In Deutschland gibt es laut Statistischem Bundesamt rund 8,1 Millionen alleinlebende Männer. Schon diese Tatsache widerlegt die noch immer gern gepflegte Einstellung, dass Hausarbeit reine Frauensache sei. Und auch dort, wo Frauen und Männer zusammenleben (sei es als Paar oder mit Familie), kann man die Rollen immer seltener im althergebrachten Schema verteilen. Schließlich geht die Mehrheit der Frauen mittlerweile einer geregelten Arbeit nach. Es ist also eine Sache der Fairness, wenn beide im Haushalt gleichermaßen die Ärmel hochkrempeln. Das sorgt für Harmonie – und damit oft auch für mehr Lust an der Lust.
Hausarbeit = Frauensache?
Es ist nicht ganz klar, wann sich die Aufgabenteilung in der Form herausgebildet hat, wie man sie heute als „klassisch“ empfindet. So ist einerseits bestätigt, dass steinzeitliche Frauen ganz selbstverständlich an der Jagd beteiligt waren. In der römischen wie griechischen Antike hingegen war es meistens Frauensache, sich um Wohnung, Kinder und Küche zu kümmern, während die Männer anderen Berufen nachgingen. So blieb es für fast zweitausend Jahre – und mit dem Beginn der Industrialisierung wurde die Aufteilung nochmals deutlich unterstrichen: Männer gingen ins Büro oder in die Fabrik, während sich Frauen um die Kinder kümmerten und den Haushalt in Ordnung hielten.
Noch in den 1970er Jahren erschienen an Frauen gerichtete Ratgeber, die vor allem auf einen Aspekt abzielten: Wenn der Partner zum Feierabend nach Hause kommt, muss die Wohnung tipptopp in Ordnung sein. Und der konnte es oft nicht begreifen, wenn die Frau von der Hausarbeit erschöpft war. „Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann…“ Johanna von Koczians Lied hat vielen Frauen aus der Seele gesprochen.
Seither hat sich glücklicherweise eine Menge getan. Heute ist es für Männer selbstverständlicher geworden, in der Wohnung mit anzupacken. Dennoch ist das traditionelle Rollenbild nicht überwunden. Eine brandaktuelle Statistik gibt es leider nicht, doch die Zahlen von 2014 dürften sich seither nicht fundamental verändert haben.
Durchschnittlich mit Arbeit im Haushalt verbrachte Zeit pro Tag:
- Frauen: 163,9 Minuten
- Männer: 89,9 Minuten
Die Richtung stimmt also – aber es gibt noch viel Luft nach oben.
Und was hat das Ganze mit Erotik zu tun?
Viel mehr, als man im ersten Moment denken mag. Denn anders, als es im angesprochenen Lied suggeriert wird, ist Hausarbeit tatsächlich echte und zuweilen schwere Arbeit. Zumal dann, wenn sie on top zum Broterwerb und zur Kindererziehung hinzugerechnet werden muss. Da verwundert es nicht, wenn viele Frauen aus Erschöpfung keine Lust auf Sex haben. Vielleicht reicht es für einen halbherzigen
Quickie in Missionarsstellung, um den Partner zufriedenzustellen.
Doch überarbeitete Menschen haben meistens keinen Sinn für ausschweifend erotische Abenteuer – das gilt für die Hausarbeit ebenso wie für eine übermäßige Belastung im Job. Wenn sich die Überlastung (worauf auch immer sie zurückzuführen ist) gleichmäßig auf beide Partner verteilt, ist das zwar psychisch wie körperlich riskant. Doch sexuelle Frustration entsteht erst, wenn der Alltag für eine Seite deutlich belastender ist als für die andere.
Umgekehrt lässt sich festhalten: Paare, die sich gegenseitig unterstützen und im Bedarfsfall auch entlasten, erleben ein harmonischeres Miteinander und haben ein besseres Liebesleben.
Mit Arbeit im Haushalt sexuelle Dienste erkaufen?
Tatsächlich gibt es Ratgeber, die genau dies empfehlen: Wer als Mann aus freien Stücken die Fenster putzt oder die Fußböden wischt, soll sich als ‚Gegenleistung‘ beispielsweise einen
Blowjob abholen dürfen. Mit diesem Vorschlag wird aber achtlos über einige Aspekte hinweggewischt. Denn immerhin handelt es sich um den gemeinsamen Haushalt, in dem sich beide Partner gleichermaßen wohlfühlen sollen. Zweitens käme kaum eine Frau auf die Idee, für ihre eigene Leistung bei der Hausarbeit eine erotische Gegenleistung zu bekommen. Will heißen: Die Hausarbeit ist in den meisten Fällen also die falsche Stelle für
theatralische Heldenhaftigkeit, die auf eine Gegenleistung abzielt. Es sei denn, man macht das Ganze absichtlich zum Teil des Spiels …
Kann Hausarbeit denn auch erotisch sein?
Für die meisten Menschen ist diese Art von Arbeit vorrangig eine Notwendigkeit. Aber man kann sie ebenso erotisieren wie
die Büroarbeit |
die Arbeit auf der Baustelle |
die Tätigkeit auf dem Bauernhof |
den Polizeidienst |
den Schuldienst oder |
den Job als Stewardess |
Bei diesen wie bei vielen weiteren
Jobs bleibt die Erotik allerdings eine Sache des Kopfkinos – genau wie die Szene mit dem Installateur, der das Rohrverlegen auf ganz eigene Weise interpretiert. Die Hausarbeit hingegen ist eine jener Tätigkeiten, die ausschließlich im Privaten stattfinden. Wer möchte, kann sie splitternackt oder im heißen Fetischdress ausüben, zudem bietet sie sich perfekt für sündige
Rollenspiele an. Übrigens: Es gibt nicht wenige Menschen (vorwiegend Männer), die ihre Dienste als Haushalts- beziehungsweise Putzsklav*in anbieten. Und auf einmal wird die Arbeit im Haushalt zu einer extrem prickelnden Angelegenheit…