In jüngerer Vergangenheit liest und hört man immer wieder von der Promiskuität, wenn es um Erotik und zwischenmenschliche Beziehungen geht. Doch was ist mit dem Begriff, der in der englischen Übersetzung Promiscuity lautet, eigentlich gemeint?
Was ist Promiskuität?
Der Begriff der Promiskuität leitet sich aus den lateinischen Wörtern ‚promiscuus‘ (gemeinsam) und ‚miscere‘ (mischen) ab. Er wird ausschließlich für ein sexuell ausschweifendes Verhalten verwendet, bei dem man mit häufig wechselnden Partner*innen Geschlechtsverkehr hat, ggf. auch mit mehreren gemeinsam. Wird das Adjektiv ‚promiskuitiv‘ für einen Menschen verwendet, so soll dieser als sexuell freizügig beschrieben werden.
Welche Menschen sind promiskuitiv?
Hierzu gibt es keine klare Statistik – und auch keine ganz eindeutige Bewertung. Konservative, zu einhundert Prozent monogame Menschen bezeichnen bereits den einmaligen Seitensprung als eine Form der Promiskuität. Die gesellschaftliche Mehrheit hingegen verwendet diese Begrifflichkeit für ein besonders aktives Swingen, bei dem in vielen Fällen auch Praktiken wie
Gruppensex oder Gangbang angestrebt werden. Schätzungen zufolge gibt es gemäß dieser Definition in Deutschland mehrere Millionen promiskuitive Menschen. Diese setzen sich aus allen Altersgruppen und sämtlichen Teilen der Bevölkerung zusammen.
Neben der aktiven gibt es auch eine Art der passiven Promiskuität: Auch wenn jemand nicht aktiv nach weiteren Sexpartnern sucht, sorgt alleine die Vorstellung für einen sexuellen Kick. Umfragen ergeben, dass derlei Fantasien sehr weitverbreitet sind. Bei allen Geschlechtern liegen die Zahlen in einem hohen zweistelligen Bereich. Daher verwundert es nicht, dass die Promiskuität in der Pornografie einen so hohen Stellenwert hat.
Ist Promiskuität eine Krankheit?
In der Vergangenheit wurde dies tatsächlich oftmals so betrachtet. Und das nicht nur aus religiösen Gründen: Im Nationalsozialismus galten promiskuitive Menschen als ‚sexuell verwahrlost‘, was bereits als ausreichender Grund für die Einweisung in ein Konzentrationslager betrachtet wurde. Und auch in den frühen Jahrzehnten der Bundesrepublik und der DDR galt Promiskuität als sexuell abnorm. Insbesondere Mädchen und junge Frauen mussten nach einer entsprechenden ‚Diagnose‘ die Einweisung in ein Erziehungsheim befürchten.
Mit der sexuellen Öffnung in den 1970er- und 1980er-Jahren veränderte sich die Sichtweise nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch bei den politisch Verantwortlichen. Allerdings bekam durch das sich ausbreitende HI-Virus ein neuer Aspekt besondere Aktualität: Promiskuitives Verhalten kann die Ausbreitung von AIDS und anderen Geschlechtskrankheiten begünstigen. Daher ist beim Swingen dringend angeraten, sich und andere durch die Verwendung von Kondomen zu schützen. Auch die regelmäßige Kontrolle auf sexuell übertragbare Infektionen (STIs) trägt zur Sicherheit beim Swingen bei.
Wo kann man promiskuitive Menschen treffen?
Neben dem Swingerclub bietet sich auch das Pornokino für den spontanen Sex mit Fremden an. Überdies gibt es in allen Regionen des Landes einschlägige Treffpunkte, zum Beispiel auf in der Szene bekannten Parkplätzen. Dort kommen die interessierten Menschen häufig ohne große Worte zur Sache. Außerdem sind verschiedene Dating-Plattformen im Internet für promiskuitive Menschen interessant. Hier kann man schnell ausloten, ob die Chemie stimmt, und sich anschließend zu heißen Abenteuern verabreden.
Was muss man außerdem darüber wissen?
In der modernen, aufgeklärten Gesellschaft wird die Promiskuität als eine von vielen Facetten der Sexualität betrachtet. Sie ist nicht verboten und wird auch nicht als abnorm angesehen. Wesentlich ist aber, sich selbst und andere Sexpartner durch Kondome und andere Maßnahmen zu schützen. Zudem dürfen Unbeteiligte (insbesondere Kinder und Jugendliche) von promiskuitiven Menschen weder gestört noch in eindeutiger Weise behelligt werden. Dann darf man umgekehrt auch echte Toleranz erwarten.