Im Kontext von BDSM bezeichnet Fernerziehung eine Praktik, bei der ein*e Top eine*n submissive*n und/oder masochistische*n Bottom aus der Distanz heraus kontrolliert und diszipliniert. Für das Ausüben der dabei gewünschten Kontrolle sind sowohl physische als auch psychologische Aspekte von Relevanz, weshalb hierbei die Nutzung von technischen Hilfsmitteln oftmals eine entscheidende, durchaus prickelnde Rolle spielen.
Wie funktioniert eine Fernerziehung?
Im Prinzip funktioniert die Fernerziehung ähnlich wie eine andere BDSM-Beziehung auch. Zunächst klären die Beteiligten ab, welche Schwerpunkte sie setzen wollen.
- Welche Aspekte von Bondage, D/s und SM sollen im Mittelpunkt stehen?
- Welche Praktiken bieten sich dafür an – und sind in der „Selbstanwendung“ auch tatsächlich sicher genug?
- Was sind Must-haves und No-Gos?
Eine aufrichtige und empathische Kommunikation ist dabei von besonderer Bedeutung, zumal später besondere Disziplin gefragt ist, um den nicht (oder nur sehr eingeschränkten) persönlichen Kontakt auszugleichen.
Dafür kann das Stellen und Kontrollieren von Aufgaben, deren Erfüllung die*der Bottom auf eine bestimmte Weise erfüllen muss, besonders reizvoll sein. Das Aufgabenfeld ist dabei so bunt und kreativ, wie es die*der Top und die*der Bottom selbst sind. Infrage kommen können dafür unter anderem
das Erledigen von Hausarbeiten in bestimmten Outfits |
Selbstzüchtigungen |
Tease-and-Denial in Kombination mit ferngesteuerten Sextoys |
Wachsspiele |
ein frivoles (Solo-) Ausgehen – ebenfalls gern mit Sextoys kombiniert |
Keuschhaltung |
Die Dokumentation der Vorgänge erfolgt dabei über das Aufzeichnen von Videos, Bildern und/oder Tonaufnahmen. Dabei ist es einerseits denkbar, dass die*der Top „nur“ die Aufzeichnung ansieht oder -hört und auswertet. Andererseits kann sie*er sich natürlich auch live zuschalten lassen und bestimmte Anordnungen durchgeben. In jedem Fall muss die*der Bottom viel Selbstdisziplin bei der Fernerziehung mitbringen. Was schon allein daran liegt, dass sie*er sich aufgrund des räumlichen Abstands zur*zum Top bei Bedarf ja aktiv in deren*dessen Sinne selbst bestrafen muss.
Für wen kann sich eine Fernerziehung anbieten und worauf muss man dabei achten?
Eine Erziehung über die räumliche Distanz ist für verschiedene Personen aus unterschiedlichen Gründen interessant. Paare nutzen sie als zusätzlichen Bestandteil ihrer Fernbeziehung , um auch in Zeiten des Sich-nicht-Sehens gemeinsam
BDSM miteinander zu (er-)leben.
Aber auch Einzelpersonen, die vielleicht (noch) kein Domina-Studio persönlich besuchen möchten oder es nicht können, haben so ebenfalls die Möglichkeit, bestimmte Vorlieben dennoch auszuleben und ihre Eindrücke zu vertiefen. Und natürlich gibt es auch noch weitere Faktoren, weshalb die Fernerziehung beim individuellen BDSM eine Rolle spielen kann.
Ohnehin braucht es aber, wie bereits angesprochen,
- eine klare Kommunikation,
- eine genaue Kenntnis über die anzuwendenden Praktiken und die damit verbundenen Sicherheitsaspekte,
- ein Safeword und/oder ein anderweitiges Abbruchzeichen sowie
- gegenseitiges Vertrauen und
- einen klaren Schutz der miteinander geteilten Aufnahmen und anderweitigen Daten.