„Frauenkleidung? Ich bin doch keine Tunte!“ Ich war Mitte zwanzig, fühlte mich bis dato vollkommen heterosexuell und wäre nie auf die Idee gekommen, mich in der Damenmodeabteilung nach Kleidung für mich umzuschauen. Nun war ich mit meiner damaligen Freundin shoppen und auf der Suche nach schicken Schuhen, die ich als Gast bei einer Hochzeit tragen konnte. Als ich auch im dritten Schuhgeschäft nicht fündig wurde, schleppte mich Saskia förmlich in die Abteilung mit den Damenschuhen. „Du hast Größe 42, da ist vielleicht noch etwas zu finden!“
„Du hast Größe 42, da ist vielleicht noch etwas zu finden!“
Schon einige Minuten später fand ich mich mit schönen Oxford-Schnürern in genau der passenden Größe vor dem Spiegel wieder. Saskia war ebenso beeindruckt wie ich. „Manchmal muss man eben um die Ecke denken, ne? Und du hast dich für richtig bequeme Damenschuhe entschieden!“ Offenbar fühlte sie sich von meinem fragenden Blick so angestachelt, dass sie einen gezielten Griff in einen Ständer mit rabattierten
High Heels machte.
Gerade war ich noch dabei, mich in den Oxfords zu akklimatisieren, nun konfrontierte mich Saskia mit schwarzen Lackschuhen, die einen recht spitzen Absatz besaßen. Ich prüfte die Höhe mit skeptischem Blick. „Acht Zentimeter!“, beantwortete eine um die Ecke blickende Verkäuferin lächelnd. „Perfekt!“, antwortete Saskia. Mein Gesicht war in diesem Moment knallrot angelaufen. Ich ließ mir extra viel Zeit, um die Schuhe zu tauschen. Als ich in die Absatzschuhe schlüpfte, achtete ich sehr genau darauf, dass wir wirklich alleine in dieser Ecke des Geschäftes waren.
Dann schlüpfte ich schnell hinein – und war nicht weniger fasziniert als bei den flachen Businessschuhen. Saskia lächelte mit sichtlichem Stolz. „Mach mal ein paar Schritte hier im Gang!“ Tatsächlich gelang es mir auf Anhieb, mich beinahe elegant in den hohen Schuhen zu bewegen. „Geil!“, flüsterte ich, und Saskia stimmte mir nickend zu.
Kann ein Einkauf peinlich sein?
Jetzt mussten wir nur noch durch die Kasse, was mir hochgradig peinlich war. Ich habe keine Ahnung, was die Verkäuferin in diesem Moment mutmaßte, doch sie machte einfach freundlich lächelnd ihren Job. Wahrscheinlich hatte ich mir in dieser Hinsicht doch zu viele Gedanken gemacht. Zu Hause musste ich sofort wieder in die neuen Pumps hineinschlüpfen und sah mich plötzlich mit vollkommen anderen Augen. Seither fühle ich mich in High Heels pudelwohl und besitze mittlerweile eine größere Auswahl als Majo, außerdem reicht mein
Crossdressing weit über die Schuhe hinaus – aber darüber schreibe ich ein anderes Mal …