Die Bezeichnung „Caregiver“ könnte man auf Deutsch mit "Fürsorger" oder "Pfleger" übersetzen. Der Begriff „Little“ dagegen ist schwieriger ins Deutsche zu übertragen, da man ihn meist in einem spezifischen Kontext verwendet. Eventuell käme die Formulierung „Kleines“ infrage. Sie weist darauf hin, dass sich diese erwachsene Person jüngeren, kindlicheren Zustand befindet und sich passend dazu verhält. In der Folge handelt es sich bei der Caregiver-Little-Beziehung um eine, in der das Little den kindlichen Teil seines Seins in bestimmten Momenten erleben und ausleben darf und der Caregiver ihm dies ermöglicht.
Was genau ist ein Little? Und was ein Caregiver?
Beim Little handelt es sich um eine erwachsene Person, die im Rahmen einer Partnerschaft zu einem ebenfalls erwachsenen Caregiver ihre kindliche Seite auslebt. Die dafür gewählte Altersstufe ist individuell und kann vom Kleinkind bis zur/zum Jugendlichen (einem Middle) reichen. Das Little-Sein ist geschlechtsunabhängig; ebenso kann, muss aber kein Interesse an Sex, Erotik und/oder BDSM vorhanden sein. Schließlich steht für das Little vorrangig der Little Space im Fokus. Ein Zustand, in dem sich das innere Kind geborgen fühlen, Verantwortung abgeben und ganz es selbst sein kann.
Der Caregiver ist dementsprechend das Gegenstück. Auch diese Position ist nicht geschlechtsgebunden. Bei Caregivern handelt es sich aber immer um Personen, die den Rahmen für die CG/L-Beziehung schaffen und die sich durch ein fürsorglich-förderndes und beschützendes Verhalten auszeichnen.
Wie funktioniert das Ganze?
Wie schon angesprochen, möchte das Little vorrangig seine kindliche Seite ausleben. Dies gelingt ihm unter anderem dadurch, dass es kindliche Kleidung tragen darf, zu der unter anderem (Prinzessinnen-) Kleider, Strumpfhosen, Kniestrümpfe sowie Haar- und Ohrschmuck gehören. Auch mögen es viele Littles, sich auf kindliche Weise fortzubewegen (zu krabbeln) und Aktivitäten wie
Malbücher ausfüllen |
sich vorlesen lassen |
Kinderfilme schauen |
in Pfützen springen |
schaukeln |
oder kuscheln |
zu unternehmen, die Kindern besonders gefallen.
Der Caregiver wiederum erschafft den Rahmen, in dem sich das Little frei von Sorgen und Ängsten ausleben kann. Passend dazu trägt er Sorge dafür, dass die Bedürfnisse des Littles erfüllt werden. Dabei spielen
- Zuneigung,
- praktischen Hilfe (unter anderem durch das Setzen von Regeln und Strukturen)
- Trost und Geduld (wenn das Little schwierige und/oder beängstigende Phasen durchlebt)
eine wesentliche Rolle. Er ist empfänglich für die Emotionen des Littles und kann zielgerichtet und kompetent darauf reagieren. Was nicht bedeutet, dass er das Little lediglich verhätschelt und ihm keine Grenzen setzt. Immerhin haben viele Littles das Bedürfnis, gewisse Regeln zu erkennen und zu befolgen und/oder zu deren Befolgung ermuntert zu werden. Diese Ermunterungen müssen aber nicht zwangsweise mit
Disziplinierungen im Sinne von BDSM zusammenhängen. Dazu speziell im Abschnitt ‚Caregiver, Little und weitere BDSM-Rollen‘ noch mehr Informationen.
Was ist der Reiz am Miteinander von Caregiver und Little?
Caregiver und Little können sich aus ganz unterschiedlichen Gründen für ein gemeinsames Play oder eine sogar dauerhaft entsprechend geführte Beziehung entscheiden. Zu den häufigsten zählen:
Nostalgie und Regression |
Fürsorge und Geborgenheit |
Spaß am spielerisch-kreativen Miteinander |
eine intensive emotionale Bindung |
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Das Little kann sich in seinem kindlichen Sein entspannen. Zudem entlastet es der Caregiver dadurch, dass es keine Verantwortung tragen muss. |
Caregiver schätzen es, diese zu bieten, und die Littles nehmen die damit verbundene emotionale Unterstützung gern in Anspruch. |
Er ergibt sich durch das Erleben von Rollenspielen, kindlichen Aktivitäten und das Ausleben von damit verbundenen Fantasien. |
Sie entsteht über ein verständnisvoll-tiefes Vertrauensverhältnis, das es ermöglicht, dass sich die Beteiligten vollumfänglich fallen lassen können. Und (für einige, bei Weitem aber nicht alle Caregiver und Littles) kann auch die damit verbundene sexuelle Erregung eine Rolle spielen. |
Apropos sexuelle Erregung …
Gibt es einen Unterschied zwischen einem Caregiver und einem/einer Daddy/Mommy Dom?
