Metall gehört zu den ältesten von Menschenhand modifizierten Werkstoffen. Bereits das Herstellungsverfahren ist faszinierend und das Ergebnis ist es umso mehr: Ein im wahrsten Sinne cooles, extrem stabiles Material mit geradezu verführerischem Glanz. Da verwundert es nicht, dass es (neben zahlreichen anderen Anwendungsbereichen) auch in der Erotik eine große Rolle spielt.
Die Lust aufs Metall - und seine Vorzüge fürs erotische Spiel
Erst vor wenigen tausend Jahren entwickelten die Menschen Techniken zur Metallverarbeitung – und kommen seither nicht mehr davon los. Und das hat gute Gründe, immerhin hat dieser vielfältige Werkstoff zahlreiche einzigartige Eigenschaften. Er lässt sich anmischen, beliebig in Form bringen, schleifen, veredeln und mit anderen Materialien kombinieren. Metall ist glanzvoll, elektrisch leitfähig, mal flexibel und mal formbeständig, mal äußerst leicht, oft aber auch extrem schwergewichtig. Und einige Variationen sind von ganz besonderer Natur, allerdings sehr selten und dementsprechend wertvoll: Gold und Platin sind Metalle, die sinnliche Begierde ebenso in sich vereinen wie Tod und Zerstörung. In der
Erotik spielen diese Edelmetalle allerdings eine sehr untergeordnete Rolle. Hier kommen vor allem Edelstahl und Aluminium zum Einsatz, denn die sind äußerst stabil und vergleichsweise kostengünstig.
Fixierungen: Die Sinnlichkeit von Ketten, Kerkern & Käfigen
Für viele Variationen der ‚dunklen Erotik‘ gibt es reale, ganz und gar nicht sinnliche Vorbilder. Auch hierzulande zeugen zahlreiche Gefängnisse, Verliese und Folterkammern von Grausamkeiten fernab jedweder Sinnlichkeit. Für das einvernehmliche Spiel, bei dem niemand bleibende Schäden an Körper und / oder Seele davonträgt, sind das allerdings spannende Vorbilder. So gehören Ketten, Hand- und Fußschellen oder Fixierhaken bereits zum handelsüblichen Sexspielzeug „mit dem gewissen Etwas“. Auch Keuschheitsgürtel beziehungsweise Peniskäfige und
Spreizstangen gehören im weiteren Sinne mit in den Bereich der metallischen Fixierung.
Außerdem findet man bei einigen Händlern weiteres metallisches Equipment, das die Herzen von BDSMlern höherschlagen lässt. Beispiele reichen hier vom klassischen Gitterkäfig über das Bett mit vergittertem Untergeschoss bis hin zum Bodenpranger. Und auch Andreaskreuze kann man in diesem Zusammenhang nennen: Zwar bestehen sie meistens aus Holz, doch ohne ihre metallischen Ösen zur Fixierung von ebenfalls aus Metall gefertigten Ketten können sie ihren angedachten Zweck nicht erfüllen. All diese (und viele weitere) BDSM-Möbel können durchaus einen vierstelligen Eurobetrag kosten – aber sie finden auch aus anderen Gründen ohnehin eher Einzug in den Fetischclub oder das BDSM-Appartement als ins heimische Schlafzimmer.
Petplay: Wo der Hund noch an die Kette gelegt wird …
Das Schlüpfen in eine tierische Rolle ist ein außergewöhnlicher, aber durchaus beliebter Fetisch. Unabhängig von der Frage, ob man ihn als einen Teilbereich des BDSM versteht und auslebt, ist
Petplay ohne Metall kaum denkbar.
- Kette,
- Trense,
- Führstrick,
- Zwinger
- oder Hundenapf –
die Liste an metallischem Zubehör ließe sich schier endlos fortsetzen. Teilweise dienen bestimmte Accessoires sogar der Verwandlung. Ein typisches Beispiel hierzu ist das Ponyplay mit Ponyboots, die über metallbeschlagene Hufen verfügen. Ergänzt wird dieser Look gerne mit einer möglichst originalgetreuen Pferdekopfmaske – bei der das mit metallischen Elementen versehene Zaumzeug natürlich nicht fehlen darf.
