Beate Uhse war eine deutsche Unternehmerin und Pilotin. Sie gründete 1962 in Flensburg den ersten Sexshop der Welt. Dieser wurde die Grundlage für die Beate Uhse AG, ein börsennotiertes Unternehmen für Erotikartikel. Uhse setzte sich für einen offeneren Umgang mit Sexualität und Erotik ein und trug so zur Liberalisierung der Sexualmoral in Deutschland bei.
Beate Uhse wurde am 25. Oktober 1919 im ostpreußischen Wargenau geboren. Bereits in jungen Jahren zeichnete sich für sie eine außergewöhnliche Karriere ab. Allerdings in einem vollkommen anderen Metier: Im Jahr 1941 erhielt sie ihre Fluglizenz und wurde die jüngste Stuntpilotin Deutschlands. Und die Fliegerei war für sie gleich in doppelter Hinsicht eine Herzenssache, denn ein Jahr später heiratete sie ihren Fluglehrer Hans-Jürgen Uhse. Wenig später wurde der gemeinsame Sohn geboren, doch das Leben als junge Familie sollte bereits früh wieder ein Ende nehmen. Denn Hans-Jürgen verlor sein Leben im Zweiten Weltkrieg und seine Witwe musste aus ihrer Heimat fliehen. Ein neues Zuhause fanden Mutter und Sohn im nordfriesischen Flensburg.
Dort eröffnete Beate ein Geschäft für Angelbedarf, um damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Veröffentlichung von Aufklärungsbroschüren ab 1947 war für sie anfangs ein kleiner Nebenverdienst, der sich aber rasch zum Hautgeschäft mauserte. Im Jahr 1951 eröffnete sie ihr gleichnamiges Versandhaus, in dem sie als erstes Unternehmen Sexspielzeug feilbot. Ein erstes Ladengeschäft in Flensburg öffnete im Jahr 1962 seine Türen und wurde die Basis für eine steile Karriere.
Schon im Jahr 1979 ging die neugegründete Beate Uhse AG an die Frankfurter Börse. In den 1990er-Jahren expandierte das Unternehmen weiter und war nun in über 30 Ländern aktiv. Den Zeitpunkt des höchsten Börsenwertes ihres Unternehmens (2004: 150 Millionen Euro) erlebte die Gründerin nicht mehr: Sie starb 2001 im Alter von 81 Jahren.
Später geriet die Beate Uhse AG in wirtschaftliche Schwierigkeiten und musste 2015 Insolvenz anmelden. Ihr Rechtsnachfolger ist das Unternehmen ‚be you‘, zu dem u.a. die niederländische Beate Uhse Group BV gehört. Nach wie vor gibt es zahlreiche Filialen und einen Onlineshop mit dem Namen der Gründerin.
Beate Uhse spielte eine bedeutende Rolle bei der Aufklärung der Deutschen, insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie setzte sich für einen offeneren und aufgeklärteren Umgang mit
Sexualität und Erotik ein und trug so zur Liberalisierung der Sexualmoral in Deutschland bei.
Uhse begann in den späten 1940er Jahren, Aufklärungsbroschüren über Verhütungsmethoden zu veröffentlichen. Dies war zu einer Zeit, als Sexualität und
Verhütung oft tabuisiert wurden. Gleichzeitig wollten viele Frauen angesichts der grassierenden Wohnungsnot und der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit keine ungewollten Schwangerschaften riskieren. Beate Uhse erkannte den Bedarf und bot praktische Informationen sowie Produkte an, mit denen die Menschen ihre Sexualität selbstbestimmter leben konnten.
Ihr 1951 gegründetes Versandhaus "Beate Uhse" lieferte Kondome und Bücher zum Thema "Ehehygiene" frei Haus und wurde damit rasch erfolgreich. In den 1960er Jahren hatte das Unternehmen bereits mehrere Millionen von Kund*innen.
Beate Uhse war eine streitbare Person und in den konservativen, zuweilen verklemmten Nachkriegsjahren u.a. aus kirchlicher Sicht eine Persona non Grata. Viel später erst wurde sie für ihren Beitrag zur sexuellen Aufklärung gewürdigt: Im Jahr 1989 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Sie war eine Pionierin, die mit Tabus brach und einen großartigen Beitrag zu einer offeneren, aufgeklärten Gesellschaft leistete. Ihr Engagement trug maßgeblich dazu bei, dass Themen wie Verhütung, sexuelle Gesundheit und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung in Deutschland diskutiert und akzeptiert wurden.
Noch heute ist Beate Uhse eine Symbolfigur für eine offene,
unverkrampfte Sexualität.