Wer kennt es nicht, das schwarze Schaf der Familie? Auch die böse Hexe oder Stief- beziehungsweise Schwiegermutter kleiden sich am liebsten in dieser Farbe. Hagen von Tronje trägt ebenfalls Schwarz, während der strahlende Held Siegfried parallel dazu in einem weißen Gewand vor Brünhilds isländischen Burgtoren aufkreuzt. Und wie das Ganze endet, wissen wir. Indes: Schwarz hat einfach dieses gewisse Etwas, das bleibt und sich ins Gedächtnis einbrennt. Woran liegt das und was bedeutet für unser erotisches Leben?
Schwarz gilt aus mehreren Gründen als eine besonders erotische Farbe
… denn sein Reiz ist vielgestaltiger Natur und lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. Darunter fallen beispielsweise
kulturelle Assoziationen |
psychologische Wirkungen |
Symbolik |
und der mit ihm verbundene Kontrasteffekt |
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Farbe der Eleganz und Sinnlichkeit |
Farbe der Rebellion und des Nonkonformismus; erotische Wirkung durch das Signalisieren des Verbotenen und/oder Unkonventionellen |
Farbe von Macht, Unerreichbarkeit, Ernsthaftigkeit, Raffinesse und Selbstbewusstsein |
Verstärkung von Kontrasten, wodurch es die Formen betont und optisch schlankmachend wirken kann
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Soweit, so gut – bleibt jedoch noch die Frage, wie sich all diese Aspekte in verschiedenen erotischen Hinsichten widerspiegeln … Vorhang auf und Bühne frei für schwarze Lingerie, Sextoys und Co.!
Was ist mit schwarzen Dessous?
Schwarze Dessous sind definitiv ein zeitloser Modeklassiker – passend zum berühmt-berüchtigten „kleinen Schwarzen“. Und das aus guten Gründen. Schließlich steht die Farbe für eine zeitlose Ästhetik, bei der Eleganz, Stil, Klasse und Raffinesse im Mittelpunkt stehen. Gleichzeitig kann sie sowohl schlicht als auch luxuriös wirken und lässt sich mit nahezu jedem Kleidungsstück für jeden Anlass kombinieren. Aber nicht nur das: Schwarz betont die Körperkonturen auf positiv-zurückgenommene Weise und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Struktur und das Dessous-Design. In der Folge kommt es zu einer subtil-eleganten Hervorhebung der Formen des Körpers, was durchaus auch im Sinne der
Schwarzweiß-Fotografie ist.
Ebenfalls in diesem Zusammenhang (Stichwort positiv) ist auch, dass schwarze Dessous unter dunkler Kleidung oft weniger auffällig sind und parallel dazu Abnutzungserscheinungen oder Flecken nicht so schnell wie hellere Unterwäsche sichtbar werden lassen. Trotzdem stehen sie in Kombination mit edlen Materialien wie Satin, Seide oder Spitze exklusiv-glamourös und man kann sie, wenn man mag, ideal mit anderen Farben oder Accessoires kombinieren. Ein sehr bekanntes Beispiel dafür sind die schwarzen Pumps und High Heels von Christian Louboutin mit ihren signalroten Sohlen.
Und last but not least darf man nicht vergessen, dass schwarze Dessous eine gewisse Symbolik und psychologische Strahlkraft mitbringen. Wie bereits angedeutet, verbindet man Schwarz mit
Macht |
Entschlossenheit |
Ernsthaftigkeit |
Mystik |
Sinnlichkeit und |
Verführung |
sodass die Träger*innen von schwarzen Dessous oft davon berichten, dass sie sich in dieser Unterwäsche-Variante besonders attraktiv und selbstsicher fühlen.
Und warum sind Sextoys so oft schwarz?
