„Du traust dich ja doch nicht…. Oder?“ In vielen Bereichen des Lebens ergeben sich Situationen, in denen man gefordert ist, über den eigenen Schatten zu springen. Die Erotik stellt hier keine Ausnahme dar, ganz im Gegenteil: Gerade weil sexuelle Fantasien für die meisten Menschen noch ein zu heißes Eisen sind, um offen darüber zu sprechen, ist ein gewisses Maß an Chuzpe und Mut hier unabdingbar. Doch einige Ideen bringen selbst tendenziell unerschrockene Leute an ihre Grenzen. Werfen wir einen näheren Blick auf den Reiz von sexy Mutproben.
Wie viel Mut ist beim Sex notwendig?
Eine objektive Antwort auf diese Frage kann es nicht geben: Die Erotik ist ein extrem weites Feld, das jeder Mensch auf seine ganz eigene Weise für sich bearbeitet. Während sich also manch eine*r
tabulos bis in den hintersten Winkel vorwagt, betrachtet ein*e andere*r schon das Händchenhalten in der Öffentlichkeit als Tabu. Fakt ist aber, dass die Gesellschaft insgesamt heute
weniger prüde ist als in der Vergangenheit – Dildopartys oder der Erfolg der „50 Shades of Grey“-Reihe sind zwei prägnante Beispiele dafür. Es erfordert heute also tendenziell weniger Mut, auch über pikante Themen offen zu sprechen.
Indes: Wenn es um die ganz persönlichen sexuellen Vorlieben geht, zeigt man sich eher zugeknöpft. Sogar innerhalb der Partnerschaft ist es manchmal nicht einfach, frei aus dem eigenen
Kopfkino zu plaudern. Und wenn man „klassische“ Sexfantasien wie die Double Penetration oder den Deepthroat Blowjob nicht anzusprechen wagt, gilt dies für erotische Mutproben im besonderen Maße. Wahrscheinlich erwartet die / der Partner*in aber auch keine dementsprechenden Vorschläge – und einfordern darf man sie ohnehin nur dann, wenn man es im Rahmen eines dominant-devoten Spiels im Vorfeld als zulässig vereinbart hat.
Sex als Mutprobe: Warum eigentlich?
Man könnte annehmen, dass dieses Phänomen immer im BDSM-Kontext stehen muss: Ein*e Sub lässt sich aufgrund des eigenen devot-masochistischen Rollenverständnisses auf
sexuelle Grenzerfahrungen ein, was auch beim dominanten Gegenüber für einen dementsprechenden Kick sorgt. Doch bei genauerer Betrachtung erweist sich das Bild als deutlich vielschichtiger. Weitere, sogar noch häufigere Beweggründe sind die im Folgenden genannten:
der Reiz des Verbotenen / des Tabus |
Gruppendynamiken (beispielsweise in Swingerclubs) |
Selbsterfahrungen und das Kennenlernen, vielleicht sogar Verschieben der eigenen erotischen Grenzen |
Liebes- und/oder Vertrauensbeweise |
mediale Einflüsse (Stichworte Social Media und Pornos) |
bestimmte kulturelle Rollenverständnisse |
Was sind typische Sex-Mutproben?
Lust auf einen Klassiker? Oder gilt es, eine ganz eigene Idee umzusetzen? Die folgenden Beispiele finden eine wachsende Fangemeinde.
- Public Sex: Der Fick unter der Straßenlaterne oder der Blowjob auf der Autobahnbrücke bergen das Risiko, erwischt zu werden. Dies gilt beim Sex in der Öffentlichkeit natürlich für beide beziehungsweise alle Beteiligten – deshalb kann die Gruppendynamik hier besonders bedeutsam sein.
- Public Role Play: Im Tierkostüm, in Lack, Leder und Latex oder im Styling einer Straßennutte in die Öffentlichkeit? Dafür braucht man auch außerhalb der Faschings- beziehungsweise Karnevalszeit eine Menge Mut – oder einen kompromisslosen Umgang mit der eigenen devoten Rolle.
- Fremdbenutzung: Auch wenn man sie im Rahmen einer lang geführten BDSM-Beziehung regelmäßig auslebt, kann die Fremdbenutzung immer wieder anders aussehen. Hier liegt der Reiz in der potenziellen Gefahr, die im Rahmen einer CNC-Vereinbarung möglich ist.
- Forced Bi: Insbesondere für heterosexuelle Männer braucht es viel Mut, einem anderen Kerl den Schwanz zu blasen oder sich von ihm ficken zu lassen. Im Porno kennt man diese Szene vor allem im Zusammenhang einer Domina und ihren Sklaven.
- Piercing / Tätowierung / Branding / Cutting: Hier steht der Schmerz natürlich im Zentrum der Grenzerfahrung. Ein weiterer Aspekt dieser sexy Mutprobe liegt aber auch in der bleibenden Veränderung des eigenen Körpers. Diese Mutprobe passt in eine Partnerschaft oder Gruppe, bietet sich aber auch für Singles an.
- Extreme Spielarten: Deepthroat, Analfisting, Maschinensex, Figging, Atemspiele und Triple Penetration sind nur einige Beispiele aus einer Liste, die sich endlos weiterführen ließe. Hier sind die eigenen Vorlieben und Tabus natürlich besonders relevant, denn jeder Mensch hat seine ganz eigenen Grenzen. Manch eine dieser Mutproben bietet sich freilich auch für die Masturbation an – doch bei aller Geilheit darf man die eigene Sicherheit keinesfalls aus dem Blick verlieren.
Was ist bei sexy Mutproben außerdem wichtig?
Vom Pornoclip bis hin zum
Camsex gibt es eine ganze Reihe an Quellen, über die man Input für Sex-Mutproben bekommen kann. Auch Sexgeschichten spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle – wenngleich man unbedingt zwischen der Story und einer denkbaren Realität unterscheiden muss.
Denn die Umsetzung von BDSM-Klassikern wie
Die Geschichte der O oder verschiedenen Werken des Marquis de Sade würde heute nicht nur mit den gängigen
Moralvorstellungen, sondern auch mit dem Strafrecht kollidieren. Es liegt auf der Hand, dass selbiges auch bei einem individuell vereinbarten Metakonsens nicht gebrochen werden darf. Zudem muss man natürlich auch die Rechte von unbeteiligten Dritten respektieren und wahren.