars der Branche – und sind damit echte Vorbilder für Neulinge.
Camsex-Model = Pornostar light?
Die moderne Technik macht es möglich: Heute kann sich jeder eine Webcam neben die Spielwiese im Schlafzimmer montieren, um damit live auf Sendung zu gehen. Wer über eine
vielfrequentierte Plattform streamt, kann sich durchaus eine treue Fangemeinde aufbauen. Dabei erweist es sich von Vorteil, dass man selbst Regie führen kann: Man darf sich selbst so inszenieren, wie man es gerne möchte. Außerdem sind keine Zeiten vorgegeben, in denen man vor der Kamera eine heiße Show abliefern muss.
Für nicht wenige ist die Sexcam ein probates Mittel, sich unter realen Bedingungen als Pornostar zu versuchen und dabei bereits Geld zu verdienen. Ob man sich schlussendlich entscheidet, den Weg in die Pornobranche weiterzugehen oder komplett auf den Camsex zu setzen, bleibt jeder und jedem selbst überlassen. Als dritte Option bleibt zudem der komplette Rückzug aus dem Sexbusiness. Hier liegt der Vorteil auch klar auf dem Camsex: Sofern man ausschließlich im Livestream, aber nicht in aufgezeichneten Sexfilmen zu sehen war, finden sich hinterher keine Spuren mehr im Netz.
Fazit: Pornostar ist ein lustvoller Job – aber nicht für jede*n
Die Gesellschaft ist in weiten Teilen aufgeklärt und zudem bestens vernetzt. Ungeachtet der Tatsache, dass nicht offen darüber gesprochen wird, werden Pornos allein in Deutschland Tag für Tag millionenfach geschaut. Die technische Ausstattung und das Interesse weiter Teile der Gesellschaft lassen die Schlussfolgerung zu, dass der Pornografie eine große Zukunft bevorsteht. Dabei spielen die verschiedenen Übertragungswege eine wesentliche Rolle – zu denen ganz klar auch der
Camsex gehört.
Trotzdem hat nicht jede und jeder die Lust und die Begabung, um vor der Kamera zu masturbieren oder Sex zu haben. Für all jene, die tatsächlich geil auf das Pornobusiness sind, besteht aber eine echte Chance: Die Zahl der Zuschauenden wird weiterhin um ein Vielfaches größer sein als die der Pornostars. Wer für sich selbst die richtige Nische findet, kann darin gutes Geld verdienen.