Als Catcalling bezeichnet man eine speziell gegen Frauen gerichtete Form der Straßenbelästigung. In diesem Zusammenhang werden sie im öffentlichen Raum (wie auf Straßen, in Einkaufszentren, auf Plätzen und in Parks) von Männern mit anzüglichen Bemerkungen, Pfiffen oder ähnlichem bedacht. Deren Ziel ist es, die so ‚angeflirtete‘ Person zu beleidigen und zu erniedrigen. Es handelt sich also keinesfalls um einen harmlosen Flirt oder ein Kompliment. Vielmehr um eine sexistische Anmache, wobei die verbale sexuelle Belästigung in Deutschland immer noch keinen eigenen Tatbestand darstellt und daher in der Regel als Beleidigung gewertet wird.
Wie stehen Männer zum Catcalling, was macht es mit Frauen?
Bereits der Begriff selbst hat das Potenzial zur Diskussion. Denn das ‚eine Katze zu sich rufen‘ klingt schließlich wesentlich niedlicher, als es die verbale sexuelle Belästigung de facto ist.
Das Problem, das sich daraus ergibt, liegt auf der Hand. Ein Teil der
Männer mag sich vielleicht nicht darüber im Klaren sein, dass ihr Verhalten von Frauen nicht als Kompliment gewertet wird. Ist es denn nicht schön, wenn man(n) ein Auge für die weibliche Attraktivität hat und dies auch kundtut? Verhält man(n) sich aber entsprechend, lässt man(n) es zumindest an Feingefühl in puncto sozialem Zeitgeist mangeln. Immerhin steht das Catcalling inzwischen schon seit mehreren Jahren im Fokus kontroverser Debatten.
Der allgemeine (und vollkommen berechtigte) Tenor dazu: Lasst es einfach, denn dieses Verhalten ist kein Flirt. Zumal festzuhalten ist, dass eben doch nicht wenige Männer diese bewusst an den Tag legen, um Frauen gezielt verbal sexuell zu erniedrigen und zu beleidigen, um anschließend so tun, als sei das Ganze ein harmloser Spaß gewesen. Das dem eben nicht so ist, beweist unter anderem eine Online-Umfrage des kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, das seinen Sitz in Hannover hat.
Es befragte 2021 rund 3.900 Personen, nahezu alles
Frauen, in puncto deren Erfahrungen mit dem Thema Catcalling. Es zeigte sich, dass fast 90 % innerhalb eines Quartals vor der Befragung bezüglich ihrer Optik angesprochen und bewertet wurden. Und bei wiederum mehr als 50 % davon kam es zu sexistischen Bemerkungen, Beleidigungen, die sich explizit auf die Weiblichkeit der Befragten bezogen oder sogar zu sexuellen Annäherungsversuchen.
Kein Wunder also, dass Frauen Catcalling keinesfalls als Bagatelle betrachten, sondern sich
herabgewürdigt fühlen |
mit körperlichen Symptomen (wie Übelkeit, Schwindel, Atembeschwerden, verspannten Muskeln oder starker Angst) reagieren |
versuchen, bestimmte öffentliche Orte zu meiden (40 % der Befragten) oder |
verstärkt darauf achten, wo sie was für Kleidung sie tragen (8 % der Befragten) |
Merke: Es ist kein Trost, dass beim Catcalling kein physischer Kontakt zustande kommt. Denn auch davon unabhängig sind die Auswirkungen auf viele Frauen, ihren Lebenskomfort und ihren Mut, sich unbefangen in der Öffentlichkeit zu bewegen, doch so groß, dass es sich teilweise um gravierende Einschnitte handelt.
Was ist mit der Rechtslage in anderen europäischen Ländern und in Deutschland?
Wie bereits angesprochen, ist das Catcalling nicht mit einem freundlichen Kompliment oder harmlosen Flirt zu vergleichen. Vielmehr gilt es als verbale sexuelle Belästigung, vorrangig im öffentlichen Raum, unter die etwa
- anzügliche Blicke und Bemerkungen,
- obszöne Witze,
- Pfiffe,
- Kussgeräusche und
- unangebrachte Aufforderungen zu sexuellen Handlungen
fallen.
In anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Portugal, Belgien und den Niederlanden stuft man Catcalling daher bereits explizit als verbale sexuelle Belästigung ein, die inzwischen mit Geldstrafen belegt wird. In Frankreich heißt das beispielsweise, dass jemand dafür direkt mit bis zu 750 € Geldstrafe belegt werden kann. Bei einem Gerichtsverfahren können sogar über 1.000 €. anfallen.
Der Knackpunkt in Deutschland (und auch Großbritannien) ist aber der, dass das Catcalling dort bislang nicht als eigener Straftatbestand definiert ist. Insofern gilt die verbale sexuelle Belästigung als sexuelle Beleidigung, die oftmals noch nicht ohne Weiteres belangt wird, weil sie in eine rechtliche Grauzone fällt. Dennoch sollte Catcalling keinesfalls als Kavaliersdelikt gelten. Denn das ist es schließlich ganz und gar nicht.