Mit dem Begriff Nymphomanie bezeichnete man früher ein gesteigertes weibliches Verlangen nach Sex – primär in der Kombination mit der Promiskuität, dem häufigen Wechsel der Partner. Für Männer mit ähnlichem Verhalten wurden Begriffe wie Satyriasis oder Donjuanismus verwendet. Heute benennt man dieses Phänomen geschlechtsneutral als Hypersexualität. Dabei wird im gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs aber immer noch kontrovers diskutiert, inwiefern ein Zusammenhang zwischen psychischen Störungen und der Hypersexualität besteht und ob sie sich um eine Form der erotisch-sexuellen Emanzipation handelt oder nicht.
Welche sprachhistorischen Ursprünge hat die Nymphomanie?
Der älteste schriftliche Nachweis für den Begriff der Nymphen findet sich auf einer Tafel aus der Grotte Melissani auf der griechischen Insel Kefalonia. Diese stammt aus dem 3. Jahrhundert vor Christus und bezieht sich auf eine antike Kultstätte des Hirtengottes Pan. In diesem Zusammenhang zeigt sich, dass der Begriff „Nymphomanie“
- „νύμφη“ (nýmphē, „Braut“)
- „μανία“ (manía, „Wahnsinn“ oder „Raserei“)
in der Antike eine andere Bedeutung hatte.
Dort waren Nymphen in der griechischen Mythologie junge weibliche Halbgöttinnen, die durch ihre außergewöhnliche Schönheit und ihr langes Leben auffielen. Obwohl sie nicht unsterblich wie die höheren Gött*innen waren, galten sie als eng mit der Natur verbunden. Kein Wunder, lebten sie doch an Orten wie Bergen, Meeren, Wäldern und Bäumen. Passend dazu hatten sie die Aufgabe, die Natur zu schützen und zu pflegen. Und nicht zuletzt traten sie auch als Begleiterinnen bedeutender Gottheiten wie Dionysos, Artemis oder Aphrodite auf.
Besonders bekannt waren dabei
die Wassernymphen (Najaden) |
die Meeresnymphen (Nereiden und Okeaniden) |
die Wald- und Baumnymphen (Dryaden, Hamadryaden und Meliaden) |
sowie die Berg- und Grottennymphen (Oreaden |
Oder mit anderen Worten: Obwohl die Nymphensymbolik verschiedene, auch später auftauchende Aspekte wie Fruchtbarkeit und Sexualität beinhaltete, waren diese nur zwei von mehreren wichtigen Assoziationen in der griechisch-römischen Mythologie. Was sich auch daran erkennen ließ, dass die Nymphen auch für das Spenden und Erhalten von Leben verantwortlich waren.
Welche Problematik verbirgt sich hinter dem Begriff?
Im Laufe der Zeit hat sich die Bezeichnung Nymphomanie zu einer abwertenden Bezeichnung für ein offensichtlich nicht mehr „normales“ Sexualverhalten entwickelt. Das Problem dabei liegt auf der Hand: Wer genau soll dies einschätzen, zumal sich auch die kulturelle Sexualmoral und die damit verbundenen Sitten und Wertvorstellungen im Laufe der Zeit wandeln. Noch gar nicht davon gesprochen, dass diese auch von Kultur zu Kultur unterschiedlich ausfallen können.
Allerdings bedient man sich in der Prostitution sowie in der
Pornografie weiterhin gern bei diesem Begriff, um auszudrücken, dass es sich bei den beworbenen / anderweitig präsentierten Frauen um besonders sexhungrige und tabulose Personen handelt. Ein Knackpunkt dabei ist jedoch, dass viele Personen, die von
Hypersexualität (ein aktuelles, wenngleich ebenfalls noch umstrittenes Synonym) betroffen sind, tatsächlich unter dieser leiden. Und das sollte natürlich keinesfalls schöngeschrieben werden.