Zugegeben, es gibt Tattoos mit freundlicheren Bezeichnungen. Allerdings wird hier sofort deutlich, worum es geht: Ein Arschgeweih ist eine Tätowierung im unteren Bereich des Rückens, also unmittelbar über dem Gesäß. Häufig besitzt es eine Ornamentik, die zumindest entfernt an ein Geweih erinnert – womit die Bezeichnung bereits erklärt wäre. In der englischen Sprache drückt man sich etwas gewählter aus, wenn von einem ‚Lower Back Tattoo“ die Rede ist.
Wo trägt man das Arschgeweih – und wie sieht es aus?
Wie so oft gibt es auch hier keine in Stein gemeißelten Vorschriften. Die Bezeichnung verrät aber bereits, dass man dieses Tattoo im Bereich des Steißbeines trägt, wenngleich es sich bis über die Pobacken oder den unteren Rückenbereich fortsetzen kann. Im Hinblick auf das Design sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Besonders beliebt sind die folgenden Arschgeweihe:
filigrane, schwungvolle Linien in Geweihform |
Tribals in verschiedenen Stilen (z.B. Maori, polynesisch) |
Schmetterlinge, oft in Kombination mit Blumen |
Symbole wie Sterne, Herzen oder Musiknoten |
Schriftzüge, oft in geschwungener Schrift |
Celtic Knots oder andere komplexe Muster |
Fantasy-Motive wie Feen oder Drachen |
zeitgenössische Designs, z.B. geometrische Formen oder Dotwork |
Natur-Motive wie Blätter, Ranken oder Vögel |
personalisierte Designs, z.B. Initialen oder wichtige Daten |
Seit wann gibt es Tattoos dieser Art?
Die genauen Ursprünge liegen im Dunkel der Geschichte. Schon vor langer Zeit war es nicht unüblich, auch am Rücken (also auch in dem hier besprochenen Bereich) Tätowierungen zu tragen. Zum Trend wurde das Arschgeweih allerdings erst in den 1990er-Jahren, wenngleich man ursprünglich weniger verfängliche Begriffe wie „Steißtattoo“ verwendete. Laut einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat ein österreichischer Tätowierer erstmalig von einem Arschgeweih gesprochen.
Getragen wurde (und wird) ein solches Tattoo fast ausschließlich von Menschen mit weiblicher Anatomie – die sich in den 1990er-Jahren für die damals populäre Bauchfrei-Mode begeisterte. Zusammen mit dem damals ebenfalls sehr beliebten Bauchnabelpiercing löste das Arschgeweih eine ganz eigene Modewelle aus. Natürlich wurde die sehr kontrovers diskutiert: Während die eine Seite das frische, unverkrampfte Körperbewusstsein lobte, sprachen andere von einem „Schlampenstempel“ oder verwendeten ähnliche Begrifflichkeiten.
Etwa mit der Jahrtausendwende ebbte der Trend ab und war in der Mitte des ersten Jahrzehnts fast vollständig verschwunden. Nicht wenige Arschgeweih-Träger*innen schämten sich sogar für ihre Tätowierung und ließen sie mittels Laser-Behandlung wieder beseitigen. Diesen Rückwärts-Trend verarbeitet die Sängerin Ina Müller in ihrem Song Bye Bye Arschgeweih.
Warum sind Arschgeweihe wieder im Trend?
Schon Urgroßmutter wusste: „Alles kommt irgendwann wieder.“ Sicher hat sie damals nicht an Tattoos gedacht – doch dass modische Trends aus den 1990er-Jahren irgendwann ein Revival erleben werden, hätte sie für nicht unwahrscheinlich gehalten. Nun ist es soweit: Die Mode- und Popkultur von den späten 1980er- bis in die frühen 2000er-Jahre ist voll im Trend. Und zwar ausdrücklich nicht nur bei den Boomern und der Generation Golf, sondern auch bei den Millenials. Auch bei Teenager-Partys wird also zu Hits wie Barbie Girl gefeiert, besonders gerne bauchfrei und mit Arschgeweih. Immerhin hat man die Tätowiertechniken seither weiterentwickelt und bietet noch kunstvollere Designs an als in den 1990er-Jahren. Somit steht das „Arschgeweih 2.0“ von Anfang an in einem positiveren Licht als sein Vorläufer.
Worauf muss man achten?
Damals wie heute handelt es sich bei einer Tätowierung um eine Privatsache, die allerdings wohlüberlegt sein will. So sollte man sich für das Stechen ausschließlich an ein
renommiertes Studio wenden, um sowohl die Schmerzen als auch das gesundheitliche Risiko gering zu halten.
Gerade bei einem Steißtattoo muss man sich zudem im Klaren darüber sein, dass man es selbst am wenigsten zu Gesicht bekommt. In gewisser Weise trägt man es also vor allem für die Augen Anderer. Man sollte also sehr genau darüber nachdenken, wer das Tattoo wo und zu welchen Gelegenheiten zu Gesicht bekommen wird – und ob man das tatsächlich möchte. Die Frage stellt sich natürlich insbesondere, wenn man das Arschgeweih als Symbol für
eine*n Partner*in tragen möchte.