Der venezianische Edelmann Giacomo Casanova lebte zwar bereits im 18. Jahrhundert, doch seinen Ruf als großer Verführer hat er sich bis heute erhalten. Es verwundert also nicht, dass sein Name bis heute synonym für romantische Frauenhelden und Lebemänner verwendet wird.
Wer war Giacomo Casanova?
Giacomo Casanova (1725 bis 1798) war ein venezianischer Abenteurer, Schriftsteller und Verführer, der mithilfe seiner zahlreichen Liebschaften für Furore sorgte. Er wurde als Sohn eines Schauspielehepaares in Venedig geboren und studierte Rechtswissenschaften in Padua.
Casanova reiste durch ganz Europa und verkehrte in den feinsten Kreisen. Dabei lernte er viele berühmte Zeitgenossen wie Katharina die Große und Benjamin Franklin kennen. 1755 kerkerte man ihn in Venedig wegen Gottlosigkeit ein. Er konnte aber 1756 spektakulär aus den „Bleikammern“ fliehen.
Sein bekanntestes Werk als Autor ist seine Autobiografie Histoire de ma vie („Geschichte meines Lebens"), in der er sein aufregendes Leben und seine vielen erotischen Abenteuer schilderte. Die Memoiren gelten als einzigartiges kulturgeschichtliches Zeugnis des 18. Jahrhunderts.
Die letzten 13 Jahre seines Lebens verbrachte Casanova als Bibliothekar auf Schloss Dux in Böhmen, wo er 1798 starb.
Was versteht man heute unter einem Casanova?
Wenn jemand als „Casanova“ bezeichnet wird, dann unterstellt man ihm:
- ein besonderes Geschick darin, Frauen zu verführen und zu erobern,
- viele amouröse Abenteuer und wechselnde Partnerinnen sowie
- eine gewisse Oberflächlichkeit und mangelnde Bindungsbereitschaft in Liebesbeziehungen.
Der Name „Casanova“ ist längst zu einem feststehenden Begriff für den Typus des charmanten Verführers und Lebemanns geworden, auch wenn die historische Person vielschichtiger war. Die Bezeichnung wird oft (leicht) abwertend oder ironisch verwendet. Die meisten Menschen vertreten die Auffassung, dass ein Casanova zwar auf den eigenen Vorteil bedacht, jedoch nicht egozentrisch ist. Zwar nimmt er sich viel heraus, doch unter dem Strich kann man ihm (meistens) nicht wirklich böse sein.
Gibt es Unterschiede zu einem Gigolo?
In beiden Fällen hat man sofort einen tendenziell südländischen, charmanten Verführer vor Augen. Allerdings lassen sich beide nicht gleichsetzen. Denn ein
Gigolo ist ein bezahlter oder auf den eigenen materiellen Vorteil bedachter Mann. Viele Gigolos treten auch als männliche Entsprechung eines Sugarbabys in Erscheinung: Sie begleiten eine deutlich ältere Dame und stehen ihr auch für Liebesdienste zur Verfügung. Dafür lassen sie sich von ihrer Geliebten finanziell aushalten.
Für den Casanova hingegen spielt Geld allenfalls eine geringe Nebenrolle. Ihm geht es vorrangig um die Kunst der Verführung.
Wie wird man ein Casanova?
Viele Pickup-Artists vergleichen sich selbst gerne mit dem großen venezianischen Verführer. Tatsächlich gibt es einige Schnittmengen im Hinblick auf die erforderlichen Attribute:
- Ausstrahlung von Selbstvertrauen und Charisma
- Fähigkeit, Frauen zu bezaubern und zu beeindrucken
- Geschick im Umgang mit Frauen und in Liebesbeziehungen
- Verständnis von Frauen und ihrer Bedürfnisse
- Fähigkeit, sich zu präsentieren und zu bewegen
- Fähigkeit, Frauen zu verführen und zu erobern
Allerdings handelt ein Casanova nicht so ichbezogen, wie es bei einem
Pickup-Artist der Fall ist: Während sich letzterer nicht in die Rolle seiner jeweiligen Partnerin versetzen kann (oder möchte), ist der klassische Verführer durchaus an deren Wohlergehen interessiert. Jedenfalls für den Moment.
Ist es riskant, sich auf diesen Männertyp einzulassen?
Hierbei kommt es ganz auf den Einzelfall an. Schüchterne, wenig selbstbewusste Frauen riskieren durch den Kontakt zu einem Casanova großen Herzschmerz. Nicht selten gerät ein Verführer aber an ein Pendant, das ihm im Hinblick auf Selbstbewusstsein in nichts nachsteht. In einer solchen Konstellation ist im Vorfeld nicht klar, wer Jäger*in ist und wer die Beute. Gerade in diesem Umstand liegt für die Beteiligten aber häufig ein ganz besonderer Reiz.