Ja – denn grundsätzlich ist zwischen den Konstellationen CG/L (Caregiver und Little) und DD/L beziehungsweise MD/L zu unterscheiden. CG/L hat keinen Bezug zu BDSM. Vielmehr steht hierbei das Schaffen eines Rahmens für das Ausleben der kindlichen Seite des Little im Fokus. Bei DD/L beziehungsweise MD/L dagegen ist BDSM Bestandteil der Beziehung, wobei das Machtgefälle eine wesentliche Rolle spielt. Ebenso können hier auch Erziehung und Strafe von Bedeutung sein.
Gleichzeitig ist festzuhalten, dass auch bei DD/L beziehungsweise MD/L-Partnerschaften nicht immer so hart erzieht, wie es vielleicht in anderen Top-Bottom-Konstellationen der Fall ist. Viele Beteiligte orientieren sich bei ihrem ‚Bestrafungskatalog‘ eher an dem, was man auch mit Kindern macht (Ermahnungen, ohne Essen ins Bett schicken, Fernseh-Verbot, etc.). Ähnlich sieht es auch bei den Belohnungen aus (Nascherlaubnis, Spielzeug-Kauf, Kino-Kinderfilm-Besuch etc.). Wer mag, kann sich natürlich aber auch für SM-Praktiken und Co. entscheiden – es kommt ganz darauf an, worauf sich alle Beteiligten einvernehmlich einigen.
In welchem Zusammenhang stehen Caregiver und Little mit anderen BDSM-Rollen?
Sowohl Caregiver als auch Little können, müssen aber nicht devot, dominant, masochistisch oder sadistisch sein. Daher muss man unbedingt abklären, was man selbst im Rahmen eines CG/L- beziehungsweise eines DD/L- oder MD/L-Plays erleben möchte.
Ebenso besteht die Möglichkeit, das Ganze im Rahmen
- eines Petplays mit den Rollen eines Pets (speziell eines Puppys) und eines Owners oder
- beim Bratplay mit den Rollen einer/eines Brats und der*dem Tamer.
auszuleben.
Unabhängig von der individuell gewählten Kombination ist allerdings zu beachten, dass viele Littles im Little Space in der Regel sehr schutzbedürftig und daher leicht verletzlich sind. Es gilt also für die*den wie-auch-immer-gearteten Top, dass sie*er ein Auge darauf hat, dass es nicht zu unfreiwilligen und speziell unverhältnismäßigen seelischen und körperlichen Verletzungen kommt. Immerhin könnten diese das gegenseitige Vertrauensverhältnis, das vorrangig auf dem Bieten von Schutz und Sicherheit basiert, beschädigen.
Worauf muss man bei dieser Konstellation achten?
Die vielleicht überraschendste, aber auch wichtigste Erkenntnis zuerst:
Eine Caregiver-Little-Beziehung zielt vorrangig weder auf das Ausleben sexueller Fantasien ab, noch braucht eine BDSM-Komponente eine Rolle zu spielen. Es ist also essenziell, genau abzuklären, welche konkrete Position man einnehmen möchte und inwiefern Sex,
Erotik und BDSM dabei (nicht) von Belang sein sollen. So kann man viel differenzierter nach einem passenden Gegenüber suchen und auch in Online-Foren ebensolche Gespräche finden und führen, weil sich die Gesprächsteilnehmerinnen besser darauf einstellen können.
Natürlich ist es möglich, dass auch ein Daddy / Mommy Dom, ein Owner oder ein Tamer als Top für ein*e Little infrage kommen – das muss aber nicht der Fall sein. Etwa, wenn überhaupt kein Top mit BDSM-Bezug gesucht wird. Und da es keine festen Vorgaben gibt, wie der eigene Little-Lifestyle auszusehen hat, ist es umso wichtiger, rücksichtsvoll und aufmerksam zu sein. Dies gilt umso mehr, als Littles emotional empfindsam sind.
Und, last but not least:
Die Caregiver-Little-Konstellation ist eine Beziehung zwischen zwei erwachsenen Personen, die einvernehmlich handeln, gegenseitige Absprachen treffen und rücksichtsvoll miteinander umgehen. Somit sind also weder CG/L- noch DD/L- beziehungsweise MD/L-Plays illegal.