Beim Rohrstock handelt es sich um einen Schlagstock, der aus einer pseudo-verholzenden Pflanze wie Rattan, Schilf oder Bambus hergestellt wird. Der Clou dabei ist, dass er elastisch und leicht ist, was speziell Modelle aus Rattan für erfahrene und geübte Personen zu einem beliebten Schlagwerkzeug im BDSM-Bereich macht. Nicht zu vergessen, dass er in vielen Ländern lange Zeit und teilweise noch bis heute als Züchtigungsinstrumente in Schulen und im Strafvollzug Verwendung findet. Eine andere Bezeichnung für den Rohrstock ist „Bakel“, was sich vom lateinischen „baculum“ für Stab oder Stock ableitet.
Wo findet ein Rohrstock Verwendung?
Am häufigsten nutzen ihn Personen mit Interesse an BDSM. Dabei kann er sowohl für weibliche wie männliche Sadisten und Doms als Schlagwerkzeug dienen. Ob als
ist dabei individuelle Geschmackssache. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass die dominante Person masochistisch ist und ihr submissives Gegenüber anweist, sie zu schlagen.
Überdies handelt es sich beim Rohrstock auch um ein sehr beliebtes Requisit für Rollenspiele – unter anderem bei der Lehrer(in)-Schüler(in)-Kombination.
Worauf kommt es bei der Auswahl eines geeigneten Modells an?
Das Material
In Bezug aufs Material ist es wesentlich, dass es gleichermaßen stabil wie flexibel ist und nicht zum schnellen Brechen oder Splittern neigt. Dementsprechend häufig wählt man für die Herstellung von Rohrstöcken Rattan aus. Besonders bewährt hat sich dabei der dunkle, mit einer glatten Oberfläche versehene Malakka-Rattan aus Malaysia. Schläge, die mit ihm ausgeführt werden, gelten als besonders schmerzhaft. Schlägt man mit einem Rohrstock aus Malakka-Rattan schnell und mehrfach zu, lassen sich auf der Haut „Zwillinge“ erkennen (rote Doppelstriemen) erkennen. Diese sind speziell auf der Lederhaut der
Fußsohlen oder Handflächen deutlich zu sehen.
Die Dicke und Länge
Je dünner der Rohrstock, desto stechender und tiefer fällt der Schmerz aus. Je dicker er ist, desto tiefer und dumpfer ist letzterer hingegen. Schläge mit dünnen Modellen ergeben eher Striemen, bei breiteren entstehen tendenziell an blaue Flecke erinnernde Schlagmuster. Ebenso ist die Länge von Relevanz, da sich kürzere Stöcke leichter und präziser handhaben lassen. Die meisten im BDSM-Bereich verwendeten Stöcke sind 60 bis 100 cm lang (besonders beliebt ist der 80 cm lange Rohrstock) und verfügen über einen Durchmesser im Bereich von 8 bis 20 mm.
Die Verarbeitung
Je besser ein Rohrstock verarbeitet ist, desto zuträglicher ist das seiner Haltbarkeit. Dementsprechend sollte die äußere, häufig unebene Schicht entfernt werden, bevor der Rohrstock durch das Glätten geschmeidiger wird. Zudem sollten die Enden abgerundet werden, was scharfe Kanten verhindert. Und auch das Versiegeln trägt zur Haltbarkeit bei, weil es das Eindringen von Feuchtigkeit und Schimmel verhindert.
Die Pflege
Hierunter fallen unter anderem das regelmäßige Wässern, Trocknen, Ölen und die richtige, liegende Aufbewahrung. All diese Handlungsschritte tragen dazu bei, dass der Rohrstock gleichermaßen elastisch wie fest bleibt und weder verschmutzt noch schimmelt oder anderweitig beschädigt wird.
Wer nutzt einen Rohrstock?
Am häufigsten bringen Sadist*innen sowie Tops mit einem Faible für Schlagspiele einen Rohrstock zum Einsatz. Im Hinblick auf die Anwendung ist zudem das richtige Maß in puncto Intensität und Dauer des Schlagspiels zu beachten. Idealerweise entspannt sich die zu schlagende Person vor der Session, wobei Letztere auch erst langsam Fahrt aufnehmen sollte. Gleichzeitig gilt es, die Reaktionen der geschlagenen Person richtig zu interpretieren, damit das Erlebnis für alle Beteiligten unter dem Strich ein gelungenes wird. In diesem Zusammenhang im Abschnitt ‚Worauf muss man achten?‘ folgen dazu aber auch noch einige weitere Informationen.
