Eine Familie zu gründen, das hat zweifellos auch bei Vanilla-Paaren Auswirkungen auf das Sexleben. Spielt jedoch auch noch BDSM in der gemeinsamen Erotik eine Rolle, kommt schnell die Frage auf, wie BDSM trotz Kindern funktionieren kann. Hier daher einige erste Gedankenansätze zur Frage, wie sich beide unter einen Hut bekommen lassen.
1) Dem Perfektionismus weniger Raum geben
Speziell viele Subs tendieren dazu, in ihrer D/s-Beziehung 150 % geben zu wollen. In einem Alltag mit Kindern – vorrangig Babys und Kleinkindern – wird aber schnell klar, dass auch diese Zeit, Aufmerksamkeit und andere Kapazitäten fordern. Das macht es letztlich logischerweise schwer bis unmöglich, das bisherige
BDSM-Paar-Leben in vollem Umfang aufrechtzuerhalten. Die im Endeffekt gute Nachricht zuerst: Das ist ganz normal und sollte niemanden mit einer unnötigen Versagenspanik erfüllen. Es bietet aber sehr wohl einen geeigneten Anlass für ein gemeinsames Gespräch, um den neuen Beziehungsrahmen für beide Seiten zufriedenstellend zu gestalten.
Wichtig dabei ist hauptsächlich, dass gegenseitiges Verständnis für die jeweiligen Wünsche und Bedürfnisse besteht. Auch sollte man einen realistischen Blick auf das werfen, was
- a) leicht,
- b) mit einer gewissen Anstrengung oder
- c) tatsächlich nicht zu leisten
ist. So geht etwa die Pflege und Betreuung eines kranken Kindes selbstverständlich immer vor. Geht es jedoch unter normalen Alltagsumständen darum, das Kind im Zuge eines regelmäßigen und fest vereinbarten We-Time-Termins taktisch clever bei jemand anderem unterzubringen, sollte sich der submissive / devote Part dieser Herausforderung stellen (wollen).
Und logisch, Kinder können anstrengend sein. Sie bieten aber auch eine gute Gelegenheit, gerade in einer D/s-Beziehung noch enger zusammenzurücken. Eben, weil sie eine gemeinsame Herausforderung sind und man sich dabei gegenseitigen Halt und Unterstützung bieten kann. Also etwas, was einen als Paar noch einmal enger zusammenrücken lässt und speziell das Vertrauen in die Führungs- und Organisationskompetenzen zusätzlich steigert.
2) Die Beziehung bewusst pflegen
Spontaner BDSM trotz Kindern? Der fällt – zumindest in Form einer längeren und/oder härteren Session – in der Regel flach. Wobei das selbst
Vanilla-Eltern so geht. Also hilft eigentlich nur eines: Sich bewusst Zeit füreinander nehmen und dem eigenen BDSM-Leben ganz gezielt Raum schaffen. Was genau man dann macht, ist sicherlich eine situativ-individuelle Sache. Es zeigt aber, dass man sich weiterhin aktiv füreinander und diese Beziehungskomponente interessiert. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, gemeinsame Rituale hochzuhalten oder passgenau zu verändern.
So kann man bestimmte Kleidungsstücke oder Accessoires wie Ringe oder Halsbänder können oftmals ohne Weiteres sichtbar oder dezent unter der restlichen Kleidung versteckt weitertragen. Oft werden sie von Kindern noch nicht einmal bemerkt – oder man erklärt sie ihnen altersgerecht. Beispielsweise als Gegenstände, die man einfach gern mag und die einem beim Tragen ein gutes Gefühl verleihen. Ähnliches gilt für bestimmte Anredeformen, die auch als Kose- oder Spitznamen durchgehen können.
Schlussendlich hilft es im Hinblick auf BDSM trotz Kindern, diesen Teil der Familienbeziehung weder zum alleinigen Fokus zu machen noch komplett zu tabuisieren. Ein offener, entspannter Umgang (Stichwort Erwachsenending) hilft schließlich allen weiter. Explizite Handlungen wie das Spanking oder
Fesselspiele sollten die Kinder freilich nicht mitbekommen. Aber kleine feine Details wie ein Handkuss oder ein streng passend zum gemeinsam festgelegten Reglement servierter Kaffee stellen sicherlich Probleme dar. Und für alles Weitere gibt es auch den strikten Terminkalender und – eventuell – ein Strafbuch.
3) Den gegenseitigen Respekt hochhalten
Ja, die D/s-Beziehung / BDSM und die Elternschaft sind zwar zwei grundsätzlich unterschiedliche Paar Schuhe … Doch wenn man sich kleine Lücken sucht und Wert auf die angesprochenen feinen Details legt, kann BDSM trotz Kindern definitiv eine Bereicherung darstellen. Und falls es trotzdem zu Unzufriedenheiten kommen sollte, sind Offenheit und Sachlichkeit die besten Wege, um gemeinsame Lösungen zu finden.
Das In-sich-Hineinfressen von Ärger und das heimlich-abseitige Nach-Einzellösungen-Suchen hingegen bringt in der Regel nicht viel. Unter Umständen kann daher auch das
Öffnen der Beziehung eine gute Option darstellen – und zwar auch bei D/s- und/oder sadomasochistischen Paaren – aber auch das geschieht ja dann wiederum auf Basis der gegenseitigen Offenheit und Einvernehmlichkeit. Insofern gilt an dieser Stelle eindeutig: Schweigen ist Silber, Reden ist Gold!