Die Aktfotografie stellt ein Genre der künstlerischen Fotografie dar, bei dem die Darstellung des vollständig (Akt) bis zum Teil nackten (Halbakt) Körpers mithilfe von fototechnischen Mitteln im Fokus steht. Damit ist ein ästhetischer Anspruch verbunden, der Aktfotos von pornografischen Bildaufnahmen abgrenzt, wobei der Verlauf der damit verbundenen Grenze und deren Klarheit zuweilen in den Augen der Betrachter*innen liegen.
Was ist die Idee hinter der Aktfotografie?
Wie es die Bezeichnung bereits verrät, steht bei der Aktfotografie der geschickte Umgang mit der Technik, dem Licht und weiteren Faktoren im Mittelpunkt. Dementsprechend zielt sie darauf ab, nicht einfach lediglich eine nackte Person abzubilden, sondern erhebt einen künstlerischen Anspruch. Vielmehr kann man sie dadurch, ähnlich wie die Porträt-Fotografie, zur hohen Schule der Fotografie zählen. Wesentlich ist daher auch, dass das Modell, die von ihm eingenommenen Posen, die Ästhetik sowie die Natürlichkeit miteinander harmonieren. Was wie zu gewichten ist, diskutiert man in Fachkreisen aber zuweilen sehr kontrovers.
Ziemliche Einigkeit herrscht dagegen bei den drei verschiedenen Basis-Darstellungsformen:
der klassische Vollakt |
Detailansichten (Bodyparts) |
der Halbakt |
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das Modell ist komplett nackt, der Hintergrund einfach gehalten |
Nahaufnahme-Präsentation von Körperdetails, die aber eher abstrakt und anonym gehalten sind;
die Betonung liegt auf den Strukturen und Formen
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das Modell ist zumindest noch zum Teil bekleidet beziehungsweise drapiert; bei der Verdeckung durch Objekte kann auch die Bezeichnung „verdeckter Akt“ gewählt werden |
Und diese wiederum lassen sich in unterschiedliche Sub-Genres wie
- den Studioakt,
- den Outdoor-Akt,
- High- und Low-Key-Aufnahmen,
- Körperprojektionen und -bemalungen sowie
- den Männerakt
aufteilen, in denen wiederum zum Teil sehr spezifische Techniken Anwendung finden.
Was muss man in diesem Zusammenhang über ihre Geschichte wissen?
Wenngleich es sich bei der Fotografie um eine relativ junge Technik handelt, haben Aktmotive in der Geschichte der bildenden Kunst schon immer eine Rolle gespielt. Man denke in diesem Zusammenhang unter anderem an die Aktdarstellungen der Sumerer, der alten Ägypter, Kreter oder Inder sowie an griechische Plastiken. Und wenngleich es im Mittelalter zu Einschränkungen kam, ist das Interesse am menschlichen Körper und am Akt nie ganz verloren gegangen und findet folglich seit der Renaissance wieder Anwendung, wenn es um die kunstakademische Ausbildung geht.
Ohne Frage machen es die außerordentlich langen Belichtungszeiten, bei denen zehn bis 30 Minuten keine Seltenheit waren, schwer, die Aktdarstellung direkt in die Daguerreotypie beziehungsweise Fotografie zu übertragen. Doch schon ab der Mitte des 19. Jahrhunderts landeten die ersten entsprechenden Daguerreotypien wahrscheinlich bei Pariser Händlern, sodass Aktfotografien wie
- Philippe Derussy,
- Eugène Delacroix,
- Eugène Durieu
- und Bruno Braquehais
bald schneller bekannt und ihre Arbeiten immer gefragter wurden. Und dann war es nicht zuletzt die Verbesserung der lichtempfindlichen Platten sowie immer bessere Objektive, die zur
weiteren Entwicklung der Technik hinter der Aktfotografie bis zum heutigen Stand beitrugen.
Inwiefern grenzt sie sich von der Erotikfotografie und der Pornografie ab?
Konträr zur Erotikfotografie und zur Pornografie zielt die Aktfotografie weniger auf eine sexuelle Erregung ihrer Betrachter*innen ab, da, wie bereits gesagt, ästhetisch-künstlerisch-technische Aspekte im Fokus ihrer Entstehung und Betrachtung stehen sollen. Allerdings muss man logischerweise davon ausgehen, dass nicht wenige Menschen Aktfotografien von sich aus als pornografisches Material bewerten und entsprechend anschauen. Und man darf auch nicht vergessen, dass sich speziell die Erotik- und die Aktfotografie auch immer in einem Spannungsfeld mit den Faktoren
zeitgemäß "gute Sitten" |
jeweils aktuelle Sexualmoral |
Provokation |
Kitsch / Trash |
Ästhetik |
und künstlerische Freiheit |
bewegen und deren jeweilige Grenzen ausloten. Dennoch ist festzuhalten, dass primär bei der Aktfotografie eben nicht das reißerisch-aufdringlich Sexuelle im Mittelpunkt stehen soll, sondern die Aufnahmen ausdrücken sollten, dass das Model menschliche Achtung erfährt und ein technisch-ästhetischer Anspruch hinter dem Tun der Aktfotograf*innen steht.
Welche rechtlichen Aspekte sind für sie von Belang?
Wie bereits angesprochen, sind Aktfotografien und pornografisch-fotografisches Material nicht miteinander gleichzusetzen, wobei es potenziell natürlich zu Überschneidungen kommen kann. Insofern kann sich der Jugendschutz (Stichwort Indizierung) schwierig gestalten, weil er meistens nur über eine Nachzensur erfolgen kann, die zumindest in Deutschland eher selten erfolgt.
Ferner ist im Hinblick auf die Aktfotografie in der Öffentlichkeit auch der Paragraf 118 des Ordnungswidrigkeitsgesetzes zu berücksichtigen. Dieser sieht vor, dass niemand durch eine entsprechende Fotografie (sei es als Fotograf*in oder als Modell) andere belästigen oder gefährden darf. In der Folge kann es vorkommen, dass jemand Drittes das Ordnungsamt und/oder die Polizei ruft, während das Team die Aufnahmen macht. Dann müssen letztlich die Behördenvertreter*innen entscheiden, ob die Aktfotografie in dieser Situation zu dulden ist oder das Vorhaben abgebrochen werden muss. Wichtig: Da es in einzelnen Fällen auch bereits zur Verhängung von Ordnungsgeldern gekommen ist, sollte man immer freundlich bleiben.
Und nicht zuletzt spielen auch das Recht am eigenen Bild (Stichwort Model Realease im kommerziellen Bereich) und der Schutz der Kunstfreiheit (Art. 5 Abs. 3 GG) bei der Aktfotografie in juristischen Hinsichten nicht unwesentliche Rollen.