Auch wenn sie nicht von allen Menschen gutgeheißen wird, ist die Ehe für alle in Deutschland seit einigen Jahren gelebte Realität. Damit weiß Deutschland sich in guter Gesellschaft, gehört aber international zu einer Minderheit. Denn bislang (Stand Juli 2024) ist die Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare nur in 37 Ländern der Welt möglich. Zwar gibt es 80 weitere Staaten, die immerhin eine eingetragene Partnerschaft anbieten. Doch 60 Staaten halten weiterhin an einem strikten Verbot des gleichgeschlechtlichen Miteinanders fest.
Der Gleichstellungsindex zeigt: Gesetz und gesellschaftliche Akzeptanz sind nicht immer deckungsgleich
Der jährlich veröffentlichte Equality Index zeigt die Gleichstellung von Menschen, die sich der LGBTQ+-Community zugehörig fühlen, im Vergleich zur heterosexuellen Mehrheit. Hier ist eine theoretische Punktzahl von 100 möglich, die jedoch nirgendwo erreicht wird. Das ist die Top 5 im Jahr 2024 (erreichte Punkte jeweils in Klammern):
- Island (94)
- Norwegen (86)
- Uruguay (83)
- Chile (81)
- Andorra & Spanien (gleichauf, 80)
Auffällig ist dabei: Es gibt nur zwei Länder auf der Welt, in denen die Rechte von Angehörigen der
LGBTQ+-Community zu 100% deckungsgleich sind mit jenen der heterosexuellen Bevölkerung: Chile und Malta. In Chile wird diese Gleichstellung jedoch nur von 61% der Menschen unterstützt – und in Malta ist dies nur bei 51% der Einwohner*innen der Fall. Das erklärt auch, weshalb die Inselrepublik nicht in der Spitzengruppe vertreten ist. Noch krasser ist der Unterschied im Karibischen Antigua und Barbuda: Dort liegt der rechtliche Fortschritt bei 85, die öffentliche Meinung aber bei schwachen 17%. Deutschland kommt hier mit einem rechtlichen Fortschritt von 95 und einer öffentlichen Akzeptanz von 61% immerhin auf Rang 10. Gerade hier zeigt sich aber, dass es noch viel Luft nach oben gibt.
Gute Homos, schlechte Homos? In einigen Ländern wird tatsächlich unterschieden
In allen europäischen Ländern, genau wie in Nord-, Mittel- und (mit einer einzigen Ausnahme) ganz Südamerika sowie in Australien und Neuseeland ist Homosexualität vollkommen legal. Auffällig ist, dass sogar Länder wie China, Kasachstan oder Belarus diese Auffassung vertreten.
Eine kleine Gruppe an Ländern erlaubt Homosexualität unter Frauen, stellt sie bei Männern aber unter Strafe. Dies ist die gegenwärtige Rechtslage in Turkmenistan, Sierra Leone, Ghana, Namibia, Zimbabwe, Eswatini, Papua-Neuguinea sowie im südamerikanischen Guyana. In Russland gibt es in der Rechtsbewertung regionale Unterschiede.
In vielen vor allem afrikanischen Ländern ist Homosexualität illegal. Gleichgeschlechtlicher Sex kann ggf. mit einer Haftstrafe geahndet werden.
Aus europäischer Sicht vollkommen abwegig erscheint, dass homosexuelle Handlungen in einigen arabischen und afrikanischen Ländern mit dem Tode bestraft werden. Das ist die aktuelle Liste des Schreckens:
- Afghanistan
- Iran
- Saudi-Arabien
- Jemen
- Vereinigte Arabische Emirate
- Mauretanien
- Nigeria und
- Uganda
Fazit: Die Richtung stimmt, aber es gibt noch viel zu tun
Wenn man sich vor Augen führt, dass
Homosexualität sogar in Deutschland und einigen europäischen Nachbarn noch bis in die 1990er-Jahre als gesetzeswidrig eingestuft wurde, hat sich vieles zum Positiven bewegt. Allerdings hinkt die Gesellschaft der gesetzlichen Situation ein weites Stück hinterher – insbesondere in den älteren Generationen zeigen sich viele Menschen intolerant und zugeknöpft. Nach einer repräsentativen Umfrage von 2016 empfanden 10% der befragten Homosexualität als unmoralisch und 18,3% bezeichneten sie als unnatürlich. Nach Expertenmeinungen dürften diese Werte seither weiter gesunken sein.
Mut macht auch ein Blick nach Süden: Auf der afrikanischen Inselgruppe der Kap Verden erreicht die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen zwar nur einen Wert von 51%. Doch 81% der Bevölkerung zeigt sich gegenüber der
LGBTQ+-Community aufgeschlossen und tolerant. Wenn das mal kein internationales Vorbild ist …?