Wenn es um Körperschmuck geht, müssen die Fingernägel ganz selbstverständlich mitgenannt werden. Gleich nach den Fingerringen ist der Nagellack der am häufigsten verwendete Hand- beziehungsweise Fingerschmuck. Und er ist keineswegs eine neumodische Idee: Schon im alten Ägypten färbten sich Adelige die Nägel mit Henna rot. In den späteren Jahrhunderten experimentierte man mit zahlreichen Substanzen und Mischungen, bis schließlich im Jahr 1932 der Vorläufer des heute gebräuchlichen Nagellacks erfunden wurde. Und damit begann eine sagenhafte Erfolgsgeschichte …
Nagellack: Wozu eigentlich?
Es gibt zahlreiche verschiedene Antworten auf die Frage, warum Menschen sich die Nägel lackieren. Genaue Zahlen gibt es leider nicht, doch laut Kosmetikverband VKE sind die Verkaufszahlen für Nagellack in jüngerer Vergangenheit deutlich angestiegen. Das lässt sich zurückführen auf
- ein gestiegenes Stil- und Körperbewusstsein,
- die Lust am individuellen Ausdruck,
- ein höheres Maß der Selbstpflege,
- den Wunsch, unperfekte Naturnägel zu verschönern sowie
- das Interesse, attraktiv und erotisch zu wirken.
Nicht wenige Menschen können für ihre eigene Vorliebe sogar mehrere oder alle Aspekte aus dieser Liste anführen. Es kann sogar berufliche Gründe für lackierte Fingernägel geben. Hier geht der erste Gedanke zwar in Richtung der Sexarbeit, doch vor allem im Geschäftsleben können gepflegte, lackierte Nägel das Erscheinungsbild optimieren. Allerdings kommt es dabei sehr auf die Details an: Leicht verlängerte Nägel in Rosé- oder Rottönen werden als elegant wahrgenommen, während die pinkfarbenen, extralangen Krallen eher für einen primitiven Eindruck sorgen. Bei der Länge der Fingernägel kann man prinzipiell natürlich mehr falsch machen als bei der Farbe: Die Koloration sollte vor allem zum Typ passen, doch zu lange Fingernägel erweisen sich bei vielen Tätigkeiten als unpraktisch oder sogar gefährlich.
Celebrities müssen sich freilich an keinen ‚Fingernagel-Knigge‘ halten. Hier sind der Kreativität bei den Fingernägeln ebenso wenige Grenzen gesetzt wie beim gesamten Look. Gut zu wissen, dass es sogar Kunstnägel gibt, die man temporär anheften und wieder abnehmen kann.
Sind lackierte Fingernägel erotisch?
Diese Frage sorgt bereits für Kontroversen, seit man im Geschäft den ersten Nagellack kaufen konnte. Seit diesen Tagen hält sich die These hartnäckig, dass sich Frauen mit roten Fingernägeln besonders begehrenswert fühlen – und Männer dies auch gerne bestätigen. Verallgemeinern kann man das allerdings nicht: Von 1.000 deutschen Männern, die für eine Studie zu diesem Thema befragt wurden, gaben 43 % an, lackierte Nägel bei Frauen attraktiv und erotisch zu finden. Mehr als ein Drittel (35 %) betonten jedoch, dass Nagellack ihrer Meinung nach keinen Einfluss auf Attraktivität und Erotik hätte.
Letztlich ist es auch hier eine Frage des individuellen Geschmackes – und ggf. auch der Sexualität. Für Escorts, Prostituierte und
Camgirls gehört Nagellack fast immer zum Arbeits-Styling. Ähnlich verhält es sich für viele lustbetonte Frauen: Im Swingerclub oder auf der kinky Party können die lackierten Nägel ein Zeichen für sexuelle Offenherzigkeit sein. In der Regel gilt aber auch hier wieder einmal: „Weniger ist mehr!“. Denn während die (bereits erwähnten) leicht verlängerten Nägel mit schönem Lack ein
heißes Outfit komplettieren können, sorgen überlange Krallen eher für ein Stirnrunzeln. Wer sich bei messergleichen Nägeln in der Nähe der Halsschlagader Sorgen um das eigene Leben macht, wird die Situation wahrscheinlich auch nicht sonderlich erotisch finden …
Nagellack = Frauensache?
Es gibt einige Kleidungsstücke und Accessoires, die man fast automatisch mit Weiblichkeit assoziiert. Zu nennen sind hier beispielsweise
- High Heels
- Nylonstrümpfe / Strumpfhosen
- farbiger Lippenstift und
- Nagellack.
Allerdings gibt es für diese Zuschreibung kein Gesetz. Nichtbinäre und transsexuelle Menschen und in wachsender Zahl auch Männer überwinden mittlerweile diese Denkschranken, auch im Bezug auf den Nagellack. Ein großer Vorteil ist dabei, dass es neben den klassisch-femininen Rottönen längst ein extrem breites Farbspektrum zu kaufen gibt. Ob man(n) den Nagellack für die Finger- oder Zehennägel verwendet, ist natürlich abhängig vom Typ und den individuellen Vorlieben. Auch hier kann die Sexualität eine Rolle spielen, eine zwingende Verbindung gibt es aber nicht. Übrigens: Ein Großteil der Frauen findet Männer mit gepflegten, lackierten Fingernägeln deutlich attraktiver als solche, die sich zwanghaft ihre Naturnägel herunterkauen.