Was ist daran reizvoll?
Personen, die einen Rohrstock bei Schlagspielen aktiv anwenden, begeistern sich oftmals am damit verbundenen Machtgefühl. Im Falle von Sadistinnen und Sadisten kann zudem noch die Lust am Zufügen von Schmerzen und dem Beobachten des eingetretenen Effekts dazukommen.
Wer sich hingegen mit einem Rohrstock schlagen lässt, kann dabei von mehreren Aspekten profitieren. Diese umfassen unter anderem Lust am Schmerzgefühl an sich (wie bei Masochist*innen) oder das Vergnügen daran, bestraft zu werden. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass sich verschiedene Punkte aus den Bereichen D/s und SM überschneiden können, ohne es zu müssen.
Folglich besteht die Option, dass die Rohrstock-Anwendung für eine Person eine echte Strafe ist, während eine andere Person diese als Belohnung wertet. Und unter Umständen lässt sich ein Schlagspiel gar nicht in diese Kategorien einordnen, sondern steht völlig für sich. So betrachtet erweist sich auch die Bandbreite an potenziellen Nutzungskontexten beim Rohrstock als für viele Menschen außerordentlich interessiert.
Worauf muss man achten?
Bestimmte Bereiche des Körpers darf der Rohrstock nicht treffen. Wer schlägt, muss grundlegende anatomische Kenntnisse mitbringen. Denn nicht alle Körperteile darf man gleich hart treffen.
Manche wie
- sämtliche Gelenke,
- der Kopf- und Halsbereich,
- die Nieren,
- das Steißbein und
- die Hüftknochen
sind grundsätzlich auszusparen.
Der Brustkorb, der Oberschenkel und der Wadenrücken kommen für Schlagspiele mit viel Augenmaß in Betracht. Der Hintern und die Bereiche unterhalb der Schulterblätter im oberen Rückenbereich sind hingegen recht beliebte Ziele. Als Faustregel gilt, dass mit Muskeln oder Fett geschützte Regionen am besten zu bespielen sind.
Achtung bei bestimmten Medikamenten und Krankheiten. Wer an einer Stoffwechsel- oder Blutkrankheit leidet, reagiert unter Umständen nicht nur empfindlicher auf Schläge mittels Rohrstocks. Es dauert eventuell auch länger, bis die Haut wieder heilt oder sich blaue Flecken zurückbilden. Insofern sollte man bei
- Diabetes,
- der Einnahme von Blutdruckmedikamenten,
- der Menstruation,
- bei einem Eisenmangel oder
- Hormonbehandlungen etc.
dies bereits vor dem Schlagspiel mitteilen. So lässt sich dieses Wissen bei der Härte, der Anzahl und dem Bereich der Schläge im Sinne der Gesundheit und des Wohlbefindens berücksichtigen.
Die potenzielle Sichtbarkeit von Spuren ist nicht zu unterschätzen. Je nach der Intensität der Schlag-Session mit einem Rohrstock kann es zu blauen Flecken, Striemen oder Schädigungen der Haut kommen. Dabei ist es möglich, dass sich diese auch erst nach einigen Tagen abzeichnen. Je nachdem, welche Körperteile das Ziel waren und welche Kleidung man auswählt, muss man damit rechnen, dass auch Dritte Notiz davon nehmen können.
Schläge mit einem Rohrstock können zu psychischen Belastungen führen. Sowohl die schlagende als auch die die Schläge empfangende Person können sich während oder nach der Session schlagartig oder im Zuge eines schleichenden Prozesses schlecht fühlen. In vielen Fällen kann ein Schuld- und/oder Schamgefühl der Grund dafür sein. Umso wichtiger ist es, dass ein damit verbundener Absturz verhindert oder aufgefangen wird. Im Zuge der
Nachsorge (Aftercare) tragen unterschiedliche Maßnahmen wie ein Gespräch, Kuscheln, das Versorgen der geschlagenen Stellen oder ähnliche Tätigkeiten dazu beitragen, das Erlebte konstruktiv zu verarbeiten.