Masochismus ist ein Begriff, der aus der Psychologie stammt und auf den österreichischen Schriftsteller Leopold von Sacher-Masoch zurückgeht, der seine eigenen sexuellen Vorlieben in seinen Werken thematisierte. Es handelt sich dabei um eine sexuelle Neigung, bei der Personen sexuelle Befriedigung oder Lustgewinn durch das Erleben von Schmerz, Erniedrigung oder Unterwerfung erfahren. Das Pendant dieses im Englischen ‚Masochism‘ genannten Begriffs ist der ‚Sadismus‘.
Was ist Masochismus?
Masochismus beschreibt eine sexuelle Ausrichtung, bei der Menschen durch das Erleben von Schmerz, Erniedrigung oder Unterwerfung sexuelle Erregung verspüren. Der Begriff wurde vom österreichischen Schriftsteller
Leopold von Sacher-Masoch geprägt und geht auf seinen Nachnamen zurück. Sacher-Masoch selbst beschrieb in seinen Werken das Wechselspiel von Lust und Schmerz und den Reiz der Unterwerfung.
Was macht den erotischen Reiz aus?
Für masochistisch veranlagte Personen besteht der erotische Reiz im Empfinden von Schmerz oder Unterwerfung. Dies geschieht in den meisten Fällen im Zusammenspiel mit dem sadistischen Pendant. Zwingend erforderlich ist das jedoch nicht: Viele Masochist*innen ziehen ihre sexuelle Lust auch aus selbst zugefügten Schmerzen.
Auch in der Fachwelt umstritten ist die Bewertung von religiös initiierter Selbstkasteiung (etwa der Flagellation des eigenen Körpers). Zwar erleben die Betreffenden bei der Durchführung eine Form der spirituellen Erfüllung, die sie selbst keineswegs als sexuell beschreiben würden. Die dabei freiwerdenden Glückshormone sind aber dieselben, die auch im sexuellen Masochismus die wesentliche Rolle spielen.
Hängen Masochismus und Fetischismus immer zwingend zusammen?
Masochismus und Fetischismus sind zwei separate sexuelle Vorlieben, die jedoch auch miteinander verbunden sein können. Während Masochismus das Erleben von Schmerzen oder Unterwerfung beinhaltet, bezieht sich der Fetischismus auf die sexuelle Fixierung auf bestimmte Objekte oder Körperteile. Es kommt allerdings recht häufig vor, dass jemand sowohl masochistische als auch fetischorientierte Neigungen hat. Daher ist beides im BDSM-Bereich oft und gerne miteinander verwoben. Ein Beispiel: Für sadomasochistische Praktiken ist Kleidung aus
Lack, Leder oder Latex nicht zwingend erforderlich. Zahlreiche Masochist*innen verspüren durch ein entsprechendes Outfit und / oder passende Accessoires allerdings einen besonders intensiven Kick.
Wie viele Menschen sind masochistisch?
Es gibt keine genauen Zahlen darüber, wie viele Menschen masochistisch veranlagt sind: Sexuelle Vorlieben und Neigungen sind sehr individuell und werden nicht immer offen kommuniziert. Masochismus kommt jedoch bei Menschen aller Geschlechter und sexueller Ausrichtungen vor. Fachleute sind überzeugt, dass allein in Deutschland einige Millionen Masochisten leben, wenngleich die Lust am Schmerz individuell höchst unterschiedlich ausgeprägt ist. Für ‚soften Masochismus‘ gibt es im Allgemeinen mehr Verständnis als für die harte Tour: Den Klaps mit der Hand auf den Po finden deutlich mehr Menschen erregend als den gezielten Schlag mit der Reitgerte.
Masochismus in der Literatur
Masochismus findet auch in der Literatur und Kunst seinen Platz.
Leopold von Sacher-Masochs Werke, wie
Venus im Pelz, waren wegweisend für eine literarische Auseinandersetzung mit diesem Thema. Ebenfalls große Bekanntheit erlangt hat
das Bildnis des Dorian Gray von Oscar Wilde, in dem die Hauptfigur eine gewisse sexuelle Erregung aus der eigenen Degeneration und Bestrafung zieht. Später wurde
Die Geschichte der O ein weiteres prominentes Beispiel für eine Story rund um eine masochistische Frau.
Und auch in jüngerer Vergangenheit spielte Masochismus in der Literatur eine wesentliche Rolle. So etwa Die Klavierspielerin von Elfriede Jelinek, in der die Protagonistin ihre masochistischen Neigungen durch Selbstverletzung und Unterwerfung auslebt.
Bis heute gehören masochistische Darstellungen in der Pornografie oder bei der
Camerotik zu den beliebtesten Szenen.
Wo und wie kann man seine masochistische Neigung ausleben?
Für Menschen mit masochistischer Neigung gibt es Möglichkeiten, ihre Vorlieben auszuleben. Dazu gehört vor allem die Einbindung in eine einvernehmliche BDSM-Beziehung (Bondage, Disziplin, Dominanz, Sadismus, Masochismus). Hierbei übt man bestimmte Praktiken und Rollen innerhalb einer festgelegten Rahmenvereinbarung aus. Wichtig sind dabei stets die gegenseitige Einwilligung und der Schutz vor körperlichem und seelischem Schaden.
Wer nicht in einer entsprechenden Partnerschaft lebt, kann sich mit seiner Vorliebe auch an eine professionelle Domina wenden.
Paare können ihrer sadistisch-masochistischen Lust natürlich auch in den eigenen vier Wänden nachgehen. Zudem gibt es in allen Regionen des Landes speziell eingerichtete Appartements. In denen findet man eine für S/M-Spiele geeignete Ausstattung (vom Andreaskreuz über den Hängepranger bis zum Strafbock) vor.
Was muss man außerdem zum Thema Masochismus wissen?
Beim Umgang mit dem Thema Masochismus ist es oberste Grundregel, dass die Ausübung von sexuellen Praktiken und Neigungen auf einvernehmlicher Basis erfolgen sollte. Rücksichtnahme, Kommunikation und das Setzen von klaren Grenzen sind dabei von zentraler Bedeutung.
BDSM-Praktiken sollten nur von volljährigen Personen und unter Berücksichtigung aller Sicherheitsaspekte ausgeübt werden.
Wer sich bislang nicht mit dem Thema befasst hat, sollte wissen, dass Masochismus keine psychische Störung ist. Vielmehr handelt es sich um eine legale und akzeptierte Form sexueller Neigung. Eine offene und respektvolle Haltung gegenüber unterschiedlichen sexuellen Vorlieben und Neigungen ist von großer Bedeutung.