Über „das erste Mal“ wird immer viel diskutiert und die Latte der Erwartung hängt bei vielen Menschen hoch. Aber es funktioniert auch erfrischend unprätentiös. Wahrscheinlich ist der einzige echte Trick daran, keine genaue Idee davon zu haben und alles entspannt auf sich zukommen zu lassen. Mit einer Person an seiner Seite, bei der man sich sicher fühlt und sich auch selbst traut, den Mund aufzumachen. Nicht nur in Bezug auf Blowjobs.
Man erzählt sich ja so einiges - aber nicht allen …
Als junge Erwachsene war ich immer noch
Jungfrau. Kein Problem für mich, denn ich hatte kein spezielles Auge auf irgendwem aus meinem Umfeld geworfen. Außerdem war ich die gefühlte Königin der Selbstbefriedigung. Und warum sollte es mir jemand mittelgut besorgen, wenn ich es mir selbst auch hervorragend machen konnte? Ich nahm die Sache sportlich und machte mir keinen Kopf darüber. Ich machte mir noch nicht einmal einen Kopf als ich – ich weiß bis heute nicht warum – spontan auf die Idee kam, mich in einem Online-Dating-Forum anzumelden.
Reden und Schreiben konnte ich ja schon immer ganz gut, wie’s mit dem Flirten aussah, war eine Frage von „Versuch macht klug“. Ganz charmante, aber nicht zu freizügige Fotos hatte ich ebenfalls, sodass es in ziemlich kurzer Zeit in meinem virtuellen Briefkasten ordentlich klingelte. Die ersten Flirts liefen … und sie liefen auch sehr unterhaltsam. Man(n) war nett, aber nicht verbal übergriffig zu mir und ich fühlte mich sehr wohl. Zeit, auch ein wenig selbst die Augen aufzuhalten und zu schauen, ob jemand Interessantes dabei war.
Was in der Zwischenzeit bei meinen Mitschüler*innen lief? Ich hatte keine Ahnung; jedenfalls erreichten mich ihre Bettgeschichten kaum, Details erst recht nicht. Dass Leute, die gefühlt 6 Jahre zusammen waren, seit 6 Monaten kein Paar mehr waren? Who cares? Das war mir gepflegt egal; ich machte sowieso lieber mein eigenes Ding. Irgendwie auch im wahrsten Sinne des Wortes.
Wie viele Frösche kommen auf einen Volltreffer?
In meinem Fall muss ich sagen, „1, 2 und ich nehm‘ Nummer 3“. Tatsächlich hatte ich mich innerhalb weniger Wochen mit zwei verschiedenen Männern getroffen. Einer so alt wie ich, einer etwas älter. Allerdings war da kein tieferer Funke übergesprungen, und das war auch nicht schlimm. Dafür gab es ja Nummer 3, nicht ganz doppelt so alt wie ich, aber zwischenmenschlich sehr erfrischend. Optisch vielleicht nicht das, was die Masse der Frauen unter einem Traummann versteht, aber mit einer göttlichen Stimme und viel Kreativität (in Form von Musikalität) gesegnet.
Ein Mensch ohne Eile, aber mit Esprit. Genau MEIN Ding.
Wir schrieben, telefonierten, gingen einmal zusammen ins Kino und trafen uns ein weiteres Mal zu einem Restaurantbesuch. Ich hätte den Mann direkt auffressen können, es war unglaublich. In der ersten Woche, in der wir uns kannten, schwebte ich mit einem nie gekannten Ego über die Bühne meines Lebens. Dennoch fühlte ich mich wie eine
Gottheit, zumal der erste Kuss im Kino der absolute Brüller gewesen war. Und das, obwohl ich in erotisch-sexueller Hinsicht absolut unerfahren war und mich bisher kein Mann auch nur ansatzweise unterhalb meines Kinns berührt hatte. Andere Dinge ebenfalls Fehlanzeige.
