Beim Begriff Cougar handelt es sich um eine englische Slang-Bezeichnung, die in Anlehnung an einen Puma, also einen Silberlöwen, erfolgt. Damit bezeichnet man eine Frau ab etwa 40 Jahren, die auf die (erotische!) Jagd nach einem deutlich jüngeren Mann (maximal um die 25 Jahre) geht. Wesentlich dabei ist, dass sie dabei selbst aktiv ist, den Flirt und die etwas verruchte Selbstpräsentation liebt, finanziell unabhängig und sehr selbstbewusst ist und weiß, was sie will und wie sie genau das bekommt.
Woher stammt der Begriff Cougar?
So richtig klar ist nicht, woher die konkrete Bezeichnung stammt. Eine Theorie besagt, dass das kanadische Eishockey-Tram der Vancouver Canucks diesen Begriff für ältere weibliche Singles erfunden habe, die sich einen Spaß daraus gemacht hätten, die Spieler der Mannschaft nach den Spielen zu verführen. Es wird aber auch gemunkelt, dass Ada Annie Rae-Arthur, (1888–1985) aus British Columbia, besser bekannt als Cougar Annie, diesen Begriff geprägt habe. Angeblich hat die unabhängige und selbstbewusste Person zeitlebens mehr als 100 Pumas zur Strecke gebracht. Und nebenher ist sie wohl auch viermal den Bund der Ehe eingegangen, einmal sogar mit einem zwölf Jahre jüngeren Partner …
Ohnehin ist festzuhalten, dass Valerie Gibson, eine kanadische Toronto-Sun-Kolumnistin, dem Begriff 2001/2002 durch einen Artikel und ein Buch einen richtigen Popularitätsschub verpasst hat. Und seitdem steht die Bezeichnung Cougar für Frauen 40+, die Lust auf jüngere Erotikpartner, aber keine feste Beziehung haben. Es folgten
- Erwähnungen in der New York Times 2006,
- das Buch Microtrends (2007), in denen Mark J. Penn den Cougars ein ganzes Kapitel widmet.
- das Off-Broadway Musical Cougar: The Musical von Donna Moore (2008, 2016 Deutschlandpremiere) sowie
- die US-Sitcom Cougar Town (2009 bis 2015) inklusive des Golden Globes 2010 für Courteney Cox als Hauptdarstellerin.
Und natürlich war er auch in anderen Medien in aller Munde, etwa ab 2010 im Wiener Standard oder schon 2007, als er bei der Oxford University Press den zweiten Platz im US-amerikanischen Wort-des-Jahres-Wettbewerb belegte. Nicht zu vergessen, dass Newsweek 2009 vom „Year of the Cougar“ sprach, weil immer mehr Filme, Zeitungsbeiträge und Bücher die Runde machten.
Indes: Forscher*innen der Victoria University of Wellington sind sich ziemlich sicher, dass es sich dabei um einen übertriebenen medialen Wirbel handelt. Immerhin seien Paare, bei denen der Mann deutlich jünger als die Frau sei, inzwischen keine Seltenheit mehr. Abgesehen davon, dass es diese erotische Konstellation auch vorher schon gegeben habe.
Was ist der Unterschied zur MILF?
Die beiden Begriffe werden gern einmal verwechselt. Sie lassen sich aber eigentlich recht leicht voneinander unterscheiden. Bei der
MILF handelt es sich um eine Bezeichnung für eine ältere Frau, die Außenstehende (primär jüngere Männer) begehren. Ob sie sich selbst für diese interessiert, ist in der Regel kein Thema. Eine Cougar hingegen ist eigenständig aktiv auf der Suche nach einer erotischen Beziehung zu diesen Männern.
Welche Rolle spielen sie in der Pornografie?
Die Cougar-Lady steht inzwischen, ebenso wie die MILF für ein eigenes Pornogenre. Wobei auch sie es damit zu tun hat, dass der Fokus von ihrem Interesse an den jüngeren Männern auf das Interesse des jüngeren Mannes an ihr umgelenkt wird.
Dass es sich beim Begriffspaar ‚ältere Frau, jüngerer Mann‘ um eine beliebte Suchkombination handelt, bewies schon 2009 eine Auswertung der Pornographie-Webseite YouPorn. Ein dementsprechendes Interesse ist also keine Neuigkeit, zumal die ersten Cougar- sogar schon aus der Mitte der 2000-er Jahr Jahre stammen.
Bekannte
Filme des Genres sind beispielsweise
The Cougar Hunter |
Cougar Time |
die US-Spielfilm-Parodie This Ain't Cougar Town XXX |
Cabana Cougar Club |
Cougar Bait (eine Lesbensex-Produktion) sowie |
Cougar Queen: A Tiger King Parody |
Ebenfalls bemerkenswert: Es sind inzwischen sogar ganze Filmreihen wie
- Cougars On the Prowl,
- The Cougar Chronicles,
- That Cougar Fucks Like An Animal,
- Japanese Cougar Club,
- Tokyo Cougar Creampies und
- Kittens & Cougar
entstanden.
Und auch aus der Literatur sind sie nicht mehr wegzudenken, wenn man etwa an Werke wie
Dating A Cougar (Donna McDonald) |
Cougar Lust (Lily Frost) |
How to Date a Younger Man: The Cougar's Guide to Cubhunting (Kate Mulvey) oder |
Cougars: You're as Young as the Man You Feel (Claire Irvin) |
denkt. Um nur einige zu nennen.
Inwiefern wird der Begriff aber auch kritisch diskutiert?
Assoziationen zu Jagd, Raubtieren und besonders Katzen sind im Hinblick auf erotische Wortspiele keine Seltenheit. Allerdings nutzt man speziell Anspielungen auf Katzen bei Frauen eher, um diese als putzig, passiv, verspielt (also letztlich ziemlich ungefährlich für den Mann) zu beschreiben. Bei der Bezeichnung Cougar sieht das anders aus. Immerhin gelten Pumas als die größten nordamerikanischen Raubtiere in Katzengestalt und damit als stark und aktiv. So wie auch die entsprechend bezeichnete Frau eingestuft wird.
Und genau bei dieser Einstufung durch Dritte (wovon etwa Brigitte Macron ein unfreiwilliges Lied singen kann), geht die potenzielle Problematik los wie der Soziologe Eric Fassin anmerkt: Denn das Ganze könne trotz der damit verbundenen Bewunderung dafür, dass die Frau die alten Normen überholt hat, auch sexistisch herüberkommen. Stichwort animalisierte weibliche Sexualität, die eine potenzielle Gefahr für die Männlichkeit darstellen würde. (Natürlich aus männlicher Sicht, wie das auch bei
Femme fatale der Fall ist.)
In diesem Zusammenhang war der Werbespot der neuseeländischen Luftfahrtgesellschaft Air New Seeland auch nicht als vorteilhaft einzuschätzen. Denn in ihm wurde ein Bild von Cougars präsentiert, in dem diese als tragisch, berauscht und aggressiv-promisk gezeigt wurden. Ein Werbespot mit so viel Diskussionspotenzial, dass er prompt wieder zurückgenommen wurde. Merke? Zwischen clever gemeint und clever gemacht können manchmal ziemliche Lücken klaffen.