Bei der Antibabypille, die 1960 in den USA das erste Mal offiziell als Empfängnisverhütungsmittel zugelassen wurde, handelt es sich um ein hormonelles Verhütungsmittel. Frauen können sie oral einnehmen, was ihr daher die alternative Bezeichnung "orales Kontrazeptivum" eingebracht hat.
Wie wirkt die Antibabypille?
Inzwischen hat sie sich zu einem der weltweit beliebtesten Empfängnisverhütungsmittel gemausert, was sich unter anderem auf die verschiedenen Präparate mit diversen Zusammensetzungen und Dosierungen zurückführen lässt. Das hat den Vorteil, dass Gynäkolog*innen für jede Frau individuell überprüfen können, welche Antibabypille aufgrund verschiedener Faktoren (Alter, Vorerkrankungen, Risikofaktoren etc.) anbietet.
Die Wirkungsweise ist sich dabei aber immer ähnlich. Durch das Eingreifen in den weiblichen Hormonhaushalt und das Stören des natürlichen Menstruationszyklus wird eine Schwangerschaft verhindert. Das trifft allerdings nur solange zu, wie die Frau die Pille konsequent korrekt einnimmt – sobald sie diese absetzt oder es zu Einnahmefehlern kommt, kann sie wieder schwanger werden. Dabei wirkt die Pille drei verschiedene Weisen:
- Sie unterdrückt die Reifung der Eizelle und in der Konsequenz auch den Eisprung (wobei manche Minipillen eine Ausnahme bilden können).
- Sie verhindert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, wodurch sich eine vielleicht trotzdem gereifte und befruchtete Eizelle nicht einnisten kann.
- Und sie trägt dazu bei, dass der Zervixschleim (das Gebärmutterhals-Sekret) dickflüssiger wird, weshalb es den Spermien nicht mehr möglich ist, zur Eizelle vorzudringen und diese zu befruchten.
Welche Wirkstoffe lassen sich in Antibabypillen finden?
In der Mehrheit der Fälle handelt es sich bei den Pillen um Kombinationspräparate, die eine Kombination aus Gestagen und synthetisiertem Östrogen enthalten. Beim Östrogen handelt es sich oftmals um Ethinylestradiol, zuweilen können es aber auch Estetrol, Estradiol oder Estradiolvalerat. Bei den Gestagenen hingegen steht immer die Nachahmung der Wirkung des natürlichen Gelbkörperhormons Progesteron im Fokus, dafür kommen unter anderem Dienogest, Drospirenon oder Levonorgestrel zum Einsatz.
Alternativ lassen sich aber auch Monopräparate (oftmals auch als Gestagen- oder Minipille bezeichnet) finden. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie kein Östrogen, sondern nur Gestagen (in Form von Levonorgestrel, Desogestrel oder Drospirenon) enthalten. Sollte eine Frau lieber nicht zu Kombinationspräparaten greifen (Stichwort erhöhtes Thromboserisiko), können sie eine sinnvolle Alternative darstellen.
Apropos Thromboserisiko: In Abhängigkeit vom jeweils enthaltenen Gestagen kann man unterschiedliche Generationen der Antibabypille unterscheiden:
1. Generation: Norethisteron |
2. Generation: Levonorgestrel |
3. Generation: Desogestrel, Gestoden oder Norgestimat |
4. Generation: Drospirenon oder eine andere neuere Gestagen-Entwicklung
(wie Chlormadinon oder Dienogest) |
Speziell Kombinationspräparate der 3. und 4. Generation bringen – so haben es inzwischen verschiedene Untersuchungen gezeigt – ein potenziell höheres
Thromboserisiko mit sich. Aus diesem Grund empfiehlt es sich für Frauen, die damit per se mehr zu tun haben, lieber andere Varianten zu wählen.
Welche Pillentypen gibt es und worauf muss man bei der Anwendung achten?
Die Auswahl an Antibabypillen ist relativ groß, wobei sich die einzelnen Varianten sowohl in der Dosierung als auch in der Zusammensetzung unterscheiden. Die Mehrheit setzt sich aber aus Mikropillen (Kombipillen mit Gestagen und Östrogen) oder Minipillen (die lediglich Gestagen enthalten) zusammen.
Trotzdem ist es empfehlenswert, sich mit den einzelnen Varianten genau auseinanderzusetzen und unbedingt auch die
Ratschläge zur Anwendung der einzelnen Sorten zu beachten, damit die Verhütung auch sicher gewährleistet ist. In jedem Fall aber ganz wichtig: Bei der Antibabypille handelt es sich lediglich um ein Mittel zur Empfängnisverhütung; sie schützt jedoch nicht vor der Übertragung von Geschlechtskrankheiten.
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit besteht darin, mithilfe der Antibabypille androgene Störungen auf Frauenseite zu behandeln. Darunter fallen etwa Akne oder Hirsutismus, also solche Störungen, die auf Androgenen, zu denen unter anderem das männliche Sexualhormon Testosteron zählt, beruhen. Dafür kommen vorrangig Kombinationspräparate mit antiandrogenen Gestagen-Komponenten wie
- Chlormadinonazetat,
- Cyproteronazetat,
- Dienogest oder
- Drospirenon
infrage.
Wie sicher ist sie?
Im Pearl-Index schneiden die Mikropillen mit einem Wert von 0,1 bis 0,9 sehr gut ab. Jener der herkömmlichen Minipille schwankt dagegen zwischen 0,5 und 3 bis 4 - was daran liegt, dass es sehr auf die Genauigkeit der Einnahme ankommt. Prinzipiell lässt sich beim Maß der Verhütungssicherheit jedoch feststellen, dass die Antibabypille eine sehr effektive reversible Methode bei der Verhütung darstellt.
So würde bei einem Pearl-Index Wert von 1 eine von 100 Frauen, die ein Jahr lang mit demselben Verhütungsmittel verhütet, schwanger – womit sich natürlich auch die anderen Werte gut umrechnen lassen. Unabhängig davon ist aber auch zu sagen, dass keine Verhütungsmethode hundertprozentig sicher. Außerdem muss man potenzielle Einnahmefehler einkalkulieren, weshalb benutzer*innunabhängige Varianten wie Hormonimplantate oder -spiralen unter dem Strich doch noch etwas sicherer sind.
Hat die Antibabypille Auswirkungen auf die Libido?
Dies ist eine Frage, die sich nicht universell beantworten lässt, zu groß ist die Varianz bei den individuellen Erfahrungen der Frauen. Zudem hat sich im Zuge von verschiedenen Studien gezeigt, dass die Libido mancher Frauen einbrach, wogegen sie bei anderen gleich blieb oder sich bei Dritten sogar noch erhöhte. Nicht zu vergessen, dass bei verschiedenen Frauen unter Umständen auch unterschiedliche
Faktoren greifen, weshalb weitere Untersuchungen und Forschungen unerlässlich sind.
An sich lässt sich festhalten, dass die Antibabypille ein sicheres und gut verträgliches Verhütungsmittel darstellen kann. Trotzdem sollte sich jede einzelne Frau vor der ersten Anwendung genau mit den einzelnen Varianten auseinandersetzen, sich umfassend von einer Gynäkologin oder einem Gynäkologen beraten lassen und in Ruhe entscheiden, wann sie welche Variante (nicht mehr) einnehmen will. Und auch, wenn es zu Problemen mit der Libido kommen sollte, ist die*der Gynäkolog*in die richtige Adresse.