Das Kürzel DWT steht für ‚Damenwäsche-Träger‘. Es handelt sich also um Männer, die sich gerne komplett oder teilweise feminin stylen. In der englischen Sprache wird häufig der Begriff ‚Sissy‘ (in Anlehnung an die österreichische Kaiserin) verwendet. Allerdings verstehen sich die meisten Sissys als devot, was bei einem Damenwäscheträger aber nicht unbedingt der Fall sein muss.
Was genau versteht man darunter?
Auf viele Männer übt weibliche Kleidung einen besonderen Reiz aus. In vielen Fällen ist sie weicher, zarter und verspielter als ihr maskulines Pendant. Außerdem werden einige als erotisch empfundene Materialien wie Nylon, Chiffon, Leder und Kunstleder, Lack und Latex vordergründig in der Damenmode eingesetzt. Auch Schuhe mit hohen Absätzen wirken auf viele Menschen aller Geschlechter besonders erotisch. Der größere Teil der Männer zieht seinen Lustgewinn aus der passiven Rolle, anschauen und mit den Händen befühlen, ist dann bereits in vollem Umfang befriedigend. Für andere hingegen wird die Spielart DWT erst durch das Anziehen zu einem komplett erfüllenden Erlebnis.
Die Damenwäsche kann unterschiedliche Gelüste befriedigen:
- Einige Männer lieben das Material und die damit verbundene Haptik.
- Andere möchten sich (partiell oder umfänglich) weiblich fühlen.
- Eine dritte Gruppe erlebt die Feminisierung als Form der Demütigung.
Wie (er-)lebt man die Rolle als DWT?
Es gibt kein vorgegebenes Schema, die Vorliebe kann also ganz individuell ausgelebt werden. Häufig ist bereits die Auswahl an Kleidung und Stylingprodukten eine Herausforderung, denn schließlich muss man der männlichen Anatomie gerecht werden. Dessous oder High Heels sind aber in immer größerer Auswahl auch in Männergrößen und -schnitten zu finden.
Ein großer Teil der Damenwäscheträger lebt die eigene Lust nach wie vor verschämt für sich allein aus. Häufig ist nicht einmal die Partnerin beziehungsweise der Partner darüber im Bilde. Mittlerweile wagen sich die DWTs aber in größerer Zahl aus der Deckung. Zu Hause, im Swingerclub oder bei erotischen Partys kann man(n) sich in Damenwäsche dann recht frei und ungezwungen bewegen. Einige wenige Damenwäscheträger bringen ihre Vorliebe zur Perfektion. Dann holen sie sich Styling- und Schminktipps bei Kosmetikerinnen, rasieren sich ganz selbstverständlich die Körperbehaarung und trauen sich in ihrer Rolle auch in die Öffentlichkeit.
Eine ebenfalls wachsende Gruppe von Damenwäscheträgern integriert bestimmte Frauenkleidung in das alltägliche, androgyne Styling. (Leder-)Leggings, Rüschenblusen oder Schuhe mit hohem Blockabsatz etwa lassen sich auch gekonnt in viele männliche Outfits integrieren. Auch das Schminken mit Rouge oder Kajal ist nicht per se der Damenwelt vorbehalten.
Welche Männer haben diese Neigung?
Es gibt nach wie vor große Vorbehalte gegenüber DWTs. Nicht wenige Hobby-Psychologen erkennen darin eine Form der Perversion, die in traumatischen Kindheitserfahrungen wurzelt – oder eine andere Ursache hat. Tatsächlich sind diese Erklärungsversuche aber aus der Luft gegriffen.
Fakt ist: In vergangenen Jahrhunderten war es vollkommen normal, wenn Männer des Adels Langhaarperücken trugen, sich schminkten und Seidenstrümpfe zu Absatzschuhen trugen. Es greift also zu kurz, die heutige ‚Normalität‘ als naturgegebene Gesetzmäßigkeit zu betrachten. Auch die Behauptung, Damenwäscheträger seien generell schwul oder homosexuell, entbehrt jeder Grundlage.
Wie viele Männer tatsächlich zu den DWTs gezählt werden können, ist nicht festzulegen. Zudem gibt es immer mehr explizite Männerwäsche, die dicht an der Damenmode angelehnt ist. Spitzenwäsche oder Nylonstrumpfhosen sind dafür zwei typische Beispiele.
Übrigens lieben und leben auch zahlreiche Prominente das androgyne Spiel mit dem Styling. Was Prince und Michael Jackson durch ihr extravagantes Auftreten auf die Spitze getrieben haben, zeigt Cristiano Ronaldo subtiler. Er hat sich bereits mit lackierten Zehennägeln in der Sauna fotografieren lassen.
Was gilt es zu beachten?
Das Tragen von Damenwäsche ist auch für Männer keine Perversion, sondern kann einen durchaus reizvollen Aspekt der Sexualität darstellen. In der Öffentlichkeit wird man(n) beim Tragen weiblicher Kleidung natürlich kritisch beurteilt. Es kann aber eine schöne Herausforderung sein, ein individuell stimmiges Outfit zu kreieren. Dann spielt die Zuordnung zu einem Geschlecht nur noch eine nachrangige Rolle.