Beim BDSM sind Dinge prinzipiell erotisch-sexuelle Ideen realisierbar, die sich manche Stinos nicht einmal vorstellen können. Damit aber alle diese Reise und Erlebnisse genießen können, sollte man vorher alles besprechen und natürlich auch seine individuelle Zustimmung geben. Beim CNC jedoch geht es darum, genau diese Basis der Einvernehmlichkeit in bestimmten Teilen aufzuheben. CNC steht dabei für „consentual non-consent“ und lässt sich mit „einvernehmliche Nichteinwilligung“ übersetzen. Dadurch darf die*der Top nach vorheriger Absprache auch ohne erneute Zustimmung in einer späteren Situation auf eine bestimmte Weise handeln.
Was versteht man unter CNC?
CNC ist ein Begriff, der für viele Menschen zunächst irritierend klingt, da eine „einvernehmliche Nichteinwilligung“ einen bemerkenswerten Widerspruch auszudrücken scheint. Doch dies lässt sich bei genauerem Hinsehen auflösen. Denn immerhin stimmt man beim CNC zu, dass unvorhersehbare Handlungen geschehen dürfen, was beim BDSM normalerweise ein Tabu ist. Gleichzeitig geht es keineswegs darum, dass die*der Top grundsätzlich frei über seine*n Bottom verfügen und wortwörtlich einfach „alles mit ihr*ihm anstellen“ darf.
Dabei besteht oft die Hintergrundfantasie (sei es auf Top-, vorrangig aber oft auf Bottom-Seite), dass die*der Top sexuelle Handlungen ausführt, von denen die*der Bottom
- entweder im Vorfeld nichts weiß und in einer konkreten Situation vollkommen überrascht wird
- oder an sich nicht viel hält und sie für sie*ihn eigentlich unerwünscht sind, die sie*er in der jeweiligen Situation dann aber ertragen muss.
Es geht also darum, sich bewusst auszuliefern und der*dem Top die Entscheidungsgewalt über die Play-Session zu überlassen, was noch einmal einen eigenen Extrakick darstellt.
Welche Kinks und Spielarten stehen in einem engen Zusammenhang mit dem CNC?
Das CNC kann sich auf die gesamte Session oder nur auf gewisse Einzelhandlungen, insbesondere den Beginn der Handlung, bestimmte Gesten oder Worte gehen. Das kann unter anderem den jederzeit an jedem Ort denkbaren Beginn einer Session betreffen – man denke etwa an einen öffentlichen Ort wie einen Park. Ebenso kann man die einvernehmliche Nichteinwilligung für das spontane Anlegen von Fesseln oder Klammern sowie die Verwendung von Sextoys nutzen. Und auch das Ausleben von Somnophilie setzt CNC voraus.
Die sicherlich bekannteste Art der Sexspiele stellt in diesem Zusammenhang jedoch sicherlich das
Rapeplay dar. Hier gilt die Zustimmung zur Nichtzustimmung dann für die gesamte Play-Session und kann
- das Zerreißen von Kleidung,
- die körperliche Überwältigung
- und das Anwenden von psychischer Gewalt
beinhalten.
Inwiefern besteht eine Differenz zum Metakonsens?
Das Consentual Non-Consent wird für eine bestimmte Szene gegeben. Dabei kann sich die (Nicht-) Zustimmung sowohl auf die gesamte Play-Session als auch nur auf bestimmte Inhalte dieser beziehen.
Den Metakonsens (auf Englisch: Metaconsent) hingegen vereinbaren alle Beteiligten für das zukünftige generelle Zusammenspiel. Er gilt so lange, bis man ihn einvernehmlich aufhebt. Dadurch ist er wesentlich umfangreicher und lässt speziell beim Rapeplay oder bei der Somophilie deutlich mehr Spielraum zu.
Wie nutzt man CNC erfolgreich und was muss man dabei beachten?
Das CNC ist kein Freifahrtschein, zumal es wichtig ist, dass das seelische und körperlicher Wohlbefinden aller Beteiligten weiterhin im Vordergrund stehen bleibt.
Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass man „Hard Limits“ (die auch im Zusammenhang mit CNC ein klares No-Go bleiben) miteinander vereinbart und sich die*der Top auch weiterhin daran hält. Zusammen besprochene „Soft Limits“ dagegen kann die*der Top anpassen, wenn sie*er es für angebracht hält – denn dazu hat die*der Bottom im Rahmen des CNC ja dann seine Einwilligung gegeben, obwohl ihr*ihm die Handlung eigentlich unlieb ist. Dadurch kann die Überschreitung solcher Grenzen für alle Beteiligten sein, was jedoch – wie schon angesprochen – sehr viel vorherige Kommunikation und Aufmerksamkeit voraussetzt.
Auch
Safewords sind von enormer Bedeutung, weshalb man sie gut durchdenken muss. Da im CNC Sätze wie: „Hör auf“, „Ich will das nicht“ oder „Du tust mir weh“, oft zum Spiel gehören, reichen beispielsweise „Nein“ oder „Stopp“ als Safeword nicht aus. Insofern spricht auch vieles dafür, eine Geste zu vereinbaren, die die Session (oder zumindest die dann aktuelle Handlung) beendet, da sich die*der Bottom in einer Situation befinden könnte, in der sie*er nicht sprechen kann.
Nicht zu vergessen, dass nur solche Spielarten Anwendung finden dürfen, die die*der Top im Hinblick auf medizinisch-technisch-'handwerkliche' Faktoren vollumfänglich beherrscht. Es ist also vollkommen legitim (und sicherlich auch sinnvoll) wenn sie*er nicht alles umsetzt, was die*der Bottom sich wünscht, wenn die*der Top die Sicherheit aller Beteiligten dabei nicht vollständig gewährleisten kann. Schließlich gilt auch in Kombination mit CNC immer 'safety first'.