Sextoys: Heavy Metal für die Körperöffnungen
Sexspielzeug besteht meistens aus Silikon, Vinyl oder TPE, doch das Spektrum ist deutlich breiter. Metall spielt hier aus verschiedenen Gründen eine zunehmend wichtige Rolle.
Man kann es in fast jede Form bringen. |
Sextoys aus Metall sind ext-rem stabil. |
Das Material ist angenehm kühl, man kann es aber auch erwärmen. |
Metall ist leicht zu reinigen und daher sehr hygienisch. |
Die elektrische Leitfähigkeit ist für einige Toys ebenfalls relevant. |
Der metallische Glanz hat auf viele Menschen eine erregende Wirkung. |
Insbesondere für
Analplugs hat sich Metall (neben Glas) als beliebtestes Material durchgesetzt. Denn gerade hier schätzt man viele der aufgezählten Attribute, etwa die Formstabilität.
Allerdings kann sich nicht jede*r vollumfänglich für metallisches Sexspielzeug begeistern. Denn wenngleich sich das Material in perfekt runde Formen bringen lässt, kann man seine unnachgiebig harte Konsistenz nicht wegdiskutieren. Und viele Menschen mögen es bei der analen oder vaginalen Penetration lieber etwas softer – schließlich ist ein männliches Glied selbst bei praller Erektion keineswegs eisenhart. Auch nicht bei einem noch so intensiv gestählten Körper …
Dessous / Kleidung: Metallic oder Metall, das ist hier die Frage
Im ersten Moment scheint es beinahe abwegig zu sein, Dessous wie auch Kleidung im Allgemeinen mit Metall in Verbindung zu bringen. Doch hier lohnt sich ein näherer Blick: Tatsächlich gibt es
Dessous, die vollständig aus Metall gefertigt werden. Dabei handelt es sich dann zum Beispiel um einen aus Metallringen geknüpften Body oder Bikini.
Sehr viel häufiger sind natürlich all jene Kleidungsstücke, bei denen funktionelle oder reizvolle Elemente aus Metall gefertigt werden. Besonders beliebt sind beispielsweise Dessous und Oberbekleidung aus
Leder mit metallischen Schnallen und / oder Nieten. Die Lederjacke etwa ist ein typischer Klassiker mit diesen Elementen. Doch richtig sexy zur Sache geht es oftmals eine oder mehrere Schichten darunter. Der BH, das Korsett oder der Harness sind drei Beispiele für erotische Unterbekleidung in der Leder-Metall-Kombination. Gerade, aber nicht nur im Fetisch- und BDSM-Bereich erfreut sich ein solcher Look großer Beliebtheit.
Das Cosplay ist ein nicht weniger wichtiges Thema, wenn es um die Liebe zum metallischen Look geht. Zahlreiche Blockbuster standen hierfür bereits Pate.
- Mad Max (alle Teile, 1979 - 2015)
- Das fünfte Element (1997)
- The Avengers (2012)
- Star Wars (alle Teile, 1980 – 2019)
- Underworld (2003)
- Batman (alle Teile, 1989 – 2017)
Häufig sorgen dabei nicht nur die Hautfiguren für die entsprechende Inspiration: Viele Cosplayer fühlen sich sogar einer Nebenrolle mehr verbunden. Natürlich gibt es bei weitem nicht immer einen erotischen Kontext, dennoch wechseln zahllose Menschen im heimischen Schlafzimmer oder für die
Kinky Party gerne ihre Identität. Übrigens gibt es nicht immer ein klares Vorbild: Gerade im Steampunk-Bereich entstehen nicht nur extravagante und schrille Outfits, sondern häufig vollkommen einzigartige Charaktere.
Metallische Elemente sind bei vielen erotisch-kreativen Looks von besonderer Bedeutung. Hierbei gilt einerseits: Es ist nicht alles Metall, was metallisch glänzt. Trotzdem dürfen Fakes in der Regel nicht allzu leicht erkennbar sein, denn das gilt natürlich nicht gerade als erotisch. Für den Metallic-Look (also metallisch glänzende Textilien) gilt freilich eine Ausnahme.
