Nie zuvor waren die Menschen hierzulande so offen und aufgeklärt wie aktuell. Selbst zuvor als anrüchig betrachtete Spielarten, etwas aus dem Fetisch- oder BDSM-Bereich, sind mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert. Die 50 Shades of Grey-Filme wären vor drei Jahrzehnten sicher nur in einschlägigen Programmkinos gezeigt worden. Mittlerweile hat es dieses Genre aber längst in die großen Filmpaläste geschafft. Ein anderes Beispiel ist die Dildoparty. Vorrangig Frauen informieren sich dort so selbstverständlich über Sextoys, wie sie es früher nur über Plastikschüsseln gemacht haben. Schwieriger wird es in der trauten Zweisamkeit. Wie kann man der*dem Partner*in die eigenen sexuellen Wünsche offenbaren?
Wo liegt eigentlich das Problem?
Natürlich gibt es Paare, die im Swingerclub oder über eine einschlägige Dating-Seite zueinanderfinden. Da die Sexualität von Beginn an im Fokus steht, braucht man
erotische Kopfkino-Wünsche und Neigungen nicht zu verbergen. Nicht selten sind diese sogar maßgeblich für das Zustandekommen der Beziehung. Doch wenn man sich an der Arbeitsstelle oder über gemeinsame Freund*innen kennenlernt, kann es komplizierter sein. Erotik gehört auch dann dazu – aber außergewöhnliche Wünsche kommen eher nicht auf das Tableau.
Denn was ist, wenn die*der neue Partner*in dafür nichts übrig hat oder diese im Gegensatz zum
Gegenüber beim Camsex sogar abstoßend findet? In der frischen Liebe scheint es auch noch kein Problem zu sein, einen Teil der eigenen Vorlieben nicht ausleben zu können. Im Laufe der Zeit melden sich diese aber unweigerlich wieder zurück. Zu diesem Zeitpunkt ist die Beziehung harmonisch und gefestigt. Kein guter Zeitpunkt also für erotische Ideen mit Sprengkraft.
Also lieber alles noch tiefer unter den Teppich kehren?
Am besten nicht! Denn natürlich verschwinden sie nicht vollständig: Wer sich nicht ausleben kann, ist niemals richtig glücklich. Und wer sich der Partnerin beziehungsweise dem Partner nicht öffnet, sondern die eigenen Fantasien mit einer heimlichen Liebschaft auslebt, muss mit einem dauerhaft schlechten Gewissen klarkommen. Die Alternative erscheint nicht erfreulicher. Vielleicht können ein paar Worte die Partnerschaft in Gefahr bringen? Tatsächlich ist dies der beste Weg. Man sollte aber wissen, wie man ihn beschreitet.
Denn selbst liberal denkende, offene Menschen sind verständlicherweise zuweilen überfordert, wenn ihr Gegenüber beim gemeinsamen Feierabend auf dem Sofa plötzlich herausbricht: „Ich will beim Sex dein*e Sklav*in sein!“ Keine Frage: Hat jemand geheime Fantasien, deren Umsetzung für das bisherige Liebesleben einen deutlichen Einschnitt bedeuten, braucht es das kommunikative Florett statt des Säbels. Bezogen auf das genannte Beispiel könnte man es etwa mit leichten Andeutungen versuchen. Falls in einem gemeinsam geschauten Fernsehfilm eine einschlägige Szene gezeigt wird, hat man eine echte Steilvorlage: „Kannst du dich selbst
in einer solchen Szenerie wiederfinden?“
Bei einer klar negativen Antwort muss man nicht zurückrudern; möglicherweise ist die Reaktion aber positiver als erwartet. Dann sollte man zwar weiterhin die subtile Schiene fahren, wird aber sicher schon bald die nächste Gelegenheit für weitere Nachforschungen finden. Klar, dass man dafür etwas Zeit und Geduld benötigt. Trotzdem kann die Sache Spaß machen.
Von welchen Sexfantasien reden wir mehrheitlich überhaupt?
Ohne Frage setzt das, was man in so manchem Hardcore Porn zu sehen bekommt, nicht unbedingt den Maßstab. Gleichzeitig ist "Wie Porno ist die Realität?" eine ziemlich gute Frage. Schließlich fallen erotische Fantasien wie
Sex zu dritt bis zum Gruppensex |
das Drehen von privaten Sexfilmen (Stichwort DIY Amateur Porn) |
erotische Rollenspiele |
Einbeziehen eines Materialfetischs in das Sexspiel |
Bondage |
Public Sex |
Wifesharing und Cuckolding |
Sex mit Fremden |
Selbstbefriedigung beim gemeinsamen Camsex |
D/s (Dominance and Submission) |
reale Umsetzung von erotischer Literatur und BDSM Geschichten (etwa bei einer Nacht der O auf einer Schlossparty) |
Schlagspiele |
bei vielen Menschen nicht einfach vom Himmel, sondern sind das Ergebnis von Free Video Porno Denkanstößen. Wogegen prinzipiell auch wirklich nichts einzuwenden ist; immerhin ist in der richtigen Runde mit der richtigen Umsetzung nichts davon illegal.
Freilich fallen auch härtere Ideen wie das Extreme Analfisting, Hardcore Gangbangs, die Triple
Penetration einer heißen MiLF und Co. in die Rubrik Pornowissen und
ThePorndude grüßt fleißig. Indes: Auch dabei ist es keine Schande, sich von entsprechenden Sexfantasien inspirieren zu lassn. Man sollte allerdings wie gesagt nicht den Fehler machen, das, was man im Profi und Amateur Porn zu Gesicht bekommt, 1 zu 1 mit der Realität gleichzusetzen. Sonst sind Enttäuscheungen vorprogrammiert.
Und was ist, wenn es sich um besonders pikante Angelegenheiten handelt?
Man denke etwa an gemeinsamen Sex mit
- der Schwester oder Cousine (oder auch männlichen Verwandten) der*des anderen,
- der*dem Ex oder
- dem*der Vorgesetzen,
die ja oftmals Bestandteile besonders illustrer Sexfantasien sind. Dann sollte man sich gut überlegen, was davon man erfragen und gegebenenfalls sogar zur Realität werden lassen will. Immerhin haben Wünsche dieser Art ein echtes Sprengstoff-Potenzial, zumal daran auch Dritte beteiligt sind, die ebenfalls eine eigene emotionale Dynamik mitbringen. Und dabei geht es in vielen Fällen leider nicht immer nach dem Motto "Wer wagt, gewinnt" aus ...