Äpfel und Birnen miteinander zu vergleichen, das ist immer so eine Sache für sich. Ähnlich sieht es mit der Selbstbefriedigung und dem Sex in der Partnerschaft aus. Aber dürfen wirklich nur Singles masturbieren, weil es sonst Untreue ist? Oder gibt es nicht vielmehr gute Gründe, auch in Beziehungen bei sich selbst anzulegen und dabei vielleicht auch über ein Zweier-Solospiel nachzudenken?
Gibt es etwas, was prinzipiell gegen die Selbstbefriedigung in einer partnerschaftlichen Beziehung spricht?
Nein – und warum auch? Immerhin handelt es sich bei der Masturbation um Selfcare, bei der die eigenen körperlichen Befindlichkeiten und Fantasien im Mittelpunkt stehen. Beim Sex zu zweit stehen dagegen das erotische Miteinander und die Stärkung der partnerschaftlichen Beziehung im Mittelpunkt. Sicherlich gibt es Varianten, in denen Selbstbefriedigung (speziell in Kombination mit einem ungesunden Pornokonsum) zum Problem für eine Beziehung werden kann.
Aber davon abgesehen stimmt es einfach nicht, dass nach 1.000 Schuss Schluss sei … um nur einen der
gängigen Sexmythen einmal aufgegriffen zu haben. Und es ist auch nicht so, dass es sich bei der Masturbation um Untreue handeln würde. (Es sei denn, beide Partner*innen definieren sie jeweils so.) Vielmehr können sich durch sie verschiedene Chancen für die Beziehung und den damit verbundenen Sex ergeben. Schauen wir uns das Ganze einmal etwas genauer an.
Zwei wesentliche Vorteile, die die Masturbation in der Partnerschaft nach sich zieht
Man lernt seinen eigenen Körper genauer kennen und ist dadurch in der Lage, sich beim Sex besser fallen zu lassen. Und natürlich auch, der*dem anderen zu sagen, welche Stimulationen an welchen Stellen man besonders scharf findet. Im gleichen (quasi orgiastischen Atemzug) kann man auch seine eigenen
Sexfantasien im Kopfkino genießen. Ohne, dass man sich in dem Moment mit denen seines Schatzes auseinandersetzen und vielleicht an den für einen selbst falschen Stellen Kompromisse machen muss. Was übrigens fast direkt zum zweiten Vorteil führt.
Man weiß schon, welche Praktiken einen prinzipiell kicken, welche einen generell kalt lassen und was man mit wem vielleicht nicht ausprobieren möchte. Sicherlich trifft es viele Menschen, wenn ihre Partner*innen sagen: „Sorry, Liebling, aber
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Rape-Games |
Tunnelspiele |
Fesselpraktiken |
Public Sex |
oder SM |
möchte ich nicht im echten Leben ausprobieren. Oder zumindest nicht mir dir.“ De facto muss man dann aber sagen – Hut ab vor so viel
Ehrlichkeit. Und sehr wahrscheinlich kann man dadurch schon viel genauer bestimmen, welche Schnittmengen man stattdessen finden könnte. Denn es existiert zwar das Gerücht, dass man in einer Partnerschaft möglichst viel teilen sollte. Aber in Wahrheit spricht viel mehr für einen gewissen individuellen Spielraum, in dem die Selbstbefriedigung durchaus eine elegante und prickelnde Rolle spielen kann. Nicht zu vergessen, dass sie ja auch
gesundheitliche Vorteile mit sich bringt!
Wie bringt man die Masturbation und den partnerschaftlichen Sex also geschickt unter eine Bettdecke?
Da jede Beziehung anders ist, ist es natürlich auch immer wichtig, sich auf die individuellen Dynamiken einzulassen. Grundsätzlich ist es jedoch eher ungünstig, wenn man sie mit einem Tabu belegt und seiner*seinem Partner*in diesbezüglich Vorwürfe macht oder sich selbst für seine eigene Lust auf die Selbstbefriedigung verurteilt. Denn immerhin lohnt es sich, seinen eigenen Körper und seine persönlichen Fantasien gründlicher kennenzulernen, um seiner*seinem (Sex-) Partner*in auch ein konstruktiv-charmantes Feedback geben zu können. Außerdem kann man sich bei der gemeinsamen Selbstbefriedigung bestimmt noch so einiges abschauen …
Es kommt also letztlich darauf an,
- die Selbstbefriedigung in der Partnerschaft zum Gesprächsthema zu machen,
- sich zu überlegen, was man vielleicht auch zusammen mithilfe von Paartoys wie dem Double Dipper ausprobieren möchte, oder inwiefern jede*r für sich bleiben will,
- und zu schauen, inwiefern auch der Einsatz von Kommunikationsmedien (Stichworte Telefon- und Videocam-Sex) ein prickelndes Erlebnis darstellen kann.
Wie immer gilt auch hier, dass Vieles mit genug Einfühlungsvermögen und einer großen Bandbreite an gemeinsamen Interessen geht. Und wenn vielleicht nicht alles umsetzbar ist, ist das ja eventuell auch nicht das ganz große Drama. Was sich ohnehin aber festhalten lässt: Die Masturbation trägt dazu bei, dass man sich sexier fühlt und kann dafür sorgen, dass man auch mehr Lust auf Sex mit seiner*seinem Partner*in hat. Wenn das mal keine guten zusätzlichen Nachrichten sind?