Nein zum Ausgehen mit Männern, zum Sex mit ihnen, zur Schließung einer Ehe und zur Gründung einer Familie … seit rund 5 Jahren macht das 4B-Movement aus Südkorea zunehmend von sich reden. Nicht zu vergessen, dass es jetzt auch im Zuge der US-Wahl (wieder) zum Thema wurde. Doch woran liegt das, was sind die Überlegungen dahinter und was passiert, wenn Rechte, die speziell Frauen betreffen, in einigen Ländern (erneut) zur Disposition gestellt werden?
4B-Movement: Was ist die Idee hinter der südkoreanischen feministischen Frauenbewegung?
Grundsätzlich fußt die 4B-Bewegung auf vier bi – Neins:
- Bichon = dem Nein zur heterosexuellen Ehe
- Bichulsan = dem Nein zur eigenen Schwangerschaft und Mutterschaft
- Bisekseu = dem Nein zu Sex mit Männern
- und Biyeonae = dem Nein zum Ausgehen mit Männern
Was im ausgeprägtesten Fall recht radikal klingt, basiert auf den 2019 von ungefähr 5.000 Frauen gemachten Überlegungen und dem Zusammenschluss zu einer Bewegung in Südkorea. Inzwischen scheinen es aber deutlich mehr zu sein, die sich für die Ideen des 4B-Movements interessieren und mit ihnen sympathisieren. Schätzungen zufolge beläuft sich ihre Zahl inzwischen auf 10.000 bis 50.000.
Das hat mehrere Ursachen: Sexismus, Gewalt, Misogynie und eine insgesamt in Südkorea noch nicht so stark verankerte Gleichstellung von Männern und Frauen. In der Konsequenz lehnen immer mehr (gerade jüngere) Frauen den traditionellen Lebensweg inklusive Eheschließung und Gründung einer Familie ab. Und das hat noch andere Folgen: 2023 hatte Südkorea bereits zum vierten Mal nacheinander die niedrigste Geburtenquote weltweit (0,7 Kinder pro Frau), sodass sich die Regierung zum Handeln gezwungen sah. Die ersten diesbezüglichen Schritte? Bessere Urlaubsregelungen für Eltern und eine Erleichterung für alleinerziehende Frauen, Kinder unter ihrem Namen zu melden.
Man sieht also, dass das Ganze Wellen schlägt – Wellen, die inzwischen deutlich über Südkorea hinaus und bis in die USA reichen. Wobei auch die Positionen der Kandidat*innen der jetzigen US-Wahl für ein zusätzliches internationales Interesse am Konzept hinter dem 4B-Movement gesorgt haben.
„My body, my choice?“
Während Kamala Harris die Bedeutung und Relevanz des Rechts auf Abtreibung in den USA betonte, zeichnete sich Donald Trump dadurch aus, dass er für eine Einschränkung der weiblichen Autonomie-Rechte in dieser Frage eintrat. Eine Position, die er schon in seiner ersten Amtszeit durch die Ernennung von drei Richtern am Obersten Gerichtshof unterstrich, die das Recht auf Abtreibung im Rahmen des verfassungsmäßigen Rechts auf persönliche Freiheit und Privatsphäre aufhoben. Vielmehr sorgte er dafür, dass nun die Bundesstaaten dafür zuständig sind, von denen gleich mehrere deutlich restriktive inklusive Erschwernissen bis zu kompletten Verboten erließen.
Der Ausgang der Wahl ist bekannt, die gezogenen Konsequenzen sehen unterschiedlich aus:
- Viele der jungen Frauen, die mehrheitlich für Harris und gegen Trump gestimmt haben, suchen offenbar inzwischen nach Alternativkonzepten. Wodurch es bei den Suchanfragen zur 4B-Bewegung eine Steigerung von satten 3.000 % nach der Wahl gab. Insbesondere auf TikTok scheint sie jetzt auch verstärkt zum Thema zu werden. Außerdem scheinen sich viele durch den Wahlausgang Sorgen um die Aufrechterhaltung des Zugangs zu (Notfall-) Verhütungsmitteln zu machen.
- Auf Seiten der mehrheitlich jungen Männer, die Trump gewählt haben, herrscht dagegen zumindest teilweise eine gewisse Feierstimmung – inklusive einer direkten Slogan-Umänderung zu „Your body, my choice“.
Aber wird das Ganze jetzt wirklich so heiß gegessen, wie es gekocht wird?
Freilich war der Aspekt der weiblich-körperlichen Autonomie nicht der einzig Relevante für die Wahl. Und ebenso wenig waren alle Männer für Trump und alle Frauen gegen ihn. Es darf einen jedoch überraschen, dass etwa die Hälfte der Männer einen Sexisten für einen tauglichen Präsidenten halten.
Und auch Trumps „Project 2025“ sieht mit Ansätzen wie
- einer heterosexuellen Familie mit einem männlichen Familienoberhaupt als Ideal
- einem zukünftigen generellen Abtreibungsverbot
- und einer Beschränkung bis zum Wegfall des Schutzes vor Diskriminierung aufgrund des Geschlechts am Arbeitsplatz
für viele Frauen nicht unbedingt etwas Verheißungsvolles vor. Von diversen Menschen noch gar nicht gesprochen.
Folge? Selbstverständlich muss man nicht alle Positionen der 4B-Bewegung vollumfänglich teilen, das tun auch viele Frauen nicht. Man sollte sie jedoch ebenso wenig absichtlich missverstehen. Viele ihrer Anhänger*innen haben eigentlich nichts Grundsätzliches gegen Männer. Vielmehr haben sie ein Bedürfnis nach Solidarität, einem nicht toxischen Miteinander und einem Schutz vor (männlicher) staatlicher Willkür. Insofern sollten einem Rückschritte in diesen Hinsichten zu denken geben. Sei es in Südkorea, in den USA oder in Deutschland …