Wer kennt es nicht, das Gerücht, dass einen Selbstbefriedigung und/oder Sex anschließend vom Schlafen abhalten würden? Aber ist da tatsächlich etwas dran? Der australische Schlafforscher Michele Lastella ist dieser Frage zusammen mit seinem Team im Rahmen von zwei Untersuchungen auf den Grund gegangen.
Die Ergebnisse der Studie von 2017: Gut gekommen, gut geschlafen
Ab in die Kiste – und das natürlich nur im Sinne der Forschung: 2017 luden Michele Lastella und weitere Forscherinnen und Forscher der Central Queensland University eine Reihe von 18- bis 70-jährigen Testpersonen ein. Die insgesamt 460 Frauen und Männer halfen dem Team bei der Beantwortung der Frage, inwiefern Selbstbefriedigung und Sex Auswirkungen auf das Schlafverhalten von Menschen haben. Es zeigte sich Folgendes:
- Frauen, die per Selbstbefriedigung gekommen waren (50 % der weiblichen Testpersonen), schliefen nach eigenen Aussagen erholsamer und tiefer. Bei denen, die Sex mit einer Partnerin oder einem Partner gehabt hatten, waren es sogar noch mehr, nämlich 64 %.
- Ähnlich sah es bei den Männern aus. Hier gaben 61 %, die auf die eigene Hand oder ein Sexspielzeug zurückgegriffen hatten, ähnliche Eindrücke an.
Bemerkenswert, das die Ergebnisse der Frauen und Männer so dicht beieinander liegen, könnte man nun sagen. Aber selbstverständlich gibt es bei der ganzen Sache auch einen Knackpunkt – den ‚Orgasm Gap‘. Dieser konnte in anderen Studien ermittelt werden. Er deutet darauf hin, dass Männer beim Sex in der Regel öfter einen Orgasmus als Frauen erleben.
Wie sich dieser Unterschied zugunsten der Frauen aushebeln lässt, weiß auch Michele Lastella zu seinem eigenen Bedauern nicht. Dennoch lohnt es sich in seinen Augen nicht, sich zu sehr auf den Höhepunkt zu konzentrieren und auf orgasmusfreien Sex zu verzichten. Denn auch so sei Geschlechtsverkehr für die Ausschüttung von Oxytocin und Prolaktin gut. Was ebenso für einen Stopp der Bildung von Cortisol gelte.
Das Ergebnis? Ruhe in Frieden, einer umfangreicheren Entspannung sei Dank. Ebenfalls vorteilhaft: Im Rahmen einer US-amerikanischen Untersuchung erwies sich, dass ausgeschlafene Frauen abends noch mehr Lust auf Lust haben. Wenn das keine hilfreiche Erkenntnis ist? Aber apropos Erkenntnis: Das Team um Michele Lastella hatte immer noch einige Fragen auf Lager. Grund genug, eine weitere Studie starten zu lassen …
Die zweite Untersuchung (2019) bewies: Sex mit einer anderen Person ist gefühlt doppelt so gut
Warum ‚nur‘ 460 Probandinnen und Probanden befragen, wenn man auch 778 (442 Frauen und 336 Männer) Menschen befragen kann? Eben! Die zur anonymen Online-Befragung Eingeladenen waren im Alter von 20 bis 55 Jahren. Sie gaben den Schlafforscherinnen und -forschern Auskunft darüber, inwiefern die sexuelle Aktivität mit der Schlafqualität und -latenz verbunden war. Ebenso war es für die Untersuchung wesentlich, ob sich mögliche geschlechtsspezifische Differenzen ausmachen ließen. Und auch das Thema „Macht es einen Unterschied, ob ich mich selbst befriedige oder Sex mit einer Partnerin / einem Partner habe?“ sollte Teil der Untersuchung sein. Was waren die Erkenntnisse?
- Ob Selbstbefriedigung oder Sex – Frauen und Männer schlafen gleich gut, wenn sie vorher jeweils zum Höhepunkt gekommen waren. Offenbar scheint es also keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern zu geben. Zudem berichten die Probandinnen und Probanden davon, dass sie den Sex mit einer anderen Person als noch befriedigender als die Masturbation empfunden hätten. Das spiegelte sich allerdings im Ausmaß der Befriedigung in den Studienergebnissen nicht wider. Wobei gegen diese Wahrnehmung freilich nichts einzuwenden ist.
- Doch – und das ist jetzt das Interessante – wer einen Orgasmus erlebt, schläft besser und tiefer. Dementsprechend sieht es so aus, als würde ein Plus an Orgasmen der Förderung eines tiefen Schlafs durchaus zuträglich sein.
Und was lernt man daraus?
Ein erfülltes Liebesleben stellt nicht den alles entscheidenden Faktor für einen tiefen und erholsamen Schlaf dar. Wer also kein Fan von Sex und Masturbation ist, braucht sich damit nicht zu quälen. Es gibt schließlich auch andere Optionen, um abzuschalten und sanft ins Land der Träume zu gelangen.
Die positive Nachricht für alle, die auf Sex in den Abend- und Nachtstunden stehen? Es spricht wirklich nichts gegen eine heiße Nummer, im Gegenteil. Wie wild es dabei letztlich zugehen sollte, ist individuelle Geschmackssache. Der absolute Hochleistungssport braucht es laut einer kanadischen Studie von 2017 dabei jedoch nicht zu sein. Auch das Miteinander-Kuscheln, Sich-gegenseitig-Küssen und Erleben von Carezza-Sex, bei dem das Miteinander-im-Moment-Ankommen im Fokus steht, tragen wesentlich zur Entspannung und zum Wohlbefinden bei. Na denn, gute Nacht!