Natürlich war es ein sehr ungewohntes Gefühl, kinky aufgebrezelt ins Auto zu steigen und zur Party zu fahren. Doch spätestens auf dem Parkplatz verschwanden alle anfänglichen Zweifel: Pärchen, Grüppchen, aber auch Singles aller Geschlechter in Nylon, Lack, Leder, Latex und ähnlichen Stylings stiegen hier aus den Autos. „Hammer, hier bin ich richtig!“ Mit diesem Gedanken schritt ich auf meinen ungewohnt hohen Absätzen in Richtung Location – als einer von wenigen trotz winterlicher Null Grad ohne Mantel, denn auf eine mögliche Warteschlange an der Garderobe hatte ich keine Lust.
Kinky Cosplay zu treibenden Beats
Brav reihte ich mich bei den Wartenden vor dem Eingang ein. Irgendwie ging es nicht sonderlich schnell voran, dafür gab sich jedoch ein weiblicher Walking-Act auf Stelzen und im zarten Elfendress alle Mühe, die Leute bei Laune zu halten. Auch ein Blick auf mein Smartphone hob meine Stimmung: Eine gute Freundin, die ich irgendwann über eine
Sexdating-Community kennengelernt hatte, war ebenfalls auf den Weg zur Party! Beste Vorzeichen also für eine fantastische Nacht.
Einige Minuten später hatte ich endlich den Eingang passiert und stieg eine Treppe zum Mainfloor hinauf. Dort begrüßte man die Gäste einzeln mit einem Glas Sekt oder Orangensaft und einem kurzen Outfit-Check. Ich muss zugeben, dass mein Herz an dieser Stelle etwas schneller schlug, doch natürlich ließ die Doorbitch mich passieren – sogar mit einem Kompliment für die Wahl meiner Schuhe.
Dementsprechend gut gelaunt kam ich zum noch nicht übervollen Mainfloor, wo ich erst einmal meinen Blick in die Runde schickte. Klar, dass von den zu Acid und House tanzenden Leuten jede Menge nackte Haut gezeigt wurde, doch die meisten Gäste nutzten die Party wie ich für ein kreatives
Cosplay.
Schwarze Leggings aus Lack oder Latex |
halterlose Netzstrümpfe |
ultraknappe Röcke |
transparente oder glänzende Stringbodys |
Steampunk-Kostüme |
Uniformen |
Tierkostüme |
spektakuläres Full-Rubber |
flache Lederboots |
extrem hohe Sky Heels |
und jede Menge glänzender, leuchtender, auffälliger Schmuck – hier konnte ich mich kaum sattsehen. Klar, nicht jeder Look entsprach vollkommen
meinen eigenen Vorlieben, aber das ist in der Fußgängerzone ja auch nicht der Fall. Dafür war die Stimmung hier deutlich gelöster, denn hier durfte wirklich jede*r sein, wie er oder sie wollte – vollkommen gleich, ob groß oder klein, dick oder schlank, blond oder dunkelhaarig. Hier gab es keine perfekten Leute, aber sehr viele Menschen mit dem gewissen Etwas.
Und erst jetzt fiel mir der tendenziell hohe Altersdurchschnitt auf: Die meisten Kinkster waren wohl zwischen Mitte dreißig und Mitte fünfzig Jahre alt, einige sogar noch ein ganzes Stück darüber. Klar, dass ich mich in diesem Spektrum pudelwohl fühlte und mich sofort ins Getümmel stürzte.
Let the Beat control your Body
Wenn der
Dancefloor zur Zeitmaschine wird: Es dauerte nur Sekunden, bis ich mich voll in die stampfenden Beats hineingefunden hatte. Dabei waren die hohen Absätze meiner Boots kein Hindernis, eher im Gegenteil. Es fühlte sich an, als hätte man mich zwanzig Jahre in die Vergangenheit zurück gebeamt, inklusive des einen oder anderen Augenkontakts mit knackigen Ladys, heißen Transen und anderen kreativen
Crossdressern. Und immer wieder erntete ich Lob für meinen Look, insbesondere für die Wahl meiner Schuhe. Das erlebe ich so auch nicht alle Tage!
Plötzlich kam eine strahlende
Blondine mit ausgebreiteten Armen auf mich zu: Es war die bereits erwartete Freundin, die zwei andere Ladys im Schlepptau hatte. Nach einer kurzen, herzlichen Begrüßung der drei fühlte ich mich in gewisser Weise wie der Hahn im Korb. Jetzt machten wir zu viert die Tanzfläche unsicher, flirteten fröhlich miteinander und posierten nur zu gerne für den offiziellen Partyfotografen. Erst nach einer guten Stunde setzten wir uns für eine Weile an die Seite, um die Leute zu beobachten und etwas zu trinken. Jetzt hatten wir natürlich auch die Gelegenheit, ein paar Worte miteinander zu wechseln. Auch die drei Frauen zollten mir Respekt für meine Schuhe – denn tatsächlich hatte ich mich für die
höchsten Absätze von allen entschieden.
Außerdem war nun Zeit für ein gemeinsames Resümee: Im Hinblick auf den Sound, die Leute und die allgemeine Stimmung waren wir alle begeistert. Allerdings bedauerten meine Begleiterinnen, dass es bei dieser kinky Party keine
Play Area gab – und auch anderswo nicht mehr als wildes Knutschen und Fummeln erlaubt war. Für mich war das vollkommen okay, aber ich kann natürlich auch die andere Perspektive verstehen: Wo so viele gut gelaunte, sexy Kinkster zusammenkommen, werden natürlich auch Swinger-Gelüste wach. Auch wenn es vielleicht nicht der
Gruppensex auf der Spielwiese geworden wäre, so hätten sich die drei Frauen doch gerne in ein Separee zurückgezogen …
Drei oder vier Stunden später …
Es gab nicht nur den Partyfotografen, der sich mit seiner Kamera unter die Leute mischte: Auf einer Empore hatte ein Kollege professionelles Equipment für spontane Shootings aufgebaut. Klar, dass diese Ecke eine geradezu magnetische Wirkung auf das Partyvolk hatte. Auch wir reihten uns zunächst brav in die Warteschlange ein – doch leider ging es hier noch langsamer voran als vor dem Eingang, sodass wir dieses Vorhaben dann doch wieder begruben. Also ging es erneut auf die Tanzfläche, bis nicht nur meine Füße im wahrsten Sinn nicht mehr schritthalten wollten.
Der Morgen war nicht mehr weit, als wir uns auf dem Parkplatz voneinander verabschiedeten. Es war für uns alle eine wunderbar
frivole Partynacht, die wir gerne wiederholen möchten. „Bis demnächst – in diesem oder einem anderen Theater!“, war definitiv mehr als nur eine Floskel. Und ganz sicher auch für andere Gäste, also müssen wir die nächste Party unbedingt frühzeitig buchen.
Das erste Mal Kinky Party Teil 1