Spätestens mit den Erfolgen von „50 Shades of Gray“ ist BDSM gesellschaftsfähig geworden. In der Familie und im Freundeskreis spricht man offen über die „dunkle Seite“ der Erotik wie nie zuvor. Dementsprechend groß ist das Angebot in der Pornografie wie im Sexshop. Doch Fakt ist auch: Wenn man sich nicht auskennt, kann BDSM tatsächlich recht gefährlich sein. Daher sollte man sich immer im Vorfeld umfassend informieren. Daran muss einem auch nichts peinlich sein. Selbst die Profi-Domina hat irgendwann einmal als Neuling begonnen.
Tabus? Unbedingt!
Der Begriff der Tabulosigkeit ist insbesondere für viele Männer ein hervorragend funktionierender Trigger. Eine andere Person vollkommen unter Kontrolle zu haben oder sich selbst jemandem vollumfänglich auszuliefern kann für den ultimativen Kick sorgen. Allerdings muss es schon per Gesetz immer Einschränkungen geben.
Verboten sind primär jene S/M-Handlungen, bei denen jemand dauerhaft zu Schaden kommt. Das gilt ganz klar sogar dann, wenn die Person im Vorfeld ausdrücklich eingewilligt hat. Daher sollte man speziell als Laie auf extreme Praktiken verzichten. Das sind unter anderem
- Cutting
- extremes Spanking (primär auf sensible Körperstellen)
- Nadelspiele
- Klistiere
- extreme Atemspiele
- komplettes Bondage (Fesselungen bis zur vollständigen Bewegungsunfähigkeit) oder
- Analfisting.
Mit zunehmendem Wissen lassen sich diese Einschränkungen in Einvernehmlichkeit mit der*dem Partner*in allerdings schrittweise abbauen.
Passt BDSM überhaupt zu mir oder zu uns?
Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, wie es am Anfang scheint. Denn auch wenn harte S/M-Szenen aus dem Porno durchaus das eigene Kopfkino anknipsen und Lust auf mehr machen können, ist die eigene Umsetzung noch einmal eine ganz andere Sache. Glücklicherweise gibt es verschiedene Wege, sich der Thematik anzunähern – idealerweise natürlich gleich gemeinsam mit der*dem Partner*in.
Erotik-Communitys wie
Joyclub.de oder Fetisch.de ermöglichen es, sich mit gleich gesinnten Leuten zu vernetzen und über verschiedene Spielarten auszutauschen. Hier sind auch immer wieder erfahrene S/Mler*innen zu finden, die Neulingen viele Dinge haarklein erklären. Außerdem kann man hier viel über Toys, Messen und Locations lernen. In vielen Städten und Regionen finden übrigens regelmäßig Stammtische für BDSM-Interessierte statt.
S/M- beziehungsweise Fetisch-Clubs wie das Dortmunder
Sadasia sind nicht nur für erfahrene S/Mler*innen da. Viele dieser Clubs machen auch immer wieder Angebote für Neulinge. Dann kann man den Club und die Leute unter die Lupe nehmen und in einem BDSM-Workshop vieles über das etwas andere Spiel erfahren. Wer sich für einzelne Spielarten wie Spanking oder Bondage interessiert, sollte am besten einen Blick in den Terminkalender des Clubs werfen. Tipp: Wenn dort nichts dergleichen zu finden ist, lohnt sich häufig auch eine direkte Nachfrage per Mail. Dann stehen die Chancen auf ein maßgeschneidertes Kennenlern-Angebot nicht schlecht.
BDSM-Appartements sind die ganz private Alternative zum Club. In einem solchen erotischen Appartement findet man alles, was eine komfortable Ferienwohnung zu bieten hat. Doch hier gibt es eben nicht nur Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Bad, sondern auch eine ganz besondere Ausstattung. Wer ein
Andreaskreuz, einen Strafbock, einen Dominathron oder ein Käfigbett einfach ganz für sich ausprobieren will, kann das hier vollkommen ungestört tun. Häufig hat man zudem die Option, spezielle Toys wie eine Fickmaschine dazuzubuchen.
BDSM ist Offenheit und Kommunikation
Jede Form der Erotik sollte einvernehmlich ablaufen. Für BDSM gilt das in besonderem Maße. Denn nur dann kann man sichergehen, dass weder körperliche Schäden noch ein seelischer Knacks zurückbleiben. Glücklicherweise ist die Formel „SSC = safe, sane & consentual“ sehr weitgehend Konsens in der Szene. Dadurch hat man selbst als Neuling normalerweise nichts zu befürchten. Jedes Detail wird offen an- und ausgesprochen – und niemand wird zu irgendeiner Handlung gedrängt.
Auch wenn es nach wie vor Menschen gibt, die beim Gedanken an BDSM und / oder Fetisch-Erotik die Nase rümpfen … Im Grunde können viele
Stinos („Stinknormale“, Szene-Jargon für Nicht-S/Mler*innen) hier noch eine Menge über einen so respektvollen wie toleranten Umgang miteinander lernen.