Wenn sich Menschen sexuell ausschließlich dem anderen Geschlecht zuwenden, zählen sie (wie die große Mehrheit) zur Gruppe der Heterosexuellen. Damit unterscheiden sie sich von den Homosexuellen, die ausschließlich das eigene Geschlecht erotisch anziehend finden. Die dritte Gruppe bilden die bisexuellen Menschen. Diese können sich sexuell für Angehörige beider Geschlechter interessieren. In der englischen Sprache wird Bisexualität mit Bisexuality übersetzt.
Wie viele Menschen sind bisexuell?
Diese Frage wird auch unter Fachleuten kontrovers diskutiert. Meistens wird von einem Bevölkerungsanteil im niedrigen zweistelligen Bereich ausgegangen, einige Forschende vertreten aber die Meinung, dass prinzipiell jeder Mensch bisexuelle Veranlagungen besitzt. Inwiefern dieser Standpunkt zutreffend sein kann, lässt sich vor allem deshalb schwer beantworten, weil die Bisexualität unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Oft liegt die Priorität mehr oder weniger stark auf einem bestimmten Geschlecht. Dort, wo die Neigung zum anderen Geschlecht deutlich überwiegt, wird alternativ auch von der 'Heteroflexibilität' gesprochen, während die überwiegend homoerotische Neigung als 'Homoflexibilität' bekannt ist.
Ist Bisexualität eine Modeerscheinung?
Es gibt tatsächlich einige Anzeichen, die das annehmen lassen. So scheint eine gewisse homoerotische Neigung bei Frauen (insbesondere in Dating-Communities) seit geraumer Zeit en vogue zu sein. Dies spiegelt auch eine häufige Männerfantasie wider. Umgekehrt sind homoerotische Handlungen unter Männern in weiten Teilen der Gesellschaft geradezu verpönt. Es ist anzunehmen, dass sich viele Menschen diesem Mainstream anpassen, sodass viele Menschen ihre eine eigene Bisexualität unterdrücken oder geradezu heraufbeschwören.
Auch medial wird dieses Bild nachgezeichnet. Weibliche Bisexualität ist längst im Vorabendprogramm des Fernsehens angekommen. Männer hingegen erscheinen dort ganz überwiegend entweder hetero- oder homosexuell. All das kann zu einem unangenehmen psychischen Druck führen. Speziell im mittlerweile als 'Pride Month' bekannten Juni gibt es eine wachsende Zahl an Events und Kampagnen, die ein besseres Verständnis für bisexuelle Menschen fördern. Es gibt also Anzeichen dafür, dass Bisexualität zunehmend als normal in der Gesellschaft gilt.
Was muss man außerdem über Bisexualität wissen?
Wenngleich bisexuelle Menschen potenziell eine größere Auswahl an (Sex-)Partnerinnen und Partnern haben, sind sie in der Regel nicht hypersexuell. Zudem bedeutet diese sexuelle Präferenz nicht, dass jeder Mann und jede Frau ein mögliches 'Opfer' bisexueller Menschen darstellt.
Ein ehrlicher Umgang ist beim zwischenmenschlichen Miteinander das A und O. Auch Bi-Menschen wünschen sich von ihrem Gegenüber Offenheit und Ehrlichkeit. Paare, bei denen der Mann bisexuell ist, kennen das Phänomen aus der Dating-Community. Sobald sich die laut Profil eindeutig heterosexuellen Männer Hoffnung auf Sex mit der Frau machen, schwingt die vorgebliche Präferenz wie von Zauberhand auf bisexuell. Das ist natürlich durchschaubar, jedoch ein echtes Ärgernis.