Schmuck / Accessoires / Piercings / Sonstiges
Fast jeder Mensch trägt Metall am Körper, sei es in Form von Ohrringen,
Piercingschmuck, Fingerringen (z.B. Ehering), Halsketten oder Armreifen. Oft kann man diese Elemente natürlich in keinen erotischen Zusammenhang bringen. In einigen Fällen ist diese Verbindung aber von grundlegender Bedeutung. So besteht bei Brust- und Intimpiercings (zumindest im westeuropäischen Kulturraum) nahezu immer ein erotischer Kontext. Ein weiteres Beispiel ist der
„Ring der O“ als Zeichen der sexuellen Abhängigkeit.
Ähnliches gilt für markante Halsreifen mit einer kleineren, angefügten Öse. Genau wie verschiedene Gliederketten trägt man einen solchen Halsschmuck selten in der Öffentlichkeit, im BDSM-Club oder auf einer Fetisch-Party hingegen sind dementsprechende Accessoires beinahe obligatorisch. Besonders beliebt ist Schmuck aus Edelstahl, denn dieses Material ist sehr stabil, hygienisch und glänzend – die Parallele zu metallischen Sextoys an dieser Stelle ist natürlich kein Zufall.
Happy Hero Hour
Aus einem ganz speziellen Holz geschnitzt oder doch eher gestählt? Speziell
antike und mittelalterliche Held*innenfiguren sind ohne ihre metallischen Rüstungen und ihr entsprechendes Zubehör in Form von schützenden Bein- und Armschienen, Schwertern, Schilden, Speeren und Co. nicht zu denken.
Und gerade bei den weiblichen Figuren wie
- Kleists Penthesilea (zugegeben, diese Variante des Amazonenkriegs ist nicht mehr ganz so antik),
- Brünhild aus dem Nibelungenlied oder
- Jeanne d’Arc (viele Grüße an Schillers Die Jungfrau von Orleans!)
lässt sich dabei etwas Interessantes feststellen: Die Rüstungen und das andere metallische Zubehör verleihen ihnen einen eigenen, martialischen Reiz – Stichwort anmutige Kriegerinnen.
Sehr deutlich kann man das in der 7. âventiure der B-Fassung des Nibelungenlieds erkennen: Dort will König Gunther (mit Siegfrieds heimlicher Hilfe, natürlich) um die Hand der isländischen Königin Brünhild kämpfen. Freilich hat die Sache einen Knackpunkt: Die Begehrte ist nicht nur eine reiche, wunderschöne Königin. Sie ist auch mit einer übermäßigen Körperstärke und einer großen Lust am Vergießen von Männerblut gesegnet. Und genau diese Mischung wird dadurch versinnbildlicht, dass man diverse Details über
ihre wertvolle, aus rotem Gold gefertigte Rüstung |
ihr feines seidiges Waffenhemd |
ihren unfassbar schweren Ger |
und viele weitere mit ihrer Kraft und ihrem Kampfeswillen verbundene Gegenstände |
erfährt. Immer im Fokus: Die prickelnd-aufregende Kombination aus weiblicher Anmut, königlichem Reichtum und ebensolcher Macht sowie kriegerisch-männlicher Aggression.
Der (metallische) Haken an der Sache? Brünhild ganze Stärke bringt ihr letztlich nichts – denn sie fällt einem Verrat durch die Burgunder zum Opfer. Und auch Jeanne d’Arc und die
Amazone Penthesilea scheitern in letzter Konsequenz an den Männern, ihrer Liebe zu diesen oder an irgendwelchen Intrigen. Doch das musste ja irgendwo auch so sein; immerhin waren alle Verfasser wahrscheinlich (
Nibelungenlied) bis ganz sicher männlich. Und die schienen kein Faible für Siegerinnen zu haben. Nicht einmal dann, wenn die Heldinnenfiguren mit ihren metallischen schlagenden Argumenten wirklich gut umgehen konnten. Am Ende siegte der Mann eben doch. (Weil Männer das so richtig fanden.)
Doch wer weiß, vielleicht werden ja eines Tages doch noch ganz andere Geschichten geschrieben …?