Morgens Zirkus, abends Theater: Eltern von Kleinkindern kennen diese Programmplanung. Aber was ist eigentlich mit dem eigenen Liebesleben? Muss das zwangsläufig auf der Strecke bleiben? Oder ist es legitim, sich trotzdem seine eigenen erotischen Auszeiten zu nehmen? Und worauf sollte man dabei achten?
„Gib’s mir, Baby!“ mal ganz anders
Ohne Frage stellen sich viele Eltern die Frage, ob sie noch ein Recht auf ihre eigene Existenz haben. Und nicht selten kommt es vor, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse größtenteils hinten anstellen und dabei nicht merken, wie sie sich selbst und als Paar aus den Augen verlieren. Das überrascht insofern nicht, als sich Hektik, Sorgen und Müdigkeit – also alles Faktoren, die mit der Betreuung eines Kleinkinds einhergehen können – ungünstig auf den Cortisolspiegel auswirken. Was wiederum zu einer Verminderung der Lust auf Sex führt. Was aber kann man dagegen tun? Hier einige Tipps für einen geschickten Umgang mit diesem Umstand.
1. Anerkennen, dass die Situation ist, wie sie ist
Ja, ein Kleinkind zu haben, ist oft nicht leicht. Aber jetzt ist es ja da, und deswegen gilt es, die Situation so gut wie möglich zu bewältigen. Vergleiche zu anderen Familien helfen dabei sicherlich nicht weiter – und es bringt auch nichts, unter Umständen auf andere Eltern, die bereits wieder durch die Betten toben, neidisch zu sein. Da lohnt es sich schon eher, sich realistisch Gedanken darüber zu machen, wie es aktuell aussieht und wie man damit möglichst geschickt umgehen kann.
2. Rücksicht darauf nehmen, dass jede*r seine Bedürfnisse hat
Jede*r hat seine eigenen Bedürfnisse – das Kleinkind, jedes der Elternteile und die Eltern als Paar. Insofern ist es sinnvoll, nicht aus dem Blick zu verlieren, dass sich nur jemand, der selbst gut versorgt ist, entsprechend um andere kümmern kann. Somit sollten auch die Eltern genug Zeit zum Schlafen, für Sport und anderweitige Muße finden und sich diese kinderfreien Momente bewusst einräumen und erkämpfen.
Wichtig: Wenn Sex und Erotik beim Gegenüber in der aktuellen Phase nicht die oberste Priorität darstellen, sollte man dies respektieren. Schließlich gibt es viele Möglichkeiten, sich auch auf anderen Weisen körperlich und emotional nahe zu sein und das eigene Bedürfnis nach Sexualität anders auszuleben. Stichworte sind
Masturbation und Sexspielzeug. Gleichzeitig sollte aber auch die- beziehungsweise derjenige mit weniger Lust die Bedürfnisse der*des anderen keinesfalls kleinreden. Offen miteinander zu kommunizieren und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, mit denen beide zufrieden sind, die aber auch unterschiedlich ausfallen können, ist hierbei der Schlüssel zum Erfolg.
Ein häufiger Streitpunkt ist, dass sich neue Eltern oft weniger Mühe machen, darauf zu achten, sich optisch ansprechend zu präsentieren. Natürlich sind Dessous deutlich sinnlicher als Still-BHs, jedoch tragen sie nur wenig zum Wohlbefinden einer erschöpften Mutter bei. Der Fokus liegt bei der Zweisamkeit für eine Weile alsoidealerweise weniger auf solchen Details, denn auf der Qualität der Zeit miteinander.
3. Offen sein für Anderes und Neues
Sex nach der Schwangerschaft und Geburt kann sich zunächst ungewohnt anfühlen. Dinge, die das Elternpaar zuvor im Bett genossen hat, sind in der neuen Situation nicht immer angenehm oder praktisch, man denke etwa ansportliche Kamasutra-Stellungen, aber auch als auch bestimmte Sexpraktiken, wie Fessel- oder BDSM-Spiele. Vielleicht lohnt es sich, alternativ auf die Suche nach neuen Vorlieben zu gehen - Stichworte unentdeckte, aber gemütliche Sexpositionen oder die Lust auf bestimmte Rollenspiele.
Und es gibt noch eine Sache, die das Sexleben als Eltern mit sich bringen kann: Schwangerschafts- und
Laktationsfetische lassen sich nun besonders authentisch ausleben ...
4. Eine gute Organisation ist alles
Darüber brauchen wir sicherlich nicht zu diskutieren: Eine (klein)kindfreie Zeit ist das Salz in der Suppe der elterlichen Beziehung. Und egal, was man daraus macht, dass es eine Weile bei Verwandten, Freund*innen oder Babysitter*innen ist – man sollte diese Zeit bewusst genießen. Entweder in der We- oder bei Bedarf auch einmal in der Me-Time. Hauptsache, es herrscht für einen Moment einfach einmal kein Alltag.
Apropos Alltag: Natürlich lässt sich die Lust auf Erotik und Sex als Eltern eines Kleinkinds nicht erzwingen. Doch da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, bietet es sich an, sich bewusst Zeiten für die Zweisamkeit in den Kalender einzutragen. Ob dabei immer das sexy XXL-Feuerwerk abgebrannt wird oder ob man einfach miteinander kuschelt, etwas liest oder sich Geschichten erzählt, ist natürlich individuelle Geschmackssache. Hauptsache, niemand fühlt sich zu etwas gezwungen, denn das würde die Lust auf Sex sicherlich noch weiter in den Keller rutschen lassen.
Nicht zu vergessen, dass beide Elternteile ausreichend schlafen sollten. Denn auch Müdigkeit und Erschöpfung sind echte Lustkiller. Um das sicherzustellen, können auch
getrennte Schlafzimmer, zumindest temporär, sinnvoll sein. Diese können nicht nur zu einer ungestörten Nachtruhe beitragen, sondern auch – zumindest bei manchen Paaren – der Beziehung gut tun und die Sehnsucht nacheinander verstärken.
Fazit?
Es sind Intimität, Offenheit und ein gewisser Sinn für Humor gefragt. Denn der macht ebenfalls sexy. Und wenn man sich auch als Eltern eines Kleinkinds eine gewisse Probierfreudigkeit und Verspieltheit bewahrt, kann das dem Liebesleben sicherlich nur zuträglich sein …