Die Bravo ist eine der wichtigsten Jugendzeitschriften Deutschlands. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts trug sie maßgeblich zur sexuellen Aufklärung junger Leute bei.
Was ist die Bravo?
Die Bravo ist eine deutsche Jugendzeitschrift, die seit 1956 erscheint und sich an Jugendliche und junge Erwachsene richtet. Sie behandelt Themen wie Musik, Film, Fernsehen, Prominente, Lifestyle und Mode. Ferner bietet sie Ratgeber zu Liebe, Sexualität und Beziehungen. Damit ist sie eine der bekanntesten und beliebtesten Jugendzeitschriften in Deutschland und hat Generationen von Teenagern begleitet.
Welche Bedeutung hatte das Magazin für die sexuelle Aufklärung der Jugendlichen?
In der jungen Bundesrepublik taten sich Gesellschaft und Schule mit der sexuellen Aufklärung noch recht schwer. Die Sexualkunde etablierte sich erst in den 1960er-Jahren langsam zu einem Schulfach, blieb aber noch für eine lange Zeit eher technisch und lebensfremd. Hier sprang unter anderem die Bravo in die Bresche. Das ‚Dr. Sommer Team‘ liefert seit 1969 Antworten auf Fragen von jugendlichen Leser*innen zu Themen wie Sexualität, Liebe und Beziehungen. Für junge Leute war es ein unschätzbarer Vorteil, entsprechende Fragen offen stellen zu können und damit ernstgenommen zu werden. Denn in vielen Elternhäusern und Schulen waren und blieben diese Themen ein Tabu.
Wie war und ist der Blick von Eltern, Lehrer*innen und Religionsvertreter*innen auf die Bravo?
Der Blick von Eltern, Lehrer*innen und Religionsvertreter*innen auf das Magazin Bravo war und ist teilweise kritisch. Insbesondere in den 1970-er und 1980-er Jahren kritisierten einige Lehrkräfte die Bravo (und konfiszierten sie sogar manchmal aus Schultaschen t), da sie das Magazin für unanständig und jugendgefährdend hielten. Und auch einige Eltern missbilligten die offene Art, in der Bravo über Sexualität und Liebe sprach. Daher kam es öfters vor, dass die Erziehungsberechtigten das jeweils neu erschienene Heft als erste in die Hand nahmen, um eine individuelle Zensur vornehmen zu können. Mit der Folge, manche dass Jugendliche schließlich ein Heft mit herausgerissenen Seiten in die Hand bekamen.
Und diese Praxis widersprach keineswegs der Sichtweise der politisch Verantwortlichen. So indizierte die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien im Jahr 1972 zwei Artikel über Selbstbefriedigung als jugendgefährdend.
Religionsvertreter*innen kritisierten Bravo teilweise wegen der Darstellung von Themen wie Verhütung und vorehelichem Sex, die im Widerspruch manchen Religionslehren stehen. Zwar müssen sich auch Religionsgemeinschaften dem Zeitgeist beugen, sodass die kritischen Stimmen aus dieser Richtung zunehmend leiser werden. Es gibt aber nach wie vor Religionsvertreter*innen, die in Zeitschriften wie der Bravo ein gefährliches Mittel zur Verlotterung der Gesellschaft erkennen.
Die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft hat für derlei Ansichten allerdings nur ein Kopfschütteln übrig. Fast alle Menschen haben heute einen recht entspannten Blick auf das Magazin. Angesichts verstärkten Fake-News aus der Social Media wünschen sich viele Eltern und Lehrkräfte sogar die ‚gute alte Zeit‘ zurück, in der die Bravo junge Leute mit überprüfbaren Fakten aus der Bravo aufklärte.
Gab und gibt es Alternativen zu diesem Heft?
Über viele Jahrzehnte blieb Bravo das wichtigste Jugendmagazin. Im Laufe der Zeit kamen allerdings einige wenige Konkurrenzangebote hinzu. Beispiele dafür sind
- Popcorn
- Pop Rocky
- Yam!
- Mädchen
Die Leserschaft dieser Magazine blieb allerdings kleiner als bei der Bravo. Zudem wandten sich diese oft nur an einen kleineren Personenkreis oder behandelten ein anderes Themenspektrum als Bravo. So blieb die sexuelle Aufklärung ein Markenkern des Magazins, während sich einige Wettbewerber eher der Musik oder dem Lifestyle zuwendeten.
Mittlerweile verfügt Bravo natürlich auch über eine Website und Angebote in der Social Media. Hier bekommt es das Magazin zunehmend auch mit internationaler Konkurrenz zu tun.
Wie ist ihre Bedeutung in der heutigen, digitalen Zeit?
Das Heft ist nach wie vor am Kiosk oder im Supermarkt zu bekommen. Jedoch ist die Auflage heute deutlich kleiner als in den 1990er-Jahren. Dafür richtet sich auch dieses Magazin zunehmend digital aus. Ganz selbstverständlich ist die Bravo bei Instagram, Facebook, YouTube und TikTok aktiv. Allerdings steht die Redaktion auch in der immer schnelllebigeren Zeit zu ihrem selbstgesteckten Auftrag, für junge Leute eine vertrauenswürdige Quelle in den Bereichen
- Lifestyle,
- Stars,
- Musik,
- Liebe und
- Sex
zu sein.