Ein Orgasmus ist der Höhepunkt der sexuellen Erregung. Kurz vorher steigert sich die Durchblutung der Geschlechtsorgane bis zum Maximum. Während des Höhepunkts kommt es im Genitalbereich zu rhythmischen unwillkürlichen Muskelkontraktionen, in denen sich die sexuelle Spannung entlädt. Anschließend erfolgt meist eine Entspannung des Genitalbereichs, oft auch des gesamten Körpers. Neben den körperlichen Reaktionen zeigt sich der Orgasmus in einem oftmals als angenehm empfundenen individuellen Erlebnis des Rausches und der Überwältigung. Die Intensität und Erlebnistiefe kann sich von Mal zu Mal und von Mensch zu Mensch unterscheiden.
Woran erkennt man ihn bei Frauen?
Einige Merkmale des weiblichen Höhepunkts sind von Frau zu Frau unterschiedlich. Allerdings gibt es Aspekte, die auf einen Großteil der Menschen mit weiblichem Körperbau im Kontext des Orgasmus zutreffen.
- Es kommt häufig zu einem pulsierenden Muskelspiel in der Vagina. Die Vaginalmuskeln ziehen sich in Intervallen von ca. 0,8 Sekunden zusammen und entspannen sich anschließend wieder.
- Auch die Muskeln im Analbereich kontrahieren rhythmisch.
- Atemfrequenz und Herzschlag beschleunigen sich.
- Die Klitoris wird direkt danach oft sehr sensibel, sodass Berührungen unangenehm sein können.
- Es kann zu einer erhöhten Durchblutung der Haut kommen, was sich in einem geröteten Gesicht oder einem Anstieg der Körpertemperatur zeigen kann.
- Bei manchen Frauen kann es zu einem weiblichen Erguss kommen, bei dem klare Flüssigkeit abgesondert wird. Dies ist auch als Squirting bekannt.
Woran erkennt man ihn bei Männern?
Auch der männliche Orgasmus ist differenzierter, als das Klischee behauptet. Die folgenden Merkmale treffen auf einen Großteil, jedoch nicht auf alle Menschen mit männlicher Anatomie zu.
- Es kommt häufig zur Ejakulation, bei der Samenflüssigkeit aus dem Penis ausgestoßen wird. Dies ist das eindeutigste Zeichen für einen männlichen Orgasmus. Dennoch ist dieser nicht untrennbar mit dem Samenerguss verknüpft.
- Die Muskeln im Genital- und Analbereich kontrahieren rhythmisch während des Höhepunkts.
- Atmung und Puls beschleunigen sich kurz vorher und währenddessen merklich.
- Einige Männer erleben eine erhöhte Muskelanspannung im ganzen Körper während des Höhepunkts.
- Bei vielen Männern ist der Genitalbereich nach dem Orgasmus besonders berührungsempfindlich. Eine über den Höhepunkt hinaus andauernde Stimulation kann dann als unangenehm empfunden werden.
Wie hängen Tease & Denial und der Höhepunkt miteinander zusammen?
Tease & Denial ist ein Sammelbegriff für sexuelle Praktiken, bei denen ein Partner intensiv erregt wird, ihm der Orgasmus aber verwehrt bleibt. Ziel ist es, die Erregung und Lust möglichst lange aufrechtzuerhalten und zu steigern. Mögliche Varianten sind unter anderem die folgenden:
Edging |
Ruined Orgasm |
Orgasmuskontrolle |
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Man bringt die*den Partner*in bis kurz vor den Höhepunkt, um die damit zusammenhängende Aktion unvermittelt zu stoppen. |
Die Stimulation wird während des Höhepunkts abgebrochen. So findet zwar eine Ejakulation statt, es tritt aber keine sexuelle Befriedigung ein. |
Ein Partner bestimmt, wann sein Pendant kommen darf. Dieses Spiel ist oftmals Teil von BDSM-Praktiken. |
Und e
s gibt verschiedene Toys und Hilfsmittel, die für Tease and Denial Spiele eingesetzt werden.
- Keuschheitsgürtel: Vorrichtung, die den Genitalbereich umschließt und so Erektion und Orgasmus verhindert. Die*der dominante Partner*in entscheidet, wann der Gürtel geöffnet wird.
- Peniskäfige: Sie funktionieren ähnlich wie Keuschheitsgürtel, sind aber offener und leichter anzulegen.
- Ferngesteuerte Vibratoren: Können vom dominanten Part bedient werden, um die/*en Träger*in immer wieder an den Rand des Höhepunkts zu bringen.
Neben dem Spiel aus Macht und Unterwerfung ist Tease & Denial auch dazu geeignet, den sexuellen Höhepunkt zu trainieren. Auf lange Sicht können Orgasmen intensiver empfunden und das Liebesspiel damit leidenschaftlicher werden.
Gibt es bei sexuellen Höhepunkten eine Obergrenze?
Viele Männer kennen es noch aus dem Religionsunterricht: „Nach tausend Schuss ist Schluss!“ Dieser Reim ist allerdings wissenschaftlich nicht haltbar. Prinzipiell können Menschen bis ins hohe Alter einen Höhepunkt erreichen, der bei Männern mit einer Ejakulation verbunden sein kann. Dennoch kann es eine positive Wirkung haben, den eigenen Höhepunkt zu kontrollieren und vielleicht auch mal ein paar Tage darauf zu verzichten. Denn dann ist der folgende Orgasmus meist ein besonders intensives Erlebnis.
Übrigens ist auch die Aussage, dass regelmäßige Orgasmen für Gesundheit und Wohlbefinden unabdingbar sind, unhaltbar. Auch
asexuelle Menschen können ein glückliches, erfülltes Leben führen.
Ist ein Orgasmus für erfüllenden Sex notwendig?
Diese Frage wird sehr individuell beantwortet. Denn sexuelle Erfüllung ist ein subjektives Empfinden. Manche Menschen erleben Sex ohne ihn als unvollständig oder unbefriedigend. Andere betrachten den gesamten Akt, die Intimität und die körperliche Nähe als erfüllend, unabhängig vom Orgasmus. Hinzu kommt: Viele Männer erreichen nicht mehr als einen Höhepunkt pro Tag. Wer trotzdem mehrfach Sex haben möchte, kann ihn sich daher ganz gezielt für das große Finale aufsparen.