Es kam (natürlich), wie es kommen musste. „Wollen wir am Samstag zusammen einkaufen gehen und anschließend etwas bei mir kochen?“ Eine Einladung zum Essen, so so … in meinem Kopf ging sofort das Kopfkino an. Bisher hatte mich noch nie ein Mann
zum Essen zu sich nach Hause eingeladen. Insofern war keine Interpretationsgrundlage auf gewissen Erfahrungen gegeben. Überhaupt keine. Aber der Mensch – und natürlich auch die Frau – versteht ja, was er (sie!) aus einer Information heraushören oder -lesen will. Also sagte ich zu und freute mich einen Keks. Zeit zu zweit, geile Sache!
Ganz ehrlich? Das war richtig gut!
Das Witzige an der Sache, was mich aber auch ernsthaft überzeugte: Er hatte nichts geplant, außer, dass wir gemeinsam einkaufen gehen und anschließend bei ihm kochen. Das war unfassbar … nett. Okay, es heißt zwar immer, dass „nett“ die kleine Schwester von „scheiße“ sei, aber das stimmt nicht. Zumindest empfinde ich das nicht so. Und ich habe auch in meinem späteren (Beziehungs-) Leben festgestellt, dass mir die netten Kerle deutlich mehr zusagen und guttun als irgendwelche selbsterklärten Bad Guys. Jedenfalls kochte die Situation ein wenig über, als der Reis für die chinesische Gemüsepfanne mit Hähnchenfleisch auf dem Herd stand und es einige Wartezeit gebraucht hätte, bis er fertig gewesen wäre.
Aber man kann Reis und den Rest vom Essen vernünftigerweise auch zwischendurch ausschalten und von der Platte holen … außerdem ist es nicht weit von der Küche bis ins Schlafzimmer, wenn die Wohnung nicht riesig ist. Auch solche Erkenntnisse erweisen sich beim ersten Mal als vorteilhaft – genauso wie die Tatsache, dass es sich um zwei halbwegs schlaue Menschen handelt, die kein Problem mit Verhütung und
Safer Sex haben.
Es war unglaublich befreiend und beruhigend für mich zu wissen, dass mein Gegenüber niemand war, der vor lauter eigener Lust seinen Kopf komplett abschaltete. Sondern auch dann jemand ist, der an mich, meine Wünsche und meine eigenen Ideen denkt. Wahrscheinlich war der Sex an sich nichts übertrieben Spektakuläres. Er war auch nicht übertrieben romantisch, mit Rosen auf dem Bett oder Ähnlichem. Trotzdem habe ich die Sinnlichkeit und gemeinsame Intimität sehr genossen und direkt erfahren, wie wichtig es ist, sich auch als Frau Initiative zuzutrauen. Man muss nicht alles sofort perfekt draufhaben. Der gute Wille zählt – und es ist keine Schande, zu einfach zu fragen, wie jemand was gern hätte. Ganz im Gegenteil!
Fazit: Ich nehme noch einen Nachschlag!
Oder mit anderen Worten: Nach dem Sex ist vor dem Sex. Aber bitte erst nach dem Mittagessen. Bis dahin muss musste zumindest ich mich ein wenig sortieren. Ich glaube, das war ganz niedlich. Und weil der Appetit beim Essen kommt, gab es natürlich auch noch eine zweite Runde. Zwar nicht mit einem Orgasmus für mich, wobei ich mir das auch nicht versprochen hatte und das auch nicht das entscheidende Kriterium war. Vielleicht hätte dieser Ansatz die Messlatte aber auch zu hoch gesetzt, das weiß ich nicht. Später gab’s ja noch genug Gelegenheiten. Mit etwas Wissen und Übung kommt schließlich auch noch mehr Lust …
Lange Rede, kurzer Sinn: Eigentlich war es eine Schande, dass diese Romanze ein zeitlich schon im Vorfeld erkennbares Ablaufdatum hatte. Aufgrund von Gründen, für die niemand von uns etwas konnte. Aber manchmal ist es ja so. Und ich finde es toll, dass mich ein Mann bis heute mit einem leckeren Essen immer noch auch erotisch abholen kann. Stan kann davon ein Lied singen. Denn der wollte doch glatt bei meiner Pasta
die Pilz- gegen eine Tomatensauce tauschen. Das konnte er haben – die Folgen badet er bis heute aus … 😉