„Männlicher Duft“ oder „weibliche Essenz“? Tatsächlich gibt es bestimmte Duftrichtungen, die man zumindest tendenziell als männlich oder weiblich wahrnimmt. Schon Grundschüler*innen sortieren blumig-süßliche Düfte eher der Damenwelt zu, während herbe, erdige Noten als typisch männlich einsortiert werden. Eine strikte Regel hierzu gibt es jedoch nicht, die Einteilung basiert zu weiten Teilen auf historischen und kulturellen Faktoren – und einem geschickten Marketing der Dufthersteller.
Wie funktioniert diese Einteilung?
Genau wie man hierzulande mit klaren Farbcodes aufwächst (die keineswegs genetisch so vorprogrammiert sind), erlernt man auch eine Vorsortierung der verschiedenen
Duftnoten. Die meisten Menschen würden vermeintlich intuitiv eine ähnliche Einteilung vornehmen, wie sie die folgende Tabelle zeigt:
"weibliche" Düfte |
"männliche" Düfte |
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blumig: Rose, Jasmin, Veilchen, Maiglöckchen |
holzig: Sandelholz, Zedernholz, Vetiver |
fruchtig: Apfel, Beeren, Pfirsich, Zitrusfrüchte |
würzig: Pfeffer, Kardamom, Zimt |
süß: Vanille, Karamell, Honig
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krautig: Lavendel, Salbei, Thymian |
pudrig: Iris, Moschus, Ambra |
lederartig: Tabak, Moschus, Ambra |
Daraus kreiert man Parfüms mit vermeintlich geschlechtsspezifischen Duftnoten.
Frauendüfte weisen häufig fruchtige, blumige und süße Noten auf, die eine gleichermaßen sanfte wie sinnlich-verspielte Atmosphäre vermitteln. Oftmals werden „weibliche“ Düfte auch als gefühlvoll und romantisch beschrieben. Ganz von ungefähr kommt all das nicht: So sind unter anderem die weiblichen Östrogene für einen feinen, tendenziell süßlichen Körpergeruch bei Frauen verantwortlich.
Anders die „Männerparfüms“, die kraftvolle, erdig-holzige und würzige Noten in sich vereinen. Diese Düfte sollen Frische, Stärke, Wärme und Bodenständigkeit vermitteln – und werden mit diesen Attributen als klar maskulin empfunden. Auch dies lässt sich wissenschaftlich ein Stück weit unterfüttern, denn das männliche Testosteron sorgt bei Männern für einen tendenziell herben Körpergeruch.
Eine immer beliebter werdende Gruppe vereint die Unisex-Düfte, die sich in der Mitte einordnen lassen. Hier sind frische und fruchtige Noten ebenso zu finden wie herbe, holzige Düfte. Oft dürfen sie auch an eine natürliche Lebendigkeit erinnern.
Indes: Nach wie vor spielt die vielfach einstudierte Unterteilung eine wesentliche Rolle, zumal sie durch gezielte Werbekampagnen zusätzlich verstärkt wird. Doch in Zeiten einer zunehmend multipolaren, nicht binär denkenden Gesellschaft brechen diese Geschlechterklischees immer weiter auf. Die Welt der Düfte stellt hier keine Ausnahme dar.
Typischer Frauen- oder Männergeruch? Was Forschende herausgefunden haben
Bereits in Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“ steht der Körpergeruch der Frauen im Mittelpunkt der Handlung. Forschende rund um Chantrell J. G. Frazier, Vidia A. Gokool, Howard K. Holness, DeEtta K. Mills und Kenneth G. Furton haben nun bewiesen, dass man das
Geschlecht einer Person ausschließlich an ihrem Handgeruch erkennen kann.
Dafür bat man eine Gruppe von je 30 Männern und Frauen, sich eine Stunde lang nicht die Hände zu waschen und danach ein Baumwolltuch etwa zehn Minuten lang mit den Händen zu kneten. Anschließend untersuchte man die an den Tüchern anhaftenden Geruchsmoleküle und versuchte, ein geschlechtsabhängiges Muster zu finden. Ein solches fand sich nicht nur unter Laborbedingungen, auch die Proband*innen konnten 58 der 60 Geruchsproben durch reines Schnüffeln korrekt zuordnen.
Frühere Studien haben gezeigt, dass die menschliche Nase sogar noch differenziertere Informationen wahrnehmen kann. So haben Proband*innen aus ihnen vorgelegten Proben auch das Alter der zugehörigen Person recht gut einordnen können. Weitere Forschungen sind nötig – doch in der Fachwelt geht man davon aus, dass Geruchsproben in der Zukunft neben DNA-Proben und Fingerabdrücken zur Aufklärung von Straftaten beitragen können.
Doch nicht nur das Geschlecht macht den Unterschied
Der individuelle Duft nahestehender Personen ist für viele Menschen so prägnant wie der Blick ins Gesicht oder der Klang der Stimme. Oft kann man Kleidungsstücke quasi ‚mit der Nase‘ zuordnen - und das nicht etwa, weil jemand ein gestörtes Verhältnis zur Körperpflege besitzt. Denn der persönliche Körpergeruch besitzt ein einzigartiges Profil, das sich aus verschiedenen Faktoren zusammensetzt:
- Genetik
- Hautbakterien
- Ausscheidungen von Hautzellen
- Gesundheitszustand
- verwendete Körperpflegeprodukte
- Parfüms
Nicht alle dieser Faktoren kann man schnell und wirkungsvoll beeinflussen. Im Bereich der Körperpflege und der verwendeten Parfüms ist das aber vergleichsweise einfach möglich.
Wie dufte ist das denn? Männer und Frauen nehmen Gerüche unterschiedlich wahr
„Ich kann dich gut riechen“ ist ein eher seltenes, aber dafür besonders schönes Kompliment. Denn man weiß, dass der Körpergeruch mit seinen
Pheromonen maßgeblich dafür mitverantwortlich ist, ob man sich gegenseitig als sexuell anziehend empfindet. Die Crux dabei: Nicht nur der Geschmack kann sich verändern, sondern auch der Geruch, und zwar aktiv wie passiv.
Es ist also durchaus möglich, dass man einen bestimmten Duft plötzlich nicht mehr ausstehen kann, obwohl man ihn in der Vergangenheit bezaubernd fand. Das gilt insbesondere bei einer hormonellen Veränderung, wie sie etwa durch eine Schwangerschaft oder die weiblichen Wechseljahre geschieht. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Menschen mit weiblicher Anatomie in olfaktorischer Hinsicht tendenziell launischer sind als ihre männlichen Pendants.
Hinzu kommt: Ein guter Geruchssinn ist „typisch weiblich“. Und das meistens bis in ein hohes Lebensalter, während die männliche Geruchssensibilität oft ab Mitte 50 merklich abnimmt. Dem zur Folge mögen Frauen gut riechende Männer, die aber eher als Qualität denn auf Quantität setzen. Eine umfassende und regelmäßige Körperpflege ist dafür ein guter Anfang.
Auch ein hochwertiges After Shave beziehungsweise ein Eau de Toilette wird von weiblicher Seite gerne honoriert – allerdings in der Regel nur dann, wenn man es mit Bedacht einsetzt. Und wenn die Frauennase den früheren Lieblingsduft plötzlich nicht mehr riechen kann, ist das keineswegs eine Marotte, sondern einfach menschlich. Ein guter Grund, mal wieder ein neues Parfüm auszuprobieren – und womöglich eine schöne Geschenkidee?