Bei
schwarzen Sextoys gilt Ähnliches wie bei den gleichfarbigen Dessous. Einerseits wirken sie zeitlos, elegant und sinnlich; andererseits handelt es sich bei Schwarz um eine unaufdringliche und diskrete Farbe, die sich gut in verschiedene Umgebungen und Situationen einfügt. Ferner ist sie auch insofern eine gute Wahl, als sie dazu neigt, Flecken und Verfärbungen weniger sichtbar zu machen. Und das wiederum kann sich bei der
Sextoy-Reinigung als vorteilhaft erweisen, zumal das Material dadurch länger gepflegt und ansprechend aussieht. Es überrascht also nicht, dass sich viele Designer*innen für Schwarz entscheiden, weil es
- stilvoll ist und einen Eindruck von Exklusivität und Hochwertigkeit vermittelt,
- gut zu einer breiten, oft für Sextoys verwendeten Material- und Oberflächenpalette passt,
- und sich im Sinne eines interessanten Kontrasts hervorragend mit Metall- oder Glanzakzente kombinieren lässt.
Überdies darf man nicht vergessen, dass es auch für Intensität, Ernsthaftigkeit, Macht, Dominanz und Kontrolle steht, was insbesondere BDSM-Fans zu schätzen wissen.
Wie findet Schwarz in (erotischer) Musik, Filmen und Literatur Verwendung?
Bei der Musik sind unter anderem das Back in Black Album von AC/CD und Paint It, Black von den Rolling Stones zu nennen. Speziell das AC/DC-Album vermittelt dabei eine kraftvolle-rebellische Energie, wobei Schwarz auch hier für Unabhängigkeit und Stärke steht. Im Rolling-Stones-Lied dagegen sind eher Traurigkeit und Verzweiflung Thema; was allerdings nicht bedeutet, dass es nicht auch eine dunkle, mysteriöse Anziehungskraft transportiert.
Im Film-Genre stechen dafür besonders Eyes Wide Shut (1999) von Stanley Kubrik und Basic Instinct (1992) von Paul Verhoeven heraus. In beiden (psychologischen) Thrillern geht es um das Miteinander-Verweben der Themen Macht, Sexualität und Geheimnis, wobei die Farbe Schwarz dazu dient, die filmische Stimmung, die Figurendynamik sowie den Ge- und Missbrauch von Macht zu unterstreichen. Das lässt sich unter anderem
- in Eyes Wide Shut an der Inszenierung des geheimen Maskenballs erkennen, bei denen alle Teilnehmer*innen schwarze Roben und Masken tragen
- oder in Basic Instinct daran ablesen, dass die von Schwarz dominierten Szenen oft diejenigen sind, in denen die sexuelle Spannung besonders hoch ist oder in denen es zur Ausübung von Gewalt kommt.
Apropos Erotik, Kontrolle und Gewalt …
Auch in der
erotischen Literatur spielt die Farbe Schwarz eine Rolle. Ein Musterbeispiel dafür ist
Die Geschichte der O (1954) von Pauline Réage. Dabei dient die Kleidung, insbesondere
schwarze Korsetts, Ledergürtel und Masken, als Zeichen von Kontrolle, totaler Hingabe und Unterwerfung unter den Willen eines anderen.
Eine besonders markante Szene stellt Renés Aufforderung gegenüber O dar, sich vor ihrem ersten Treffen mit Sir Stephen komplett schwarz zu kleiden, schwarze Strümpfe und hohe Pumps zu wählen, aber auf Unterwäsche zu verzichten. Zudem fungiert Schwarz in diesem Werk als Symbol für das Verborgene und Verbotene. Immerhin sind die diversen Praktiken, denen sich O unterwirft, gesellschaftlich tabuisiert. Dadurch wird es zur Farbe dieser verbotenen Wünsche und Handlungen, die den thematischen Mittelpunkt des gesamten Werks bilden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Schwarz wirkt, zweifelsfrei. Dennoch gibt es bestimmt Momente im (erotischen) Leben, wo auch der Griff zu etwas in
Weiß oder in einer anderen Farbe seine Daseinsberechtigung hat. Denn das hat ebenfalls seinen ganz eigenen Charme …